Image credit. |
Fortgesetzt von hier.
Die
Zentralbank unter dem Goldstandard
Mit der
Verabschiedung des Federal Reserve Act im Jahre 1913 war für das
US-amerikanische Finanzsystem der Übergang abgeschlossen von einem System des free
banking zu einer Finanzordnung, die sich im Rahmen des Goldstandards auf
eine Zentralbank stützt. Das folgende Schaubild, das fortfährt, wo das
das vorherige aufgehört hatte, vermittelt einen groben Eindruck wie das System
funktionierte.
Image credit. |
Das System
funktionierte wie folgt. Der Bankkunde macht eine Gold-Einlage bei einer
Privatbank und erhält dafür eine entsprechende Gutschrift auf einem
Einlagenkonto. Daraufhin hinterlegt die Privatbank das Gold bei der
Zentralbank. Im Gegenzug empfängt die Privatbank Banknoten—in diesem
Falle Banknoten der Zentralbank (Federal Reserve), sprich die so genannten
„greenbacks“. Statt Banknoten entgegenzunehmen konnte die Privatbank auch
eine Gutschrift zugunsten ihres Einlagenkontos bei der Zentralbank vornehmen
lassen. Um es einfach und intuitiv zu halten, werde ich von nun an diese
Einlagenkonten so behandeln als wären sie papierene Banknoten, die in den
Tresoren der Banken eingelagert sind—was im Übrigen ohne weiteres zu
bewerkstelligen wäre.
Anstelle
einer Einlage bei einer Privatbank konnten die Bürger ihr Gold auch direkt bei
der Zentralbank hinterlegen und von dieser dafür Banknoten bekommen. Diese
Banknoten landeten jedoch zu guter Letzt ohnehin als Einlagen bei Privatbanken,
wo die Menschen ihr Geld zu verwahren pflegten. Das System bewirkt so
oder so das gleiche Resultat.
Zu
beachten ist, dass in diesem Modell die Zentralbank die gleiche Rolle einnimmt
wie die Banken im Modell des free banking. Die Zentralbank emittiert
Banknoten, die auf Aufforderung hin umgehend in Gold eingetauscht werden
können, da eine entsprechende Goldreserve gegeben ist, aufgrund derer die
Zentralbank eventuellen Aufforderungen zur Einlösung des physischen Golds
jederzeit nachkommen kann. Von ganz entscheidender Bedeutung ist, dass die Zentralbank
ermächtigt ist, Banknoten in einem Umfang zu emittieren, der größer sein
darf als der zu ihrer Deckung vorhandene Bestand an Gold. Es steht somit
in ihrer Macht, als echte Teilreserve-Bank zu agieren. Es ist diese
Befugnis, die es ihr gestattet, die Geldbasis [Bargeld plus Reserven der Banken
bei der Zentralbank] auszudehnen, die Entwicklung der kurzfristigen Zinssätze
zu kontrollieren und als Kreditgeber der letzten Instanz zu fungieren [also den
Kreditgebern, sprich den Privatbanken, Kredit bereitzustellen, wenn sie
untereinander dazu nicht mehr imstande sind]. Solange die Kunden davon
absehen, ihre Banknoten in einem Umfang einzulösen, der den Gold-Bestand der
Zentralbank übersteigt, kann diese aus dem Nichts so viele Banknoten
emittieren wie ihr beliebt.
Es ist ein
weit verbreiteter Irrtum, dass die Zentralbank unter dem Goldstandard einer bedingungslosen
Einschränkung ihrer Geldemissionsfähigkeit durch den gegebenen Bestand an Gold
unterworfen ist. Das trifft nicht zu. Was die Zentralbank sehr wohl
einengt ist (1) der Grad an Vertrauen, den die Öffentlichkeit in sie setzt, und
(2) das Ausmaß an Handelsungleichgewichten zwischen den Ländern. Sofern
die Öffentlichkeit ruhig bleibt und kein Ansturm auf das Gold erfolgt, und wenn
der Goldautomatismus keine Abflüsse des Edelmetalls ins Ausland aufgrund
beträchtlicher Handelsungleichgewichte in Gang bringt, dann erlegt der
Goldstandard der Zentralbank keinerlei Einschränkungen auf.
