Wednesday 31 May 2017

(4) Understanding Money [DE] — Money as Debt and Credit — Bank Money (d)

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Die mit Abstand gebräuchlichste Form von Geld ist Bank-Geld, sprich Geld, das von Banken emittiert wird.

Banken emittieren Geld, indem sie Kredite vergeben. Im Zuge der Gewährung eines Kredits an einen Kunden wird diesem der Kreditbetrag auf einem Einlagen-Konto bei der kreditgebenden Bank gut geschrieben. Kredite erzeugen Einlagen und auf diese Weise erzeugte Einlagen schaffen neues Geld, das nun in die Wirtschaft gepumpt werden kann — mit Hilfe des Zahlungssystems, das die Banken gemeinsam betreiben.

Es gibt eine Reihe von Gründen, warum Bank-Geld sich dermaßen großer Nachfrage erfreut, dass es den überwiegenden Teil des Geldes ausmacht, das wir mit den gängigen Geldmengen-Kennzahlen (M1 etc.) erfassen.

Vorab der wichtigste Grund: der Staat und seine diversen Institutionen (besonders Finanzministerium und Zentralbank) unterstützen das Bankwesen — durch Lizenzen, einen rechtlichen Rahmen, Aufsicht und operative Unterstützung (z.B. durch die Zentralbank) — in einer Weise wie sie das bei privatem Geld nicht tun.

Deshalb ist es auch nicht ganz einfach, Bank-Geld zu erklären ohne Staats-Geld (vor allem in Gestalt von Bank-Reserven bei der Zentralbank) zu erklären. Trotzdem wollen wir es versuchen, während wir uns das Staats-Geld für den nächsten Post aufheben.

Der innige Bund zwischen Banken und Staat zeigt sich schon darin, dass Banken ihr Geld in der vom Staat gewollten Rechnungseinheit denominieren: in der Staatswährung. Dollar in den USA z.B.

Kurz gesagt ist es so, dass die Staatswährung deshalb so weit verbreitet ist, dass sie als allgemeines Zahlungsmittel Anerkennung findet, weil der Staat alle Forderungen, die er gegen uns hat, in der von ihm gewählten Staatswährung beglichen wissen will — auch die Steuern, die er erhebt. Das schafft kräftig Nachfrage nach der Staatswährung. Deshalb ist sie gebräuchlicher als Supermarkt-Gutscheine, BASF-Aktien oder Bitcoin-Gutschriften.

Der spezielle Konnex zwischen Banken und dem Staat bedeutet, dass Banken  uns mit Staatsgeld versorgen können, wenn wir dies verlangen: einerseits, in dem sie unsere Einlagen (Bank-Geld) auf unsere Veranlassung hin in (nur vom Staat emittiertes) Bargeld in Form von Banknoten und Münzgeld umwandeln.

Andererseits sind Banken in der privilegierten Lage, das (Bank-)Geld, das wir bei ihnen einzahlen/vorhalten, in Staats-Geld zu konvertieren und an den Staat weiterzuleiten, damit wir unsere Schulden beim Fiskus begleichen können. Oder anders gesagt, wenn wir eine Bank anweisen, unsere Steuerschulden beim Finanzamt zu begleichen, können wir davon ausgehen, dass sie das mit dem Bank-Geld, das sich in unserem Besitz befindet, tun kann und tun wird. Andere Gelder, Martins Zettel in der Reisekasse oder die Gutscheine des Supermarkts, eignen sich nicht dazu.

Wie oben im zweiten Absatz dargestellt, sind Banken imstande, mit dem von ihnen emittierten Geld, Kaufkraft zu schaffen, die wir benötigen, um uns als Konsumenten besser zu stellen oder um eine florierende Wirtschaft zu schaffen. Zum Beispiel, wenn uns das Geld fehlt, eine Firma zu gründen oder eine Fabrik zu bauen. Als Kreditgeber sind Banken darauf spezialisiert einzuschätzen, ob jemand es verdient, dass man für ihn nagelneue Kaufkraft erzeugt—zumindest aber, ob der Betreffende "gut genug dafür ist", den ausgereichten Kredit mit Zinseszins zurückzuzahlen.

Außerdem können wir uns darauf verlassen, dass das Bank-Geld auf den Konten unserer Banken sicher ist, Denn der Staat garantiert es per Einlagen-Versicherung—abgesehen von anderen Vorkehrungen, mit denen der Staat dafür sorgt, das Banken recht sichere Einrichtungen sind. Wir brauchen nicht zu befürchten, dass unsere Einlagen plötzlich verschwinden oder dass nur ein kleiner Teil von ihnen auf Grund des Verschuldens der Bank übrig geblieben ist.

Ganz besonders wichtig ist ein weiterer Vorzug des Bank-Geldes—nämlich dass der flächendeckende Zahlungsverkehr auf dieses Geld stützt. Wir können mit jeder anderen Person oder Institution, die auch über Bank-Geld verfügt und also ein Bank-Konto besitzt, Zahlungen zu deren oder zu unseren Gunsten vornehmen lassen, je nachdem, welche Stellung wir in einer Transaktion einnehmen (Käufer oder Verkäufer, Schuldner oder Gläubiger).

Der von den Banken organisierte Zahlungsverkehr beruht darauf, dass wir mit Bank-Geld — den Verbindlichkeiten, die Banken uns gegenüber in Form von Einlagen haben — die von uns gewünschten Zahlungen vornehmen können. Anders gesagt, verpflichtet sich eine Bank einem Einleger gegenüber dazu, auf dessen Anweisung und bei Vorliegen eines Haben-Saldos (und gewisser anderer Bedingungen) seine Schulden (Zahlungsverpflichtungen) bei (Kunden von) anderen Banken zu begleichen.

Die Einlagen, die ich bei einer Bank habe, sind aus meiner Sicht eine Forderung an die Bank und aus Sicht der Bank eine Verbindlichkeit gegenüber mir. Wenn ich meine Bank (A) anweise, einer anderen Partei (sagen wir Firma X) Geld zu überweisen, wird meine Einlage und damit meine Forderung gegenüber meiner Bank (A), aber auch die Verbindlichkeit der Bank (A) mir gegenüber, um den entsprechenden Betrag reduziert. Durch den Transfer entsteht eine um diesen Betrag erhöhte Verbindlichkeit einer anderen Bank (B) gegenüber ihrem Kunden, hier der Firma (X), der wir das Geld überwiesen haben. Nach Zahlungseingang kann diese Firma (X) ihrerseits wiederum Zahlungen vornehmen, wie wir es getan haben, indem sie gewissermaßen mit den Verbindlichkeiten, die ihre Bank (B) ihr gegenüber hat, ihre Schulden bei anderen Parteien bezahlt. Durch den Zahlungsverkehr erhöhen und verringern sich die Verbindlichkeiten, die Banken gegenüber ihren Einlegern haben, unentwegt und wandern dabei von Bank zu Bank. Zur Verrechnung bedarf es des Zugangs zu einer Form von Staats-Geld, das den Banken vorbehalten ist: Bank-Reserven bei der Zentralbank.

Bevor wir uns jetzt dem Staatsgeld zuwenden, sei noch einmal daran erinnert:

Wie jeder Form von Geld, liegt auch dem Bank-Geld ein Schuldverhältnis, genauer die Verschuldung des Geld-Emittenten gegenüber dem Akzeptanten seines Geldes zugrunde.

