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Continued from / Fortsetzung von (2) Neoliberal Economics and Its Rival — Say's Law
For an English summary go to the bottom of the post. Siehe eine kurze englische Zusammenfassung am Ende des Posts.
Effektive Nachfrage
In den „Theorien über den Mehrwert“
legt Marx dar, warum die klassische Annahme falsch ist, dass es im
Kapitalismus weder eine allgemeine Überproduktionskrise, noch
unfreiwillige Beschäftigungslosigkeit geben könne. Marx zufolge ist es
sogar eine dem Kapitalismus innewohnende Notwendigkeit, derlei Krisen
und mit ihnen Arbeitslosigkeit hervorzubringen.
Marx'
Prämisse hebt darauf ab, dass Kapitalisten danach streben, ihren
Wohlstand durch Vereinnahmung von Mehrwert auszuweiten. Unter Mehrwert
versteht Marx den Wert der Produktion, der über den Wertanteil
hinausgeht, der an die Arbeiter in Form von Löhnen gezahlt wird. Um
Gewinne zu erzielen, muss der Kapitalist demnach um zweierlei bemüht
sein:
- (a) die relativen Anteile von Arbeitern und Kapitalisten am Wert der Produktion zugunsten Letzterer zu verschieben, also: die Löhne der Arbeiter, damit aber auch deren Kaufkraft, möglichst gering zu halten,
- (b) die erzeugten Waren im vollen Umfang der Produktion auf Märkten zu verkaufen, denen jedoch durch die Kaufkraft der Arbeiter Grenzen gezogen sind. Das heisst, die Kaufkraft der Abnehmer mag zu gering sein, um den von den Firmen angebotenen Ausstoß in vollem Umfang abzunehmen.
In
den Augen von Marx war damit der Grundwiderspruch des Kapitalismus
offengelegt: Um ihren Profit zu maximieren, setzen die Kapitalisten
alles daran, einen möglichst hohen Mehrwert aus den Arbeitern zu
pressen, indem sie diese durch Lohnbeschränkung – d. h. durch
Überlassung eines steigenden Mehrwertanteils an die Kapitalisten – zu
unbezahlter Arbeit zwingen. Doch um den Mehrwert zu realisieren, muss dieser
den Kapitalisten in Gestalt von Geld zufließen – Geld, das nur durch
den erfolgreichen Absatz der produzierten Waren einzunehmen ist. Die
größte Verbrauchergruppe, eben die Arbeiter, büßt aber durch die Beschneidung ihres Anteils am Mehrwert an Kaufkraft ein, d. h. ihre Fähigkeit,
die produzierten Waren zu kaufen und damit Geldprofite in die Kassen der Kapitalisten
zu spülen, lässt nach.
Um
ihre Profite zu maximieren, sind die Kapitalisten auf eine möglichst
hohe effektive (also tatsächlich ausgeübte) Kaufkraft der Verbraucher
angewiesen – oder auf effektive Nachfrage, wie Keynes es nannte.
Um
es genauer zu fassen: Effektive (also durch Zahlung beim Erwerb einer
Ware vollzogene) Nachfrage entspricht dem Niveau an angebotener
Produktion, bei dem die Gewinnerwartungen der Unternehmen in Einklang
mit den wie erhofft tatsächlich auch vorgenommenen Ausgaben von Verbrauchern und Firmen stehen.
Damit
ist überhaupt erst das Konzept der Beschäftigungslosigkeit in den Fokus
wirtschaftswissenschaftlicher Betrachtungen gerückt. Das Niveau der
effektiven Nachfrage zieht der profitablen Ausdehnung
privatwirtschaftlich bereitgestellter Produktion eine Grenze. Damit ist
auch dem Beschäftigungsniveau eine Grenze gezogen. Es gibt keine
Garantie dafür, dass das Niveau der effektiven Nachfrage immer
ausreichen wird, um Vollbeschäftigung zu gewährleisten. Nach Marx, wird
der Kapitalismus diese Grenze seiner Natur gemäß regelmäßig
unterschreiten.
Was
Marx und Keynes verbindet, ist also die Erkenntnis, dass „capitalism
runs on sales“ – das Herzblut des Kapitalismus sind Verkaufserlöse. Wenn
diese unzureichend sind, wird das System unweigerlich in eine Krise
gestürzt, die Überproduktion und Arbeitslosigkeit mit sich bringt.
Demgegenüber
waren die Klassiker davon überzeugt, dass ein flexibler Arbeitsmarkt
immer dafür sorgt, dass die Reallöhne sich auf einem Niveau bewegen, das Vollbeschäftigung gewährleistet.
Marx
und Keynes haben ihnen diese Suppe versalzen, indem sie zeigten, dass
nicht die Flexibilität des Arbeitsmarktes die ausschlaggebende Bedingung
für Vollbeschäftigung ist, sondern das Niveau der effektiven Nachfrage.
***
Just a brief summary in English — for an excellent English exposition click here.
The
classic economists believed that in a free economy that is not
interfered with by injudicious political interventions, all markets
would automatically clear. The economy as a whole would be in
equilibrium, meaning: all resources are being optimally and hence fully
utilised, implying permanent full employment. Full employment is driven
by the labour market that is ideally flexible in the sense that real
wages will always adjust to accommodate all workers seeking employment to
any given level of output.
Underlying
the classic model — as well as still dominant modern variants of it —
is the assumption that Says's law prevails: "supply creates its own
demand".
The
idea here is that rational people will only produce goods that they can
be sure will be in demand and bought of them. On a small scale, this
may not be achieved in individual cases, but in the aggregate
demand-creating supply will work. For a further assumption is that
people are capable of quickly refocusing production to provide goods
for which demand is strongly felt and therefore high. Another premise is
that human needs are unlimited, for which reason it is always possible
to come up with products that kindle sufficient demand.
However, as Marx and Keynes demonstrate, Say's law is faulty.
For
one, absolute needs must be distinguished from relative needs. The
former are indeed probably unlimited, while the latter are rationed by
price, i.e. the ability to purchase the good or service satisfying a
need is limited.
According
to Marx, whether full employment equilibrium can or cannot obtain
depends not on attempts to humour unrationed (absolute) needs but on
the level of purchasing power available to buy whatever output is on
offer. Purchasing power or effective demand, as Keynes will call it
later, is the key to employment levels. Effective demand defines the
point at which output corresponding to capitalists profit expectations
coincides with the actual purchases of consumers and firms. There is no
reason to assume that effective demand must necessarily coincide with
levels of output that permit full employment.
Indeed,
Marx argues that capitalism is naturally prone to crises of
overproduction and severe unemployment. This is owing to a fundamental
contradiction in capitalism. Capitalists maximise profit by enhancing
surplus value, i. e. the surplus of the value of produced goods over the value of wages. To
improve profits capitalists need to cut the share of wages in the overall
value of output. At the same time, the only way to realise surplus value
is by actually selling the output. Always intent on squeezing wages in
order to maximise surplus value, capitalists undermine thereby their ability to
realise surplus value by selling output. After all, workers represent
the largest part of consumers, and with smaller wages their purchasing
power diminishes and fewer goods can be sold to them, leaving the capitalists
with less realised surplus value.
In
the world of the classics, the key and guarantor of full employment is a
flexible labour market, where wages quickly adjust to a given level
of output
In contradistinction to the classics, Marx and Keynes argue that effective demand drives employment levels.
Labour
markets may be as flexible as one wishes them to be, still their
adabtability as such is powerless to overcome a lack of effective
demand — leaving aside the important issue just how flexible labour
markets ought to be, considering workers' legitimate rights.
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