Ein
entscheidender Unterschied zum free banking besteht freilich darin, dass die
Zentralbank den Privatbanken die Einhaltung von Mindestreserven abverlangt.
Diese sind dazu verpflichtet, eine gewisse Menge an Banknoten als Reserve
in ihren Tresoren vorzuhalten, und zwar in Höhe eines Prozentsatzes ihrer in
Form von Einlagen bestehenden Verbindlichkeiten.
Die
Annahme liegt nahe, der Zweck dieser Anforderung sei es, sicherzustellen dass
die Banken über ausreichende Liquidität verfügen, um auf eventuelle
Gold-Rücknahmen vorbereitet zu sein. Doch das System verfügt nun über einen
Kreditgeber der letzten Instanz. Diesem kommt die Aufgabe zu, so viele greenbacks zu drucken und an die Banken
auszuleihen als diese benötigen, um den an sie herangetragenen
Konversions-Aufforderungen gerecht zu werden. Solange die Zentralbank
bereit ist greenbacks auszuleihen,
besteht für die Banken kein Anlass, eine Mindestreserve zu halten.
Der
eigentliche Grund, warum eine Mindestreserve-Anforderung besteht, ist dass
diese es der Zentralbank gestattet, dem Ausufern des Kreditgeschäfts Einhalt zu
gebieten und somit Preisstabilität zu gewährleisten. Gäbe es keine
Mindestreserve-Anforderung, so stünde es den Banken frei, nach eigenem Belieben
zu entscheiden, wie viele Mittel sie zur Finanzierung (Gold-Deckung) ihres
Kreditgeschäfts benötigen. Solange die ihnen zufließenden Einlagen den
Abfluss von Einlagen (die durch Abhebung von greenbacks oder durch Schecküberweisung an andere Banken eingelöst
werden) ausgleicht, könnten die Banken theoretisch eine unbegrenzte Menge an
neuen Einlagen durch Kreditschöpfung ins Leben rufen (d.h. sie könnten ein
unendliches Angebot an neuem Geld erzeugen), und zwar auf Grundlage eines
geringfügigen Tresor-Bestands an Banknoten oder sogar auch dann, wenn keinerlei
Reserven an Banknoten gebildet werden.
Die
Zentralbank übt Kontrolle über das Wachstum der von Banken ausgereichten
Kredite aus, indem sie die Kosten beeinflusst, die mit der
Kreditexpansion für die Banken verbunden sind. Sie kontrolliert die
Kosten der Kreditvergabe, indem sie den Mindestreserve-Satz vorgibt, und mit
Offenmarkt-Maßnahmen — dem Kauf und Verkauf von Vermögenswerten — die
Gesamtmenge der im Banksystem zirkulierenden Banknoten steuert. Wenn wir
annehmen, dass fast alle Banknoten als Einlagen bei den Banken hinterlegt
werden, dann ist die Menge der im Banksystem umlaufenden Banknoten gleich
der Gesamtheit der Mittel, die den Banken zur Verfügung stehen, um die
Mindestreserve-Anforderung zu erfüllen.
Wenn die
Zentralbank dem Privatsektor gegenüber als Käufer auftritt, nimmt sie Vermögenswerte aus dem
System und ersetzt sie durch Banknoten. Vor dem Erwerb durch die Zentralbank
befanden sich diese Vermögenswerte im direkten Besitz von Individuen — und zwar
ohne jegliche Beteiligung der Banken (es sei denn die Banken befanden sich im
Besitz dieser Vermögenswerte, was wir per Annahme ausschließen). Doch
jetzt haben die Individuen ihre Vermögenswerte der Zentralbank verkauft und
sind stattdessen im Besitz von Banknoten. Sie werden diese Banknoten zur
Bank tragen und dort als Einlagen hinterlegen. Folglich verwandeln sich
die Banknoten in Mittel, die — in Tresoren verwahrt — den Banken zur Verfügung
stehen, um ihre Mindestreserve-Anforderung zu erfüllen. Man sieht also,
wie der Erwerb von Vermögenswerten (mindestreservefähige) Mittel in das
Banksystem einschießt. Die Veräußerung von Vermögenswerten verursacht den
Abfluss dieser Mittel und kehrt somit den Prozess um.