English version / Englische Version.

Fortgesetzt hier.

Monday 29 May 2017

Saint Guilhem le Désert

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I visited Saint Guilhem le Désert in May 2012. So perhaps the film was shot at the time I was there. It was a perfect summer day, serene, clear and pleasantly hot; one was engulfed by lushly blooming nature.

Ich habe Saint Guilhem le Désert im Mai 2012 besucht. Vielleicht wurde dieser Film gedreht just als ich dort war. Es war ein vollendeter Sommertag, heiter, klar und angenehm heiß: man war umfangen von üppig aufblühender Natur.


Cool in Bygone Days (21) — Wayne Shorter, Ron Carter et al, Miyako

Image credit. Saint -Guilhem-le-Désert — I've been there on a hot, clear, and lush summer day in May 2012. Unforgettably beautiful.


Soothing, and so slow, the piece feels to me a lot longer than 3 minutes 45.




(3) Understanding Money — Money as Debt and Credit — Private Money (c)

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Continued from here / fortgesetzt von hier.


Privat-Geld


Grundsätzlich steht es jedem frei, sich mit einer anderen Person (oder Institution) in eine Beziehung zu begeben, in der die eine Partei Gläubiger und die andere Schuldner ist. Eine derartige Beziehung begründet eine Art von Geld(-erzeugendem-Verhältnis)—erinnern wir uns: Geld beruht auf einer sozialen Beziehung.

In modernen Gesellschaften lassen sich drei Formen von Geld unterscheiden. 

Privat-Geld,

Bank-Geld, und

Staats-Geld.

Im Fall von Privat-Geld verschuldet sich eine private Person gegenüber einer anderen.

Ich nehme € 100 Euro aus der gemeinsam mit Uschi unterhaltenen Reisekasse (weil ich gerade Bargeld benötige und keine Zeit habe zum Geldautomaten zu gehen), und lege mein eigenes Geld in die Kasse, einen Zettel, auf dem ich anerkenne, der Reisekasse € 100 zu schulden, und mich zur Begleichung dieser Schuld (sagen wir, am nächsten Tag) bereiterkläre. 

Wenn Uschi mir am nächsten Tag mein (selbst-erzeugtes) Geld — den Zettel, den ich in die Kasse gelegt hatte — vorlegt, zücke ich, der Emittent dieses meines eigenen Geldes, meine Brieftasche und händige ihr, wie in meinem Schuldanerkenntnis versprochen, € 100 zwecks Einzahlung (rückzahlungshalber) in die Reisekasse aus. Meine Schuld ist getilgt. Mein (selbst geschaffenes) Geld hat sich in Luft aufgelöst. Die spezielle Geldbeziehung zwischen Uschi (der Sachwalterin der Reisekasse) und mir ist mit der Tilgung meiner Schuld beendet—erinnern Sie sich: Geld ist eine Verbindlichkeit (aus der Warte des Geld-Emittenten) und ein Gläubiger-Anspruch (aus der Warte des Geld-Akzeptors); wenn dieses Schuldner-Gläubiger-Verhältnis nicht mehr existiert, verschwindet auch das Geld, das durch diese Beziehung ins Leben gerufen worden ist.

Es gibt viele Formen von Privat-Geld — die freilich, wie mein Privat-Geld in der Reisekasse, oft mehr oder weniger stark verzahnt sind mit den beiden anderen Formen von Geld, die wir gleich noch eingehender behandeln werden: Bank-Geld und Staats-Geld.

Hier ein Beispiel von reinem Privat-Geld: Ein Supermarkt, der Gutscheine ausgibt, emittiert Privat-Geld. Er verschuldet sich mir gegenüber, indem er verspricht, bei (Wieder-)Aushändigung seines privaten Geldes durch mich an ihn, mir gegenüber eine bestimmte Verpflichtung einzulösen, zum Beispiel: mir beliebige Waren aus seinem Sortiment im (nominellen) Wert (des Gutscheins) von € X zu überlassen. Löse ich die Gutscheine allesamt ein und erhalte die versprochenen Waren, endet unsere Geldbeziehung.

Firmen emittieren privates Geld, indem sie zum Beispiel Aktien oder Schuldtitel ausgeben. Hat ein Unternehmen eine Anleihe vollständig zurückgezahlt, enden die Schuldner-Gläubiger-Beziehungen, die die Firma mit dieser speziellen Form von Geld einmal begründet hatte.

Regionale Gelder (anerkannt als Zahlungsmittel zwischen Angehörigen einer Kleinstadt) oder Bitcoin, ein elektronisches Zahlungsmittel, stellen Privat-Geld dar.

Wie gesagt, es gibt zahlreiche Arten von Privat-Geld. Sie haben ihren Platz unter uns. Aber sie stoßen auch an Grenzen, vor allem was ihre Bonität und allgemeine Anerkennung als Zahlungsmittel betrifft — Grenzen die dem Bank-Geld und dem Staats-Geld nicht gezogen sind.


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Private Money

In principle, anybody is free to establish a relationship with any other person (or institution) in which she is a debtor and her partner is the creditor. In doing so, she is involving herself in a relationship that constitutes a form of money—remember, money is based on a social relationship.

In modern society, we discern three forms of money.

Private money,

bank money, and

government money.

In the case of private money, one private person or institution gets into debt vis-à-vis another private person or institution.

I take € 100 out of the cash box with the holiday fund that Uschi and I keep. I need cash at once and do not have the time to go to the ATM. I put my own (that is: self-created) money into the box, a slip of paper, on which I state that I owe the holiday fund € 100 and that I am committed to pay back the debt, say, by tomorrow.

Next day, when Uschi hands me my money — the slip of paper that I had put in the cash box — I, the issuer of my slip-of-paper-money, pull out my wallet at once and hand her € 100, as promised on my IOU note in repayment of the sum that I had borrowed from the holiday fund yesterday. The debt I used to owe is gone. My self created money has disappeared. The special money relationship between Uschi (the purser in charge of the holiday fund) and me has come to an end upon my redeeming of the outstanding debt—remember, money is a relationship of debt (from the point of view of the money-issuer) and credit (from the point of view of the money acceptor); if that relationship ends, money based on it is extinguished.

There are many kinds of private money — many of which, however, are, like my private money in the cash box of the holiday fund, more or less tied to the other forms of money that we are going to examine in the next post: bank money and government money.

Here is an example of a pure type of private money: a super market that offers its customers vouchers, is issuing private money. The super market incurs a debt toward me, by promising to fulfil a certain committment — like letting me take away unpaid goods in the amount of the vouchers — upon my producing its private money. When I redeem the vouchers in full and receive the goods they entitle me to, my private money relationship with the super market is over. 

Another way in which firms issue private money is by offering shares or bonds. Once the company has paid back its bond, any debtor-creditor relationship ends that existed while the bond was still in circulation and unredeemed.

Local money (recognised as means of payment among inhabitants of a small town, for instance) or bitcoin, an electronic means of payment, represent private money.

Again, there are many kinds of private money around. They have a legitimate place among us. However, especially concerning their trustworthiness and general acceptance as a means of payment, they face limitations — unlike bank money and government money, to which we turn next.

