Thursday 4 January 2018

Bitcoin

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Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warum sowohl Kryptowährungen  – wie Bitcoin – als auch die Blockchain-Technologie weitaus problematischer sind, als diese Neuerungen in den Augen vieler erscheinen, die sich von ihnen grundlegend Neues in Wirtschaft und Gesellschaft versprechen.  Siehe dazu die ersten zwei Artikel, die ich unten aufführe.

Im vorliegenden Post beschränke ich mich darauf, ein Argument zu skizzieren, das mir nach meinem derzeitigen Erkenntnisstand, die grundlegendste Antwort darauf zu geben scheint, warum Kryptowährungen  vom Schlage des Bitcoin
  1. keine ernsthafte Konkurrenz zu den bestehenden Landeswährungen darstellen und deshalb
  2. wertlos sind,
sieht man davon ab, dass einige Menschen in Unkenntnis dessen, einstweilen noch im Rahmen einer spekulativen Manie bereit sind, Geld in das Novum zu investieren.

Die Währung eines Landes besitzt Wert, weil sie zweierlei zu leisten vermag und deswegen dann auch noch anderes (in ihrer Eigenschaft als allgemeines Zahlungsmittel,  allgemeine Verrechnungseinheit, verlässlicher Wertspeicher, etc.).

Erstens ist die vom Staat anerkannte und beglaubigte Landeswährung das Mittel, mit dessen Hilfe wir in der Lage sind, uns unserer Steuerschuld gegenüber dem Staat zu entledigen – und uns somit eine Freiheitsstrafe oder andere schmerzliche Sanktionen zu ersparen.

Zweitens ist die vom Staat anerkannte und beglaubigte Landeswährung das Mittel, mit dem wir andere Verbindlichkeiten, als solche steuerlicher Art, die wir auch gegenüber nicht staatlichen Personen und Institutionen (vor allem Banken) eingehen, tilgen können.

Die Landeswährung besitzt also einen Wert ungleich Null, weil die Einhaltung der Verpflichtung, Schulden gegenüber dem Staat (Steuern) und Schulden bei Banken (Kredite) zu begleichen, unbedingt und gegebenenfalls auch unter Anwendung staatlicher Zwangsgewalt durchgesetzt wird.

Weil die Anzahl derer, die verpflichtet sind, Steuern zu zahlen, und derer, die sich gegenüber Banken verschulden, groß und die Erfüllung ihrer Verbindlichkeiten unausweichlich ist, entsteht eine starke, anhaltende Nachfrage nach dem „Entschuldungsmedium“, welche dem staatlich beglaubigten Geld einen positiven Wert verleiht.

Dieses Vermögen, jederzeit zur Begleichung von
  • Steuerschulden und 
  • Schulden gegenüber Banken und anderen, auch nicht staatlichen Gläubigern 
verwendet werden zu können – diese beiden ganz entscheidenden Merkmale, die einem Geld Wert verleihen – fehlen den Kryptowährungen.

Sie haben nicht die Rückendeckung der Institutionen unserer Gesellschaft, deren Schutz der Landeswährung ihre Besonderheit verleiht. Das gilt insbesondere für die Organe der Setzung und des Vollzuges des Rechts, die allein imstande sind, einer Währung eine über jeden Zweifel erhabene Geltung zuteilwerden zu lassen.

Es ist also im Grund genommen ganz einfach: Bitcoin und anderen Kryptowährungen fehlt schlechterdings die Infrastruktur des Staats und seines Rechtssystems, welche sicherstellen, dass Schulden ordnungsgemäß beglichen werden. 

Da die Organisatoren und Gemeinschaften, die Kryptowährungen betreiben, nicht einmal in Ansätzen den Druck entwickeln können, der von den staatlichen Instanzen ausgeht, sind sie nicht in der Lage, die Nachfrage nach Bitcoin u. ä. zu erzwingen, die diesen Kryptowährungen über eine Phase der Goldgräberstimmung hinaus dauerhaft zu einem positiven Wert verhelfen würde.

Es ist somit gerade das Bemühen, Kryptowährungen den Charakter einer echten Alternative zum Geld des Staats zu geben, das ipso facto für ihr Scheitern sorgt. Lebensfähiges Geld muss vom Staat gewollt und von ihm mit aller Konsequenz unterstützt werden.

Bitcoin könnte sich, unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, wirklich nur dann durchsetzen, wenn es der Bitcoin-Community gelänge, einen Staatsstreich durchzuführen und alle relevanten Institutionen unter ihre Kontrolle zu bringen.

Doch selbst dann blieben noch (1) technische Probleme und solche, die (2) die Effizienz der Geldbereitstellung und (3) die Organisation von Herrschaft und Regierungsgewalt unter dem neuen Regime betreffen – wie die folgenden beiden Artikel zeigen. 

Quellen:




Nachbemerkung:


Wer sich mit Bitcoin befasst, dem rate ich, eine der wichtigsten Erkenntnisse meiner jahrelangen Erforschung der Bedingungen der Freiheit zu bedenken:

Es gibt wirtschaftliche Handlungen, die sich spontan entfalten und insofern gerne dem Bereich der reinen, von Politik unberührten Wirtschaft zugerechnet werden. Das ist, was einige – leider irreführenderweise – unter der „freien Wirtschaft“ verstehen. 

Doch selbst eine Wirtschaft, die man im Vergleich zu anderen Wirtschaftsregimen mit Fug und Recht als frei apostrophieren darf, ist deshalb nicht frei von Politik

Im Gegenteil, auch eine freie Wirtschaft ist nur durch politische Gestaltung zu erreichen. 

Denn jede Form wirtschaftlichen Handeln setzt unentwegte politische Entscheidungen voraus, sprich das Aushandeln oder Erzwingen von Dominanzstrukturen und den mehr oder weniger befriedigenden, mehr oder weniger freiwilligen Ausgleich der unterschiedlichen Interessen der Beteiligten. Die Politik als Grundvoraussetzung der Wirtschaft wirkt im Kleinen (individuelle Vertragsgestaltung), im Großen (staatliche Rahmenbedingungen) und in mittleren Dimensionen (Verbands- und Branchenpolitik).

Was immer eine „freie Wirtschaft“ sei, sie kann nie eine unpolitische Wirtschaft sein.

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