Summiert
man den Wert aller Bankkredite in der Wirtschaft so erhält man eine Zahl, etwa $18.000,
wie in unserem früheren Beispiel. Bei einem Mindestreserve-Satz von 10 zu
1, gilt dass alle Banken zusammengenommen eine Banknoten-Reserve von $1.800
— $18.000 durch 10 — in ihren Tresoren vorzuhalten haben, um der
Vorschrift der Zentralbank Genüge zu tun.
Nehmen wir
nun an, dass die Zentralbank so viele Vermögenswerte aufkauft, dass die Gesamtmenge
an Banknoten im System sich auf $3.600 beläuft.
Insgesamt verfügen die Banken dann über weitaus mehr Banknoten als sie
benötigen, um die aktuell gültige Mindestreserve-Anforderung von $1.800
zu erfüllen. Natürlich kann es sein, das einige Banken, wie etwa Bank #3
in unserem früheren Beispiel, Schwierigkeiten haben, die Mindestanforderung zu
erfüllen oder sie sogar verletzen. Doch wenn dem so ist, dann haben die
anderen Banken notwendigerweise einen Überschuss an Bankreserven, den
sie ausleihen können. Alles in allem wird die Nachfrage nach Banknoten — Reserven
— ohne weiteres befriedigt, und der Zinssatz, zu dem die Banken einander Mittel
ausleihen, wird sich auf einem sehr niedrigen Niveau, und in diesem Fall [—
wegen des großen Angebots an ausleihbaren Reserven im Banksystem — ] nahe bei
null bewegen.
Nehmen wir
nun an, dass die Bank Vermögenswerte verkauft, so dass die Gesamtmenge an
Banknoten $1.802 beträgt. Als Ganzes genommen weist das Banksystem
Überschuss-Reserven in Höhe von $2 aus, die nicht im Tresor vorgehalten werden
müssen, und somit zur Verfügung stehen, um an andere Banken ausgeliehen zu
werden. Natürlich sind die Finanzierungskosten für diese $2
außerordentlich hoch [— wegen des knappen Angebots an ausleihbaren Reserven im
Banksystem — ], weswegen die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass das Banksystem
dem Gesamtangebot an Krediten $20 (das Mehrfache der Mindestreserve, welche das
aktuelle Angebot an Überschuss-Reserven bei einem Mindestsatz von 10 zu 1
zulässt) hinzufügen wird. Indem die Zentralbank das Angebot an Banknoten
auf $1.802 herab gemindert hat, nur knapp über dem, was, bei der aktuellen
Menge an vergebenen Krediten, erforderlich ist für das Banksystem als Ganzes,
um die Mindestanforderung zu erfüllen, hat sie eine weitere Ausdehnung des
Kreditvolumens erfolgreich verhindert. Wenn die Zentralbank darauf
besteht, kann sie Banken sogar dazu zwingen, das Volumen der von ihnen
vergebenen Kredite herabzusetzen. Sie muss lediglich Vermögenswerte in
ausreichender Menge veräußern, so dass die Menge der Reserven unter $1.800
fällt, denn dann müssen die Banken, als Ganzes betrachtet, Kredite kündigen [ —
d.h. auf ihre vorzeitige Rückzahlung durch die Kreditnehmer bestehen — ] oder
an den Nicht-Banken-Sektor veräußern.
Zwei
Irrtümer über den Goldstandard
Bevor ich
zum Schluss komme, möchte ich noch zwei Irrtümer ausräumen, die über den
Goldstandard bestehen. Der erste Irrtum betrifft die These, dass der
Goldstandard, die Weltwirtschaftskrise verursacht oder verstärkt haben soll.