Continued here / fortgesetzt hier.

(2) Understanding Money — Money as Debt and Credit (b)

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Continued from here /fortgesetzt von hier.


Money as debt and credit — money as a social relationship between debtor and creditor

Money can be viewed from different angles. One way of looking at it is particularly helpful in demystifying the phenomenon and placing it squarely in the reality of the modern world.

Money establishes a social relationship; it involves human beings relating to one another in particular roles (say, as bank customer and bank) and through certain institutional arrangements (say, via the formal procedures of running an account).

Money depends on a two-sided relationship involving the giver of the money and the taker of the money, the issuer of the money and the acceptor of the money, and to put the essence of it perhaps most distinctly: the money debtor and the money creditor.

Thus, money in all its forms may be considered an IOU, or even more broadly: a promise by the issuer of the money (made to the accpetor of the money) to fulfil an obligation (to perform a service, to deliver a product or to make a payment).

Hence, money is a way of defining, registering and consumating in orderly (i.e. mutually agreed) fashion a relationship of 

  • debt—owed by the money issuer to the money accpetor —, and 


  • credit—extended to the money issuer by the money acceptor.


Ultimately, money is an institution of civilised society that serves as facilitator of cooperation and coordination among human beings. 

Being social animals, humans stand in need of working together and coordinating their actions. They cannot survive unless collaboration and coordination among them work reasonably well; beyond the mere necessity of human collaboration, more sophisticated forms of synergy are apt to improve living conditions to levels far above the mere minimum. 

Whether driven by sheer necessity or the promise of exceptional welfare, what inclines man to strive for the benefits of being members of a collective is human nature itself — his gregariousness, his tendency to test and control the potential and limits of social interaction, his ingenuity and his propensity to experiment. 

In their many applications, the concept of obligation, the ideas of debt and credit, of right and duty, claim and liability, are absolutely central to social life among human beings, no less today than at the dawn of  mankind.

Not even the most loving relationship between fully responsible humans is sustainable without it being embedded in a tissue of mutual obligations. To take full advantage of their potential as socially complementary beings, humans must enter into relationships of mutual obligation.

Being a means to define, record, monitor, and carry out arrangements of mutual obligation, money is one of the most powerful tools by which man ensures the possibility of highly efficient cooperation among his kind.

Having established the underlying social fundamentals of money, we now turn to the three dominant forms money takes in modern times.



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Geld als Schuld und Kredit — Geld als soziale Beziehung zwischen Schuldner und Gläubiger

Geld lässt sich unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachten. Eine Sichtweise ist besonders hilfreich dabei, das Phänomen zu entmystifizieren und die Rolle aufzuzeigen, die Geld in der modernen Welt wirklich einnimmt. 

Geld begründet eine soziale Beziehung. Wo Geld im Spiel ist,  stehen Menschen in besonderen Rollen (z.B. als Bankkunde und Bank) und aufgrund bestimmter institutioneller Randbedingungen (z.B. durch die formalen Anforderungen einer Kontoverbindung) zueinander in Beziehung

Geld beruht auf einer zweiseitigen Beziehung, die den "Herausgeber" des Geldes und den "Abnehmer" des Geldes, (oder anders gesagt) den Geld-Emittenten und den Geld-Akzeptanten, und vielleicht das Grundlegendste am besten ausdrückend, den Geld-Schuldner und den Geld-Gläubiger miteinander verbindet.

In all seinen Formen mag man also Geld als ein Schuldanerkenntnis auffassen, oder noch weiter gefasst, als ein Versprechen des Geld-Emittenten (an den Geld-Akzeptanten), eine bestimmte Verpflichtung zu erfüllen — ( z.B. einen Dienst zu leisten, eine Ware zu liefern oder eine Zahlung zu tätigen).

So gesehen ist Geld ein Verfahren, mit dem man auf geordnete (d.h. gegenseitig vereinbarte) Weise eine Beziehung


  • der Verschuldung—des Geld-Emittenten gegenüber dem Geld-Akzeptanten, und

  • der Kreditgewährung—durch den Geld-Akzeptanten zugunsten des Geld-Emittenten

definiert, verzeichnet und vollzieht.

Letzten Endes ist Geld eine zivilisatorische Institution, die der Zusammenarbeit und der gegenseitigen Abstimmung zwischen Menschen dient.

Als soziale Tiere sind die Menschen darauf angewiesen, miteinander zusammenzuarbeiten und ihre Handlungsweisen abzustimmen. Sie könnten nicht überleben, wenn Zusammenarbeit und Kooperation zwischen ihnen nicht einigermaßen ordentlich funktionieren würden. Über diese nackte Notwendigkeit hinaus, eignen sich entwickeltere Formen der Zusammenarbeit und gegenseitigen Abstimmung dazu, die Lebensbedingungen weit über das Mindestmaß hinaus zu verbessern.

Ob nun unter dem Druck schierer Notwendigkeit oder wegen der Aussicht auf größeren Wohlstand, was ihn unentwegt dazu bewegt, sich die Vorteile zu nutze zu machen, die ihm als Mitglied einer Gemeinschaft winken, ist die menschliche Natur selbst — sein Gesellschaftstrieb, seine Neigung, das Potenzial und die Grenzen des Miteinanders auszuloten, seine schöpferische Begabung und sein Drang zu experimentieren.

Die menschlichen Vorstellungen von Verpflichtung/Verpflichtetsein, die Ideen von Schuld und Anspruch, von Rechten und Pflichten, Forderungen und Verbindlichkeiten, sind in ihren vielen Anwendungsformen absolut zentral für das soziale Leben der Menschen—heutzutage nicht weniger als in den Anfängen der Menschheit.

Nicht einmal eine von der innigsten Liebe geprägte Beziehung zwischen mündigen Menschen ließe sich auf Dauer aufrechthalten, wenn sie nicht eingebettet wäre in ein Gewebe von gegenseitigen Verpflichtungen. Wollen sie das Potential voll ausschöpfen, das in ihnen als Wesen steckt, die sich durch Interaktion ergänzen, so müssen Menschen sich auf Beziehungen gegenseitiger Verpflichtung einlassen.

Als Instrument, das sich eignet, gegenseitige Verpflichtungen zu definieren, zu verzeichnen, zu überwachen und zu vollziehen, gehört das Geld zu den wirkungsvollsten Werkzeugen, die dem Menschen bereitstehen, um seiner Gattung besonders effiziente Formen der Zusammenarbeit zu erschließen.

Nachdem wir die sozialen Grundlagen des Geldes behandelt haben, wenden wir uns nun den drei Arten von Geld zu, die in der modernen Welt vorherrschen.

Continued here / fortgesetzt hier.

Siehe auch Money, Barter, and Debt.

Friday 26 May 2017

Cool in Bygone Days (20) — Hancock et al, Cantaloupe Island

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Actually, I was looking for Ron Carter's outstanding album "Pick'Em" of 1980, and got diverted, only to end up with this classic.

Ich war auf der Suche nach Ron Carters 1989 erschienen Album "Pick'Em", bin dabei auf allerlei Umwege geraten, nur um schließlich auf diesen Klassiker zu stoßen.


Cool in Bygone Days (19) — Billy Preston, Nothing from Nothing

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The fifth Beatle, Billy Preston (dt. and engl.) was a marvellous musician, whose two top hits I'm rather fond of — Nothing from Nothing and Will It Go Round in Circles.





