Sunday, 21 January 2018

(3) Neoliberal Economics and Its Rival — Effective Demand

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For an English summary go to the bottom of the post. Siehe eine kurze englische Zusammenfassung am Ende des Posts.


Effektive Nachfrage

In den „Theorien über den Mehrwert“ legt Marx dar, warum die klassische Annahme falsch ist, dass es im Kapitalismus weder eine allgemeine Überproduktionskrise, noch unfreiwillige Beschäftigungslosigkeit geben könne. Marx zufolge ist es sogar eine dem Kapitalismus innewohnende Notwendigkeit, derlei Krisen und mit ihnen Arbeitslosigkeit hervorzubringen.

Marx' Prämisse hebt darauf ab, dass Kapitalisten danach streben, ihren Wohlstand durch Vereinnahmung von Mehrwert auszuweiten. Unter Mehrwert versteht Marx den Wert der Produktion, der über den Wertanteil hinausgeht, der an die Arbeiter in Form von Löhnen gezahlt wird. Um Gewinne zu erzielen, muss der Kapitalist demnach um zweierlei bemüht sein: 

  • (a) die relativen Anteile von Arbeitern und Kapitalisten am Wert der Produktion zugunsten Letzterer zu verschieben, also: die Löhne der Arbeiter, damit aber auch deren Kaufkraft, möglichst gering zu halten, 

  • (b) die erzeugten Waren im vollen Umfang der Produktion auf Märkten zu verkaufen, denen jedoch durch die Kaufkraft der Arbeiter Grenzen gezogen sind. Das heisst, die Kaufkraft der Abnehmer mag zu gering sein, um den von den Firmen angebotenen Ausstoß in vollem Umfang abzunehmen.

In den Augen von Marx war damit der Grundwiderspruch des Kapitalismus offengelegt: Um ihren Profit zu maximieren, setzen die Kapitalisten alles daran, einen möglichst hohen Mehrwert aus den Arbeitern zu pressen, indem sie diese durch Lohnbeschränkung – d. h. durch Überlassung eines steigenden Mehrwertanteils an die Kapitalisten – zu unbezahlter Arbeit zwingen. Doch um den Mehrwert zu realisieren, muss dieser den Kapitalisten in Gestalt von Geld zufließen – Geld, das nur durch den erfolgreichen Absatz der produzierten Waren einzunehmen ist. Die größte Verbrauchergruppe, eben die Arbeiter, büßt aber durch die Beschneidung ihres Anteils am Mehrwert an Kaufkraft ein, d. h. ihre Fähigkeit, die produzierten Waren zu kaufen und damit Geldprofite in die Kassen der Kapitalisten zu spülen, lässt nach.

Um ihre Profite zu maximieren, sind die Kapitalisten auf eine möglichst hohe effektive (also tatsächlich ausgeübte) Kaufkraft der Verbraucher angewiesen – oder auf effektive Nachfrage, wie Keynes es nannte. 

Um es genauer zu fassen: Effektive (also durch Zahlung beim Erwerb einer Ware vollzogene) Nachfrage entspricht dem Niveau an angebotener Produktion, bei dem die Gewinnerwartungen der Unternehmen in Einklang mit den wie erhofft tatsächlich auch vorgenommenen Ausgaben von Verbrauchern und Firmen stehen.

Damit ist überhaupt erst das Konzept der Beschäftigungslosigkeit in den Fokus wirtschaftswissenschaftlicher Betrachtungen gerückt. Das Niveau der effektiven Nachfrage zieht der profitablen Ausdehnung privatwirtschaftlich bereitgestellter Produktion eine Grenze. Damit ist auch dem Beschäftigungsniveau eine Grenze gezogen. Es gibt keine Garantie dafür, dass das Niveau der effektiven Nachfrage immer ausreichen wird, um Vollbeschäftigung zu gewährleisten. Nach Marx, wird der Kapitalismus diese Grenze seiner Natur gemäß regelmäßig unterschreiten.

Was Marx und Keynes verbindet, ist also die Erkenntnis, dass „capitalism runs on sales“ – das Herzblut des Kapitalismus sind Verkaufserlöse. Wenn diese unzureichend sind, wird das System unweigerlich in eine Krise gestürzt, die Überproduktion und Arbeitslosigkeit mit sich bringt.

Demgegenüber waren die Klassiker davon überzeugt, dass ein flexibler Arbeitsmarkt immer dafür sorgt, dass die Reallöhne sich auf einem Niveau bewegen, das Vollbeschäftigung gewährleistet.

Marx und Keynes haben ihnen diese Suppe versalzen, indem sie zeigten, dass nicht die Flexibilität des Arbeitsmarktes die ausschlaggebende Bedingung für Vollbeschäftigung ist, sondern das Niveau der effektiven Nachfrage.


***


Just a brief summary in English — for an excellent English exposition click here.

The classic economists believed that in a free economy that is not interfered with by injudicious political interventions, all markets would automatically clear. The economy as a whole would be in equilibrium, meaning: all resources are being optimally and hence fully utilised, implying permanent full employment. Full employment is driven by the labour market that is ideally flexible in the sense that real wages will always adjust to accommodate all workers seeking employment to any given level of output.

Underlying the classic model — as well as still dominant modern variants of it — is the assumption that Says's law prevails: "supply creates its own demand".

The idea here is that rational people will only produce goods that they can be sure will be in demand and bought of them. On a small scale, this may not be achieved in individual cases, but in the aggregate demand-creating supply will work. For a further assumption is that people are capable of quickly refocusing production to provide goods for which demand is strongly felt and therefore high. Another premise is that human needs are unlimited, for which reason it is always possible to come up with products that kindle sufficient demand.

However, as Marx and Keynes demonstrate, Say's law is faulty.

For one, absolute needs must be distinguished from relative needs. The former are indeed probably unlimited, while the latter are rationed by price, i.e. the ability to purchase the good or service satisfying a need is limited.

According to Marx, whether full employment equilibrium can or cannot obtain depends not on attempts to humour unrationed (absolute)  needs but on the level of purchasing power available to buy whatever output is on offer. Purchasing power or effective demand, as Keynes will call it later, is the key to employment levels. Effective demand defines the point at which output corresponding to capitalists profit expectations coincides with the actual purchases of consumers and firms. There is no reason to assume that effective demand must necessarily coincide with levels of output that permit full employment.

Indeed, Marx argues that capitalism is naturally prone to crises of overproduction and severe unemployment. This is owing to a fundamental contradiction in capitalism. Capitalists maximise profit by enhancing surplus value, i. e. the surplus of the value of produced goods over the value of wages. To improve profits capitalists need to cut the share of wages in the overall value of output. At the same time, the only way to realise surplus value is by actually selling the output. Always intent on squeezing wages in order to maximise surplus value, capitalists undermine thereby their ability to realise surplus value by selling output. After all, workers represent the largest part of consumers, and with smaller wages their purchasing power diminishes and fewer goods can be sold to them, leaving the capitalists with less realised surplus value.

In the world of the classics, the key and guarantor of full employment is a flexible labour market, where wages quickly adjust to a given level of output

In contradistinction to the classics, Marx and Keynes argue that effective demand drives employment levels.

Labour markets may be as flexible as one wishes them to be, still their adabtability as such is powerless to overcome a lack of effective demand — leaving aside the important issue just how flexible labour markets ought to be, considering workers' legitimate rights.


Continued here / fortgesetzt hier

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