Thursday 23 August 2018

(4) Neoliberal Economics and Its Rival — The Overall Picture

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Fortgesetzt von / continued from here, here, here, here, and here.

This post is based on Bill Mitchell's series Keynes and the Classics.

Wenn eine Wirtschaft selbstregulierend sein soll, müssen ihre Einzelkomponenten in einer bestimmten Weise zusammenhängen. 

Selbstregulierend ist auch ein Fluss, der über die Ufer tritt und damit großen Schaden anrichtet. 

Unter selbstregulierend versteht die neoliberale Ökonomik jedoch die Fähigkeit, ein harmonisches Gleichgewicht hervorzubringen, in dem niemand zu Schaden kommt. Mehr noch, das Gleichgewicht, das dem neoliberalen Ökonomen vorschwebt, erzeugt wirtschaftliche Ergebnisse und sogar soziale Verhältnisse, die sich auf keine andere Weise verbessern lassen. Es sind also die höchsten Ansprüche, die die neoliberale Lehre in einer freien Wirtschaft verwirklicht sieht: Schadensfreiheit und mehr noch: unübertreffliche Ergebnisse.

Wir greifen folgende Einzelkomponenten dieser Harmonielehre heraus, die gemäß neoliberaler Ökonomik jeweils für sich Gleichgewichtszustände herstellen und im Zusammenwirken untereinander ein übergreifendes Gleichgewicht bewirken.

(1) Da ist der Arbeitsmarkt, an dem die Reallöhne und das Beschäftigungsniveau bestimmt werden. Das neoliberale Modell des Arbeitsmarkts soll angeblich zeigen, dass unfreiwillige Arbeitslosigkeit unmöglich ist.

(2) Hinzukommt eine Produktionstheorie basierend auf dem "Gesetz" vom abnehmenden Ertragszuwachs. Diese Theorie soll zeigen, dass die vollständige Nutzung aller zur Verfügung stehenden Ressourcen und somit Vollbeschäftigung gewährleistet sind und zur Bereitstellung des maximalen Ausstoßes führen, und zwar auf die effizienteste Weise, zu der die Wirtschaft fähig ist.

(3) Des Weiteren wird uns eine Theorie angeboten, die nachweisen will, wie Anpassungen des Zinsniveaus zu einem Gleichgewicht zwischen Ersparnissen und Investitionen führen, sodass eine unzureichende volkswirtschaftliche Gesamtnachfrage gar nicht erst zustande kommen kann.

(4) Schließlich werden diese Komponenten noch um eine Theorie ergänzt, die das Preisniveau erklären will: die Quantitätstheorie des Geldes, wonach das allgemeine Preisniveau direkt proportional der Geldmenge ist.

Damit sind alle realen und nominellen Größen der Wirtschaft erfasst und in ihrer Funktion erklärt.

(1) Flexible Arbeitsmärkte, d. h. unbegrenzt flexible Löhne, sorgen dafür, dass jeder, der Arbeit finden will, diese auch bekommt. (2) Das Kriterium für die Nachfrage nach Arbeitskräften seitens der Unternehmen ist das Grenzprodukt der Arbeit, d. h. der positive Beitrag einer zusätzlichen Arbeitskraft zum Unternehmensgewinn. (3) Ersparnisse, die den Mittelzufluss für die Unternehmen gewährleisten und gleichzeitig das Verhältnis anzeigen, in dem derzeitiger und künftiger Konsumbedarf zueinander stehen, werden durch das variable Zinsniveau mit dem Investitionsaufkommen abgestimmt. Wenn der künftige Konsumbedarf hoch (niedrig) ist, sind die Konsumenten bereit relativ viel (wenig) Geld heute auszuleihen, sprich: heute weniger (mehr) auszugeben/zu konsumieren, um morgen über umso größere (geringere) Kaufkraft zu verfügen. Bei starker (geringer) Nachfrage nach Anlagemöglichkeiten sinken (steigen) die Zinsen, der Anreiz zu investieren steigt (lässt nach). Den Unternehmen stehen damit investive Mittel zur Verfügung, die mit der künftigen Nachfrage synchronisiert sind. Ein Nachfragedefizit ist ausgeschlossen. Es ist immer genügend (angebotskonforme) Kaufkraft vorhanden, um die produzierten Waren vollständig und zu den benötigten Preisen abzusetzen. (4) Die einzige Rolle des Staats besteht darin, die Geldmenge zu steuern, sprich das Geldangebot zu erhöhen, wenn das Preisniveau zu niedrig erscheint oder es zu senken, wenn Inflation droht.

Daran glaubt, wer an die freie Marktwirtschaft glaubt. Wer an etwas anderes glaubt, glaubt nicht an die freie Marktwirtschaft. 

Es ist leicht zu behaupten, die freie Marktwirtschaft sei selbstregulierend und führe zu optimalen Resultaten. Schwieriger wird es, wenn diese Behauptungen im einzelnen nachzuweisen sind. Dazu benötigt man Theorien. Und das, was ich oben zusammengefasst habe, besagen diese Theorien. Sie enthalten Aussagen, die leicht angegriffen werden können, indem man ihnen nachweist, dass sie von der Wirklichkeit weit entfernt sind.

Bekenntnisse zur freien Marktwirtschaft unterstellen, dass die von mir dargestellte Wirtschaftstheorie korrekt, d. h. in der Realität wiederzufinden ist. 

Wie ich aus eigener Erfahrung weiß, beruht das Bekenntnis zur freien Marktwirtschaft (als einem Idealtyp, der die Wirtschaftspolitik leiten soll) auf einem schemenhaften Sich-Erinnern, einem hoffnungsvollen Andeuten einer Theorie, die zu kompliziert für den Augenblick, aber – wie man es sich einbildet – bestens beglaubigt und ganz gewiss zutreffend sei. Idealisierende Bekräftigungen der freien Wirtschaft beruhen auf dem wohlklingenden Echo einer falschen Theorie und mithin auf Selbsttäuschung.

Das soll kein Abgesang sein auf eine gemischte Wirtschaft weit entfernt vom Sozialismus (der durch die Verstaatlichung der Produktionsmittel definiert ist), mit hohen Anteilen privater Dispositionsfreiheiten und umsichtigen, ständiger öffentlicher Kontrolle ausgesetzten Wirtschaftseingriffen des Staats.

Im Gegenteil, sollen eine vom Sozialismus klar abgegrenzte Wirtschaft und das Freie an ihr besser verstanden werden, ist es unumgänglich, von der Gewohnheit Abschied zu nehmen, sie mittels einer pauschalen Freiheitsthese heiligzusprechen.

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