Why not this one too?


Thursday 25 May 2017

(1) Understanding Money — Money as Debt and Credit (a)

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Jeder kann sein eigenes Geld erzeugen — ein Kinderspiel. Schwierigkeiten entstehen, wenn dieses Geld bei (möglichst vielen, am besten allen) anderen Menschen als solches Anerkennung finden soll. (Hyman Minsky: "Everyone can create money, the problem is to get it accepted.")

Martin und Uschi mögen und vertrauen einander. Sie haben eine gemeinsame Reisekasse. Eines Tages nimmt Martin € 100 aus der Kasse, weil er keine Zeit hat an den Bankautomaten zu gehen.

Im Gegenzug erzeugt er sein eigenes Geld und legt es in die Reisekasse — in Gestalt eines Zettels auf dem steht "Ich, Martin Soundso, schulde der Reisekasse € 100". 

Wir könnten sagen, dass Uschi, die Verwalterin der Reisekasse, der Gläubiger und Martin der Schuldner ist. 

Als sie sich wiedersehen, holt Uschi den Zettel, Martins Geld, aus der Büchse mit dem Reisegeld, und fragt ihn mit dem Martin-(Zettel-)Geld wedelnd: "Wie sieht's aus, mein Lieber? Du schuldest uns € 100." Martin lächelt, zückt seine Brieftasche und händigt Uschi einen 100 € Schein aus, der gleich wieder in der Reisekasse verschwindet, während Uschi den Zettel mit Martins Schuld-Anerkenntnis zerreißt und in den Papierkorb wirft. Martins Geld hat für eine kurze Zeit existiert, gut funktioniert und ist jetzt wieder von der Erdfläche verschwunden. Es gibt kein Martin-Geld mehr.

Was wäre passiert, wenn Uschi und Martin bei ihrem nächsten Ausflug versucht hätten, ihre Einkäufe in einem Supermarkt mit Martins (Zettel-)Geld zu bezahlen? Bei Uschi hatte das Geld doch seine Dienste getan. 

Der Supermarkt hingegen wird dieses Zahlungsmittel kaum annehmen. Warum? Grob gesagt: der Supermarkt und eine fast beliebig große Anzahl von anderen Menschen akzeptieren Martins Geld nicht, weil sie ihn nicht gut genug kennen, um seinem Versprechen Glauben zu schenken, dass er bei Vorlage dieses Zettels, seine darin anerkannten Schulden begleichen wird. 

Würden Sie an der Tankstelle Wechselgeld annehmen, das aus einem abgerissenen Zettel besteht, auf dem hingekritzelt zu lesen ist: "Ich Martin Soundso schulde dir € 100"? Aus Sicht des Supermarkts, der Tankstelle, ihrer Kunden und der meisten Menschen ist nicht geregelt, wann und in welcher Form Martin diese Schuld zu begleichen hat. Frühestens in zwei Wochen? Durch Aushändigung von Schweinefleisch im Wert von € 100? Es wäre viel zu aufwändig, diese Dinge und die Vertrauenswürdigkeit und Solvenz von Martin abzuklären; dazu hat der Supermarkt weder Zeit noch das benötigte Personal.

Wir erkennen anhand dieses Beispiels drei grundlegende Aspekte von Geld.

Erstens, Geld beinhaltet ein Schuld-Anerkenntnis, 

  • eine Schuldner-Verbindlichkeit aus Sicht des einen — des Geld-Erzeugers oder Geld-Emittenten — und 

  • eine Gläubiger-Forderung aus der Sicht des anderen, der das Geld als einen Zahlungsanspruch gegenüber dem Geld-Emittenten akzeptiert.


Zweitens, wir nutzen Geld, um den Überblick zu bewahren darüber, wer wem, wie viel schuldet. Die moderne Geldwirtschaft ist ein System zur Verwaltung von komplexen gegenseitigen Schuldverpflichtungen, eine Handelsplattform und ein Kontobuch für Schuld-Anerkenntnisse, wenn man so will.

Drittens, Geld entsteht mit der Begründung eines Schuldverhältnisse und verschwindet, wenn dieses Verhältnis beendet ist. Oder es wird weniger, in dem Maße wie der Betrag, auf den sich die Forderung des Gläubigers bzw. die Verbindlichkeit des Schuldners beziehen, geringer wird. So führt die sukzessive Abzahlung der Kredit-Verbindlichkeit eines Kreditnehmers zugunsten der kreditgebenden Bank dazu, dass die Bank nach und nach Geld aus dem Verkehr zieht. 

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Producing your own money is the easiest thing to do. What is difficult is to get it accepted in this capacity by the largest possible number of people, or still better by all fellow citizens. (Hyman Minsky: "Everyone can create money, the problem is to get it accepted.")

Martin and Uschi trust and like each other. They share a holliday fund. One day, with no time left to go to the automatic teller machine, Martin takes € 100 out of the cash box containing the holiday fund.

At the same time, he creates his own money and puts it into the holiday fund—in the form of a slip of paper on which he writes "I, Martin Soundso, owe the holiday fund € 100."

Uschi being the administrator of the holiday fund, we may consider her the creditor and Martin the debtor of this transaction.

When they meet again, Uschi retrieves Martin's money from the cash box containg the holiday fund and, inquires, waving the slip-of-paper, asks: "Well, my dear. You owe us € 100." Martin smiles, pulls out his wallet and hands Uschi a € 100 note. Uschi puts the note back into the cahs box, tears up the IOU and throws it in the bin. Martin's money had existed and worked well for a short period of time, and now has disappeared from the face of the earth. No more Martin money.

What would have happened if Uschi and Martin on their next outing had tried to pay for their purcheses at a super market using Martins-IOU-(slip-of-paper-)money? The moeny had worked with Uschi. 

The super marekt is not likely to accept it for payment. Why. Roughly speaking: the super market and a almost arbitrary large number of poeple do not accept Martin's money, because they do not know Martin well enough to be able to trust the promise made by him that on production of the IOU he will honour the debt recognised on that slip of paper.

Having paid your due at a petrol station, would you accept change consisting of a torn-off slip of paper on which has been scribbled "I, Martin Soundso, owe you € 100"? What matters from the point of view of the super market, the petrol station, its clients, and indeed most people, is that no reliable arrangements are in place as to when and how Martin is going to honour his debt. Not earlier than within a fortnight? By delivering pork to the amount of € 100? It would be far to circumstantial and expernsive for them to check all these open issues and the credibility and solvency of Martin; the super market has neither enough time nor the kind of staff to do this. 

From these examples we gather three basic aspects of money.

First, money is an IOU, an admission of a debt,

  • the liability of a debtor from the point of view of one party — the creator or issuer of the money —, and
  • the asset or claim of a creditor from the point of view of another party, who has accepted the money as a representing a claim to receive payment from the money's creator or issuer.

Second, we use money to account for who owes whom what. Modern money is really a system by which we seek to faithfully track complex relationships of mutual indebtedness, a trading platform and account book for IOUs.

Third, money is called into existence when a relationship of debt is created, and it ends its existence when this relationship ends. Or money diminishes in the same measure in which the amount to which the claim of the creditor and the liability of the debtor refer gets smaller. Gradual repayment of the loan amount by the creditor to the lender results in the bank annulling money in the same amount.

