Tuesday 7 August 2018

(2) Free Trade? The Three Globalisations - The Victorian Era

 
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Fortgesetzt von hier. For an English version click here.
The Victorian first globalization and Keynesian era second globalization were driven by gains from trade, and those gains increased industrialized country real wages. The neoliberal third globalization has been driven by industrial reorganization motivated by distributional conflict [Capital seeking to increase its share of profits vis-à-vis Labour]. Trade theory does not explain the third globalization; capital’s share has increased at the expense of labor’s; and there can be no presumption of mutually beneficial gains from the third globalization.
Quelle.


Thomas Palleys Hypothese von den drei Globalisierungsepochen - die viktorianische: 1870-1914, die keynesianische: 1945-1990 und die neoliberale: 1990 bis heute - besagt, dass keine dieser Phasen sich mit Ricardos Theorie vom komparativen Vorteil erklären lässt. 

In den ersten beiden Phasen hat der Außenhandel Kapital und Arbeit Vorteile erbracht und insbesondere höhere Löhne in den industrialisierten Ländern ermöglicht, die wiederum die Unternehmensgewinne steigen ließen. 

Doch die dritte Phase kommt einem strategischen Sieg des Kapitals in den führenden Ländern des Westens über die lohnabhängige Bevölkerung gleich. 

Motive und Effekte dieser Globalisierungsphase haben nichts mit den Versprechen des Freihandels zu tun, sondern beruhen darauf, dass das Kapital die Produktion weltweit dorthin verschiebt, wo Löhne und andere Kosten am niedrigsten sind. Dieses internationale, Kosten minimierende Auslagern entspricht genau dem Verhalten, das in Ricardos Freihandelstheorie per definitionem ausgeschlossen ist. Denn in Ricardos Welt gilt: Das Kapital eines Landes oder dessen Produktionsfaktoren (wie Kapitalgüter und qualifizierte Arbeitskräfte) sind NICHT international mobil und verbleiben stets im Land, wo sie unfehlbar und vollständig in jene Wirtschaftssektoren umgelenkt werden, in denen die komparativen Vorteile bestehen. Siehe hierzu auch Free Trade (14) — (II) Inapplicability of Ricardo's Free Trade Argument.

Die erste Globalisierungsphase (1870-1914) - die viktorianische Epoche

Die Zusammensetzung der Handelsströme ist in jeder Globalisierungsepoche eine andere. In der viktorianischen Phase machen landwirtschaftliche Erzeugnisse (in Höhe von 57% des Welt-BIP per 1900) noch den dominierenden Anteil aus. Das vorherrschende Handelsmuster wird geprägt durch den  Tausch von landwirtschaftlichen Gütern der Schwellenländer, insbesondere solcher aus gemäßigten Klimazonen (USA, Kanada, Argentinien, Region Australasien) gegen industrielle Erzeugnisse aus Europa.

Treibende Kraft des Welthandels war das Ausnutzen komplementärer absoluter (nicht relativer) Vorteile der Handelspartner. Europa produziert 5 Einheiten an industriell hergestellten Erzeugnissen pro Einheit Arbeit, die Handelspartner in den Schwellenländern produzieren im Vergleich dazu 2 Einheiten. Im landwirtschaftlichen Bereich liegt der absolute Vorteil bei den damaligen Entwicklungsländern, die 6 Einheiten landwirtschaftlicher Erzeugnisse pro Einheit Arbeit produzieren, gegenüber nur 1 Einheit in den Ländern Westeuropas.

Von großer Bedeutung waren technologische Durchbrüche, die die Transportkosten stark senkten und Errungenschaft der Kältetechnik, die den weltweiten Transport verderblicher landwirtschaftlicher Produkte im großen Maßstab möglich machten. 

Die Schwellenländer, besonders aus den gemäßigten Klimazonen, profitierten von der steigenden Nachfrage nach ihren Waren.  Dies gestattete ihnen die Einfuhr von Industrieprodukten, die wiederum der landwirtschaftlichen Produktion zu höherer Produktivität verhalfen. Der Aufschwung zog auch Wellen von Einwanderern an. Langfristig aber trat das Problem auf, dass diese auf die Landwirtschaft setzenden Ländern immer weiter zurückblieben hinter der dynamischen Wirtschaftsentwicklung ihrer industrialisierten Tauschpartner. Nur den Vereinigten Staaten gelang es, den Aufschwung ihrer Landwirtschaft mit einer Erfolgsstory bei der Industrialisierung zu verbinden. Doch dazu bedienten sie sich erheblicher Handelsbeschränkungen, hoher Zölle, mit denen fremde industrielle Erzeugnisse von Land ferngehalten wurde, sodass in den USA eine eigene Industrieproduktion entstehen konnte.

Das westliche Europa zog großen Vorteil aus der viktorianischen Phase der Globalisierung: Günstigere landwirtschaftliche Importe bedeuteten, dass die Lebensmittelpreise sanken. Die steigende Nachfrage nach Industriewaren führte dazu, dass Arbeiter stärker gefragt waren und somit deren Löhne stiegen. Für den Arbeiter zahlte sich das doppelt aus: die Lebenshaltungskosten gingen zurück, während zugleich sein Einkommen zunahm.

Die Verlierer gehörten dem Agrarsektor an: Landbesitzer, die unter sinkenden Gewinnen litten und landwirtschaftliche Arbeitskräfte, deren Löhne entsprechend sanken. Der Widerstand gegen den Welthandel war in den Ländern besonders groß, in denen der Agrarsektor Gewicht besaß -  gesellschaftlich, wirtschaftlich und politisch.

Der internationale Handel schuf viele Gewinner; der Vorteil war nicht auf das Kapital allein beschränkt. Verlierer waren jene, die Ländern und Industrien angehörten, die im Kampf um den absoluten Vorteil den Kürzeren zogen. Und langfristig auch jene, die in Ländern lebten, die es nicht schafften, eigene Industrien neben dem oder statt des Agrarsektors aufzubauen. Denn eine dynamische Wirtschaftsentwicklung geht immer vom Industriesektor, nicht von der Landwirtschaft aus.

Hieran sehen wir schon, dass Handel große Vorteil haben kann, auch solche, die beiden Handelsparteien zugutekommen. Gleichzeitig kann der Handel aber auch mit Nachteilen verbunden sein. Vor allem muss die bloße Tatsache, dass Handel stattfindet, nicht damit gleichbedeutend sein, dass es deswegen allen besser gehen muss.

Die Beschränkung des Handels kann durchaus Voraussetzung für eine erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung sein, wie das Beispiel der Vereinigten Staaten lehrt.

Fortgesetzt hier.

 

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