Continued here / fortgesetzt hier.

Tuesday 23 May 2017

Money, Barter, and Debt

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Die Moderne Geldtheorie (MGT / engl. ModernMoneyTheory) sieht in der Geldwirtschaft ein System zur Verwaltung von komplexen gegenseitigen Schuldverpflichtungen, eine Handelsplattform für IOUs, wenn man so will.

Vor diesem Hintergrund ist der unten wiedergegebene englische Beitrag recht interessant. Darin wird argumentiert, dass das Phänomen gegenseitiger Verschuldung schon sehr alt sei. Es sei falsch, dass es, entwicklungsgeschichtlich recht spät, erst als Nachfolger des Naturaltausches auftritt, wie Adam Smith es lehrte und zeitgenössische Lehrbücher es noch immer darstellen.

Schulden — ein Fundament des Menschseins

Das Prinzip der gegenseitigen Verschuldung sei grundlegend für das Zusammenleben von Menschen. Es helfe, das Leben miteinander berechenbar zu gestalten und Vertrauen zu institutionalisieren (siehe auch meine Ausführungen an der Uni Witten zur Kategorie des effektiven Vertrauens).

Die anthropologische Forschung liefere keine Hinweise auf reine Naturaltauschgesellschaften; die frühsten Belege verwiesen vielmehr auf Techniken zur Registrierung von Forderungen und Verbindlichkeiten.

Die reine Naturaltauschgesellschaft sei eine nachträgliche Rationalisierung von Ökonomen, die keinerlei Entsprechung in der historischen Forschung findet.

Dennoch behaupte die ökonomische Theorie, Geld — und später eine Verschuldungsordnung — hätten sich aus Schwierigkeiten entwickelt, die im Urstadium des Naturaltausches aufgetreten seien — z.B. aus dem Problem der Notwendigkeit der doppelten Übereinstimmung der Bedürfnisse, sprich: in einer Gesellschaft, die kein Geld kennt, kann einer, der eine Henne anzubieten hat, nur mit dem einen gegenseitig befriedigenden Tausch vollziehen, der genau die angebotene Henne braucht und - doppelte Übereinstimmung der Bedürfnisse - seinerseits etwas anbietet, das genau dem Bedürfnis des Hennenbesitzers entspricht, z.B. ein Fahrradpedal vom Hersteller Genauderundkeinanderer; Geld hingegen lässt sich gegen beliebige Angebotsprodukte eintauschen. Es erzeugt pure Kaufkraft, die es gestattet den Lohn für die Befriedigung des Bedürfnisses nur einer von zwei Handelsparteien zu speichern bis sich für die andere Partei eine Gelegenheit bietet, etwas zu erwerben, das seinem Bedürfnis gemäß ist.

In kleinen, frühen Gemeinschaften hätte jedoch der reine Naturaltausch sich kaum durchsetzen können, behauptet der Autor David Graeber. Ein strenges Tausch-Regime basiere auf Antagonismen zwischen den Menschen, da der Handel ein Nullsummen-Spiel darstelle — ein Punkt, den ich freilich nicht teile. Demgegenüber sei es eine Überlebensbedingung kleiner Gruppen, dass Vertrauen zwischen den Mitgliedern herrsche, und ein solches Vertrauen könne nur entstehen, wenn die Menschen gegenseitige Verpflichtungen (Schulden) eingingen.

Was ich mitnehme

An dieser Stelle frage ich mich jedoch, warum der Tausch im Sinne des Handels (zwischen Individuen) grundsätzlich antagonistisch sei, während nur die (in einer engen Gemeinschaft praktizierte) Reziprozität von Verpflichtungen Platz lasse für ein nicht-antagonistisches Miteinander. 

Tatsächlich werden zwar nicht alle, aber doch zahlreiche Handelstransaktionen beide Seiten befriedigen —  und wer will das friedensstiftende Potenzial des Handels grundsätzlich bestreiten? —, während viele gegenseitigen Verpflichtungen, die einem die Gemeinschaft auferlegt, als ungerecht und repressiv empfunden werden — z.B. wenn starke Machtungleichgewichte bestehen.

Man sollte die Harmonie, die angeblich in engen Gemeinschaften herrsche, nicht überschätzen; es gibt viele anthropologische Belege dafür, dass Repression und leidvolle Unterdrückung des Individuums sehr häufig anzutreffen sind in closely knit communities

Kann es überhaupt eine trennscharfe Grenze geben zwischen Naturaltausch, sonstigen Handelsformen und gemeinschaftlichen Reziprozitätserwartungen/verabredungen/bestimmungen? Ich kann nicht sehen, warum Formen des gemeinschaftlichen Geben-und-Nehmens von Natur aus weniger kontrovers sein sollen als Tauschrelationen, die bei Gegengeschäften oder am Markt verhandelt werden.

Richtig scheint mir jedoch die Einsicht, dass das Leben in menschlichen Gemeinschaften immer auf einer Schuldenordnung beruht. Wir sind aufeinander angewiesen, weswegen wir schnell an den Punkt gelangen, wo geklärt sein will, wer wen unterstützen soll, auf welche Weise und welche Erwartungen damit verbunden werden dürfen. 

Richtig scheint mir die Einsicht, dass eine Schuldenordnung jeder Form von Handel und Geldwirtschaft zugrunde liegt.

Richtig scheint mir daher auch die Einsicht, dass es eine reine Naturalwirtschaft nie gegeben haben kann und dass vielmehr der Naturaltausch — ebenso wie andere Formen des Handels — eine Variante darstellt im Spektrum der Verfahren, mit denen wir eine brauchbare Schuldenordnung zu gestalten trachten.

[The below article inspired me to conclude that debt is indeed a fundamental human relationship underlying all forms of trade, including barter and money-based exchanges. However, I do not think that barter and money-based exchanges are naturally antagonistic, while only certain forms of communal reciprocity are capable of being non-antagonistic. Instead, all three categories represent attempts at organising the fundamental human relationship of debt or mutual obligation. None of which is entirely benign or totally detrimental by nature. Money-based exchanges are a vital institutional innovation that is indispensable in a populous civilisation that is peaceful and highly productive, because effective trust is spread among humans, who for the most part do not know each other in person.]

Ich beziehe mich auf diesen Post:


David Graeber: Debt: the Myth of Barter

Adam Smith got it wrong about primitive society where he said that people bartered, says David Graeber. What they had was a kind of mental debt system. You'd help someone one day, or give them something, but you expected the favour returned on another day if you needed it.


In the second chapter David Graeber explodes a foundational myth of economics. In textbooks all around the world the history of economics is summarized thusly: first came barter, then money, only later were credit and debt invented. The problem with this presentation is that “barter” economies pretty much never existed. We don’t find them either in anthropological study of any human cultures around the world, nor in historical records anywhere. In fact, the very first records of any kind are of credits and debits in Mesopotamian tablets. 
But the story of barter is so ingrained in us we probably find the fact that it didn’t really happen dumbfounding. I mean, of course people barter. Don’t they? If I have wheat and you have ham and I want ham but I don’t have any money I just trade you my wheat for your ham, right? 
Graeber shows how the idea of barter was created in exactly this way: as a thought experiment by economists trying to explain their discipline. But the myth of barter was never really compared against actual human societies. It was was simply assumed that barter must be what people do when they don’t have money and all sorts of imaginary scenarios were concocted, without reference to historical records, to explain the invention of money and gradually increasing complexity of this new thing they called “the economy”. 
Economists imagine that complications arising from barter are what gave the impetus for creating money. For example they describe something called the double coincidence of needs: you and I both have to need what the other has for a direct trade to work. But the truth is much simpler. Barter doesn’t work in a small village or tribal setting because it presumes antagonism between the people involved in the exchange. If we live in a village where we see each other on a daily basis though, we can’t afford this kind of antagonism. I can’t seek my own gain at your loss because we are in a long-term relationship. Instead we will come up with a way of accounting for debts. When you need wheat I will give it to you with the understanding that when I need ham you will return the favour. 
Here is what I think the take-away from this mistaken historiography should be: the foundational myth of economics establishes the entire system on the basis of antagonistic transactions of self-interest when in truth the story of debt is a story about human relationships. Debt was originally the answer to the question of how you and I can meet each others’ needs and remain friends.

See also The Myth of the Barter Economy, which I discovered when I had finalised this post.

Sunday 21 May 2017

Cool in Bygone Days (18) — Bill Evans, Waltz for Debby

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Wonderfully fluid piece.

Those people of the 1960s in their suits look to me like somewhere there is a place where the blueprints of the truth about life are kept. Their suits seem to signal they might be in the know. 

Maybe this is just how I felt at the time, a little boy looking up to the adults.



Ein wunderbar flüssiges Stück.

Jene Menschen der 1960er Jahre in ihren Anzügen muten mich an als gäbe es irgendwo einen Ort, wo die Pläne aufbewahrt werden, die uns die Wahrheit über das Leben verraten. Ihre Anzüge scheinen anzudeuten, dass sie in die tiefsten Geheimnisse eingeweiht sind.

Doch vielleicht sind dies nur Empfindungen wie ich sie hegte als kleiner Junge, der zu den Erwachsenen aufschaut.

Saturday 20 May 2017

More on Quantitative Easing

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More on Quantitative Easing.
Mehr über quantitative Lockerung. 







Ausschnitt aus dem Interview mit Warren Mosler:

Ich hab‘ mal einen Cartoon angefertigt … in dem Alan Greenspan im Kindersitz hockt und ein abmontiertes Lenkrad in Händen hält. Im Fahrersitz befindet sich ein Kongressangeordneter, der aber beide Hände zum Fenster rausstreckt, zu Greenspann herüberschaut und meint: „Herrliche Spritztour, was“, während das Fahrzeug schon über die Kliffen hinausschießt. […] Geldpolitik ist das Kind mit dem abmontierten Lenkrad. 
Woher man das weiß? Man muss sich nur die Details dessen ansehen, was beim Quantitative Easing wirklich geschieht.  
Man kauft Treasury Securities (langfristige US-Staatanleihen). Und was heißt das? Man geht in den Markt und bietet für Treasuries einen Preis, bei dem es [für die potenziellen Verkäufer] egal ist, ob man Treasuries oder Bargeld im Bestand hat. Was ist eine Treasury Security [Wertpapier vom Typ einer langfristigen US-Staatsanleihe]? Eine Treasury Security ist ein auf Dollar lautendes Guthaben auf einem Konto, das man bei der US-Zentralbank [der Fed] unterhält, ein so genanntes Wertpapier-Konto [securities account]. Man kann dem Konto einen eindrucksvoll klingenden Namen geben—securities account z.B., aber es ist nichts anderes als ein Spar-Konto, wie man es bei einer normalen Bank auch hat. 
Wenn man eine Treasury Security kauft, überweist man der Fed eine Summe Geld und bekommt es zurück, zuzüglich Zinsen. [Genau wie mit einer Spareinlage bei einer Geschäftsbank.]  
Die US-Zentralbank ist eine Bank mit zwei Arten von Konten. Eine normale Bank bezeichnet sie als Giro-Konto und Spar-Konto. Die Fed spricht von Fed-Reserve-Account [Reserve-Konto bei der Zentralbank] … und Securities Account [Wertpapier-Konto bei der Zentralbank]. Sind aber nur Giro-Konto und Spar-Konto.  
Wenn also die Fed Treasury Securities kauft … bietet sie für diese Wertpapiere einen Preis, bei dem der ein oder andere sich sagt: ach, statt mein Geld in einem Securities Account zu halten, hätte ich es lieber auf einem Konto für Zentralbank-Reserven. Die Fed belastet das Wertpapier-Konto [dieses Verkäufers], wodurch dessen Saldo kleiner wird, und veranlasst eine Gutschrift zugunsten des Reserve-Kontos [des Verkäufers], wodurch dessen Saldo sich erhöht. So oder so handelt es sich um Dollars, die bei der Fed [auf unterschiedlichen Konten] gehalten werden. 
[Interviewer: Im Grunde genommen wird lediglich ein Aktiventausch in der Bilanz der Fed vorgenommen. Statt dass die Gesamtnachfrage ausgeweitet wird.] [...]

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Hier ist ein Punkt, der mir nicht ganz klar ist, denn: kann ich durch einen derartigen Aktiventausch nicht die andere Seite der Transaktionen wohlhabender machen? Und wenn ja, dann müsste doch die Fähigkeit des Privatsektors, Ausgaben zu tätigen, gestärkt sein und sich daher die Gesamtnachfrage u.U. erhöhen. Warum reiten die MMT-Vertreter immer auf der Aussage herum, es handele sich lediglich um einen Aktiventausch?

Klar, wenn der Staat Geld direkt in die Wirtschaft einschießt, indem er die Konten derer mit Gutschriften anspricht, deren Dienste er in Anspruch nimmt, wird die Gesamtnachfrage unmittelbar stimuliert.

Vermutlich ist mit dieser eher abschätzigen Wendung also gemeint: die Gesamtnachfrage ist mit quantitativer Lockerung kaum anzuregen, dazu bedarf es direkter fiskalpolitischer Einschüsse. Und erst diese, in ausreichendem Maße vorgenommen, können ein Haushaltsdefizit des Staatssektors bewirken, das (bei fehlenden Exporterlösen) benötigt wird, damit der Privatsektor in der Lage ist, Netto-Ersparnisse zu akkumulieren.]

Was mir einfach nicht klar ist, und worüber man erstaunlicherweise offenbar nur schwer Auskünfte genauerer Art bekommt, ist: welchen Anreiz haben die Banken die im Rahmen des Quantitative Easing angebotenen Wertpapiere in so großem Umfang zu kaufen und so ihre Zentralbankreserven aufzublähen?

Was ich nicht verstehe sind die scheinbar widersprüchlichen Aussagen, (a) dass die Banken einen Verlust machen mit den neuen Bankreserven (selbst wenn sie gering verzinslich sind), (b) dass die Zentralbank die Wertpapiere zu einem so verlockenden Preis anbietet, der die Banken zum Verkauf der Wertpapiere „zwingt“ und (c), dass es ausreicht (so Mosler), wenn die Verkäufer indifferent sind zwischen Wertpapieren und Barmitteln?

Müssen die Banken verkaufen – als Market Maker? Wenn nicht, wo ist der ökonomische Anreiz? Wie laufen die Geschäfte konkret ab?

Mosler weist daraufhin, dass die Großkupferten der Geldpolitik keine Ahnung von den operativen Vorgängen haben. Nun, man macht es ihnen nicht leicht zu verstehen, welches Spiel gespielt wird.

PS

Die widersprüchlichen /verwirrenden Aussagen sind diese:


the Fed switched policy in the aftermath of the crisis so that it now pays a small, positive return on reserves. So the banks are holding the excess reserves and the Fed credits them with a bit of interest. They aren’t thrilled with that but there’s nothing they can do: the Fed offers them a price they cannot refuse on the Treasuries and MBSs it wants to buy, and they get stuck with the reserves. 
und 
QE essentially amounts to shifting funds from a bank’s saving account at the Fed (Treasuries) to its checking account at the Fed (Reserves). It reduces bank earnings by a hundred or two basis points.

Was kann "a price they can't refuse" anderes sein als einer, bei dem man einen höheren Gewinn macht, als wenn man die Wertpapiere halten würde. Und wieso sollten die Banken unzufrieden damit sein, dass sie obendrein noch eine Verzinsung auf ihre Reserven erhalten?

Aber QE verringere den Ertrag der Banken, erklärt Wray.

Daraus werde ich nicht schlau.


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1. I do not understand why an asset swap of the QE type should be incompatible with an increase in aggregate demand. If the swap makes the sellers of the securities wealthier, they might spend more and hence buttress aggregate demand.

I concede that fiscal spending is going to be a surer and more direct way of stimulating aggregate demand. 

2. One does not get clear explanations as to why commercial banks are willing to participate in QE. Or are they forced - if so, by which institutional arrangements? 

If, for the securities held by them, they are offered "a price they can't refuse" this presumably means they are getting the best possible deal, meaning: a deal better than holding on to the securities in question. And if they are receiving interest income on the reserves thus acquired, what is there to complain about?

Friday 19 May 2017

(2) The Lost Conviction of the Left — Die verlorene Überzeugung der Linken

Auf S. 14 und 15 seines Buchs über Vollbeschäftigung schreibt Bill Mitchell:

Die Neoliberalen lehnen nicht nur die Vorstellung ab, dass unzureichende Nachfrage auftreten kann. Erfolg war ihnen auch darin beschieden, den Eindruck zu erwecken, dass Inflation ein weitaus größerer Bösewicht sei als die Arbeitslosigkeit. Blinder (1987: 51) legt eine schlagende Kritik dieser Anschauung vor und kommt zu dem Schluss, dass die politische Bedeutung der Inflation in keinem Verhältnis zu ihrer ökonomischen Bedeutung stehe. Nachdem er die Argumente, wonach die Inflation der Wirtschaft hohe Kosten aufbürde, wiederlegt, merkt Blinder (auf S. 33) an: 
"Die politische Wiederauferstehung der Ideologie der freien Märkte in den 1980er Jahren stützt sich, so nehme ich an, auf die bemerkenswerte Fähigkeit des Markts Ineffizienz auszumerzen. Aber nicht alle Formen von Ineffizienz sind gleich. Insbesondere hohe Arbeitslosigkeit stellt eine derartig kolossale Verschwendung von Ressourcen dar, dass niemand, dem Effizienz am Herzen liegt, ihr gegenüber gleichgültig bleiben kann. Es ist zugleich ironisch und tragisch, dass wir in unseren Bemühungen, wirtschaftliche Effizienz zu verbessern, die eklatanteste Form von Ineffizienz offenbar übersehen haben."

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On pages 14 and 15 of his book on full employment, Bill Mitchell writes:

Not only have the neo-liberals rejected the notion that demand deficiencies can occur. They have also been successful in making inflation appear to be a worse bogey person than unemployment. Blinder (1987: 51) presented a compelling critique of this view and concludes that the political importance of inflation has been blown out of all proportion to its economic significance. After dismissing the arguments that inflation imposes high costs on the economy, Blinder (p. 33) noted 
"The political revival of free-market ideology in the 1980s is, I presume, based on the market’s remarkable ability to root out inefficiency. But not all inefficiencies are created equal. In particular, high unemployment represents a waste of resources so colossal that no one truly interested in efficiency can be complacent about it. It is both ironic and tragic that, in searching out ways to improve economic efficiency, we seem to have ignored the biggest inefficiency of them all."

(1) The Lost Conviction of the Left — Die verlorene Überzeugung der Linken

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Das Zitat unten umschreibt das Bekenntnis, von dem die realpolitisch vorherrschende, nicht-extremistische, nicht-kommunistische, mehr oder weniger sozialdemokratisch ausgerichtete Linke von mindestens 1945 bis in die 1980er Jahre ihre Glaubwürdigkeit abhängig gemacht hat.

Es ist eine erstaunliche Wendung der Geschichte, dass diese Kern-Überzeugung der Linken sich ab den 1980er Jahren verflüchtigt hat.

Bill Mitchell schreibt auf Seite 9 seines Buchs über Vollbeschäftigung:

William Beveridges 1944 erschienenes Buch Full Employment in a Free Society (Vollbeschäftigung in einer freien Gesellschaft) ... stand im Einklang mit der Keynesianischen Orthodoxie der damaligen Zeit, die in der Arbeitslosigkeit einen systembedingten Nachfrage-Defekt sah und (deshalb) davon abrückte ihre Ursache im vermeintlich problematischen Verhalten der Arbeitslosen oder in der Höhe des Lohnniveaus zu suchen.  
Beveridge (1944, 123-35) beteuerte: "Die letztliche Verantwortung dafür, dass die volkswirtschaftlichen Gesamtausgaben hinreichend sind, um eine Nachfrage für alle zu gewährleisten, die nach Arbeit suchen, liegt beim Staat." 
Die Betonung lag auf Arbeitsplätzen. 
Beveridge definierte  Vollbeschäftigung als einen Überschuss an freien Stellen (zu einem die Lebenshaltung deckenden Lohn) gegenüber der Anzahl der Beschäftigungslosen. 
Genügend Arbeitsplätze zu schaffen, wurde angesehen als die beste Methode, für soziale Sicherheit zu sorgen. 
In einer seiner letzten Reden kommentierte Arthur Altmeyer den Umstand, dass Winston Churchill Beveridges Report on Social Security beigepflichtet hatte, mit den Worten, dass dieser "auf der Seite der sozialen Sicherheit stand und gegen die Armenhäuser war, mit denen man es über Jahrhunderte hinweg versucht hatte, nur um damit zu scheitern." 
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The below quote paraphrases the core belief on which the mainstream, non-extremist, non-communist, more or less social democratic left staked its credibility from at least 1945 until well into the 1980s.

It is an astounding twist of history that this hallmark conviction of the Left has evaporated since the 1980s.

Writes Bill Mitchell on p. 9 of his book on full employment,


William Beveridge’s (1944) Full Employment in a Free Society ... was consistent with the emerging Keynesian orthodoxy of the time, which saw unemployment as a systemic failure in demand and moved the focus away from an emphasis on the ascriptive characteristics of the unemployed and the prevailing wage levels.  
Beveridge (1944: 123–35) asserted: ‘The ultimate responsibility for seeing that outlay as a whole . . . is sufficient to set up a demand for all the labour seeking employment, must be taken by the State’. 
The emphasis was on jobs. 
Beveridge defined full employment as an excess of vacancies at living wages over unemployed persons. 
Creating enough jobs in the economy was seen as the best form of social security.
Arthur Altmeyer ... in one of his last speeches talked about the adoption of Beveridge’s Report on Social Security by Winston Churchill, who, Altmeyer said, ‘was on the side of social security and opposed to the alms house which had been tried for several hundred years and had failed’.

Fortgesetzt hier. 

Saturday 13 May 2017

(14) EK — Quantitative Easing / Quantitative Lockerung — E[conomic] K[nowledge] (14)

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I (a).

Quantitative easing aims to stimulate aggregate spending by reducing long-term investment rates whereas deficit spending aims to stimulate aggregate spending via tax cuts or direct public spending. Both policies ultimately work by increasing the net financial assets held by the non-government sector. 
True or false?

My answer: False.

My explanation: An increase of net financial assets by the non-government sector requires an increase in the net financial liabilities of the government sector. Quantative easing does not have the effect of increasing non-government net assets by increasing government net-liabilities. Increasing net financial assets would require fiscal policies that transfer income from the government to the non-government sector. Quantative easing, however, gives rise to a swapping on the part of the private sector of one kind of financial assets (long-term bonds) for another one (short-term central bank reserves).   

I (b).
Quantitative Lockerung zielt darauf ab, die volkswirtschaftlichen Gesamtausgaben durch die Absenkung der Zinsen für langfristige Investitionen anzuregen. Demgegenüber zielt eine Politik defizit-"finanzierter" öffentlicher Ausgaben darauf ab, die volkswirtschaftlichen Gesamtausgaben durch Steuersenkungen oder direkte Staatsausgaben zu stimulieren. Beide wirtschaftspolitischen Varianten erzielen ihre Wirkung letztlich dadurch, dass sie die Netto-Finanzaktiven mehren, die sich im Besitz des nicht-staatlichen Sektors befinden. 
Wahr oder falsch?
Meine Antwort: falsch.

Meine Erklärung: Ein Anstieg der Netto-Finanz-Aktiven des nicht-staatlichen Sektors setzt einen Anstieg der Netto-Verbindlichkeiten des staatlichen Sektors voraus. Quantitative Lockerung vermag diesen Effekt nicht zu erzielen. Dazu wären fiskalpolitische Maßnahmen erforderlich, die Einkommen vom staatlichen Sektor in den nicht-staatlichen Sektor transferieren. Quantitative Lockerung bewirkt lediglich einen Aktiventausch seitens der Geschäftsbanken, bei dem langfristige Anlageformen (Anleihen) eingetauscht werden gegen kurzfristige Anlageformen (Zentralbankreserven).

II.

Was ist quantitative Lockerung (quantitative easing)?

Es handelt sich um eine Erscheinung, die eine bestimmte, ideologisch eingefärbte Form der Wirtschaftspolitik voraussetzt, namentlich eine solche, welche fiskalpolitischen Eingriffen (Staatsausgaben, Steuersenkungen, Haushaltsdefizit) eher ablehnend gegenüber steht und umso mehr Vertrauen in geldpolitische Maßnahmen setzt—eine Spielart des Monetarismus. 

Unter einem monetaristischen Regime dieser Art wird die fiskalpolitische Stimulierung der Wirtschaft abgelöst durch die geldpolitische Strategie der Zinssenkungen. Sind die Zinsen bei Null angelangt oder wenn sie sich bereits im negativen Bereich bewegen, verliert dieses Instrument freilich seine Wirkung.

Was tun? 

Fiskalpolitik kommt aus ideologischen Gründen kaum in Betracht, jedenfalls nicht im Sinne eines konsequenten Nachfrage-Managements genuin Keynesianischer Provenienz. Daher verfällt man auf die quantitative Lockerung: den Ankauf von Staatsanleihen und hochwertigen Unternehmensanleihen, der Bankreserven in die Zentralbank-Konten der Geschäftsbanken spült. 

Mindestens zwei irrige Annahmen liegen dem Programm der quantitative Lockerung zugrunde: dass Banken Zentralbank-Reserven benötigen, bevor sie Kredite ausreichen können. Ein Ziel der quantitaiven Lockerung besteht als darin, Liquidität in den Kreditmarkt zu pumpen und Banken dazu anzuregen, verstärkt Kredite zu vergeben, um Renditen zu erwirtschaften, die mit unverzinslichen Bankreserven nicht zu erzielen sind.

In Wirklichkeit ist es aber so, dass Banken Kredite vergeben, wenn eine entsprechende wirtschaftliche Nachfrage zu verzeichnen ist, die rentierliche Projekte und Kreditnehmer von ausreichender Bonität verheißt. Haben sich die Banken erst einmal zur Kreditvergabe entschlossen, können sie jederzeit, die gegebenenfalls benötigten Bankreserven am Interbankenmarkt oder durch die Zentralbank beziehen.

Falsch ist nicht nur die Vorstellung, dass ein Einschuss zusätzlicher Bankreserven seitens der Zentralbank Voraussetzung für eine Ausweitung des Kreditvolumens ist. Unzutreffend ist auch die Erwartung, dass Bankreserven automatisch das Kreditgeschäfts und damit die Geldschöpfung durch die Geschäftsbanken stimulieren, so dass letztlich die Geldmenge proportional steigen muss. Also auch die Hoffnung ist irrig, einen gemäßigt inflationären Stimulus auszulösen, um auf diese Weise deflationäre Tendenzen zu überwinden. (Weder ist die Geldmenge wie angenommen durch die Zentralbank zu steuern, noch muss eine Geldmengenausweitung unbedingt inflationär wirken).

Quantitative Lockerung stellt einen Aktiventausch seitens der Banken dar—sie geben langfristige Anlageformen (Staatsanleihen, Unternehmensanleihen) her und erhalten stattdessen kurzfristige Aktiven in Gestalt von Bankreserven. Der massive Ankauf von Anleihen durch die Zentralbank treibt deren Preis in die Höhe und senkt damit deren Rendite. Die langfristigen Zinsen werden billiger, was die Wirtschaft ermutigen soll, verstärkt in längerfristiger Projekte zu investieren. Allerdings ist es höchst zweifelhaft, ob ein derartiger Nettoeffekt eintritt, angesichts des gegenläufigen Umstands, dass wegen der Umschichtung am langen Ende der Zinsstrukturkurve auch die Zinseinnahmen und daher die Konsumbereitschaft der Sparer sich verringern.

Das Problem entspringt jedoch unzureichender volkswirtschaftlicher Gesamtnachfrage. Dem ist mit geldpolitischen Maßnahmen, zumal solchen, die auf falscher Theorie fußen, nicht beizukommen. Wenn der nicht-staatliche Sektor sich mit seinen Ausgaben zurückhält, und somit die Wirtschaft von ihrem Lebensblut abschneidet, muss der Staat mit expansiver Fiskalpolitik in die Bresche springen, um den ökonomischen Kreislauf wieder in Gang zu bringen. Doch diese Vorstellung wird aus ideologischer Voreingenommenheit von der heutzutage vorherrschenden wirtschaftspolitischen Denkweise abgelehnt.

For an extended explanation in English consult this post.