Dies trifft einfach nicht zu. Was die Große Depression
allerdings verursacht und verstärkt hat, von der Panik 1930 bis zum
zeitweiligen Aussetzen der Bankgeschäfte (banking holiday) durch FDR im
Frühling des Jahres 1933, war die Weigerung der Federal Reserve (Zentralbank),
solventen aber zeitweise illiquiden Banken dringend benötigte Mittel leihweise
zu überlassen. Die Fed der damaligen Zeit war von einem perversen,
moralisierenden Glauben durchdrungen, wonach die Wirtschaft wegen der in der
Aufschwungphase leichtfertig getätigten Fehlinvestitionen inzwischen
schwerstens beschädigt und ihr daher nur noch zu helfen war, wenn sie ganz
bittere Medizin schlucken würde, selbst wenn dies mit massiven Insolvenzen und
Bankzusammenbrüchen verbunden sein sollte. Das unerbittliche „Ausmisten“
würde langfristig wohltuend wirken, so jedenfalls dachte man.
Die
Weigerung der Fed, Banken mit Krediten unter die Arme zu greifen, hatte nichts
mit den Beschränkungen zu tun, die dem Goldstandard innewohnen.
Tatsächlich schwamm die Fed damals förmlich in Gold — sie
unterhielt Goldreserven, die mit 80% der von ihr geschaffenen Geldbasis beinahe
Rekordniveau erreichten. Zur besseren Einordnung der Größen, die im Spiel
waren, sei daran erinnert, dass im Jahr 1896 die Treasury [ — das
Finanzministerium — ] (vor der Einrichtung der Fed die dafür zuständige
Behörde) ihre Goldreserven bis auf 13% der Geldbasis absinken ließ.
Die Fed
hatte als nicht nur einen ausreichenden Fundus Reserven, um den Banken durch
Kreditvergabe entgegenzukommen, sie wäre unter dem Goldstandard zudem
auch durchaus in der Lage gewesen, ein quantitative
easing [ — ein umfangreicher Ankauf von Vermögenswerten durch die
Zentralbank zwecks Einschuss von Geld in das Banksystem — ] in großem Maßstab
durchzuführen. Das Risiko eines derartigen Einlenkens hätte freilich
darin bestanden, dass eine ökonomisch unkundige Öffentlichkeit versucht haben
könnte, sich durch massenhafte Goldeinlösung zu schützen. In diesem Fall wäre
die Fed gezwungen gewesen, die Unterstützungsmaßnahme(n) abzubrechen, um zu
vermeiden, dass ein unaufhaltsamer Ansteckungs-Prozess in Gang kommt, an dessen
Ende möglicherweise der völlige Bankrott gestanden hätte. Ebendieses
Risiko, dass eine ökonomisch ungeschulte Öffentlichkeit in Panik gerät und Gold
einlöst in Mengen, die die Bestände der Zentralbank übersteigen, ist das
einzige Risiko, dem die Zentralbank unter dem Goldstandard jemals wirklich
ausgesetzt war. Allerdings wird die Wirksamkeit des quantitative easing stark überschätzt; insofern macht die
Möglichkeit, eine solche Maßnahme auch unter dem Goldstandard durchzuführen,
keinen allzu großen Unterschied. Eine in die Flaute geratene Wirtschaft
kann auch ohne quantative easing
wieder Fahrt aufnehmen. Jedoch ist es unmöglich, dass ein Banksystem sich
erholt, welches von einer akuten Liquiditätskrise erfasst wird, Die Fed
verfügte über mehr als genug Macht, die Liquiditätskrise abzuwenden, von der
das Finanzsystem damals bedroht wurde, und es war ihr, niedergelegt in ihren
Statuten, ein klares Mandat erteilt worden, genau dieser Aufgabe nachzukommen.
Aber sie beschloss, diesen Weg nicht zu gehen, freilich aus Gründen, die nichts
mit Gold zu tun haben.
Der zweite
Irrtum betrifft die Vorstellung, dass das Finanzsystem der USA nach 1933 auf
diese oder jene Weise so etwas wie einem Goldstandard unterlag. Dies war
jedoch keineswegs der Fall. Der Goldstandard endete im Frühjahr 1933, als
FDR executive order 6102 erließ.
Diese Verfügung des Präsidenten machte den Besitz von Gold durch eine
Privatperson zu einem illegalen Tatbestand in den Vereinigten Staaten.
Wenn man Gold nicht legal besitzen kann, dann kann es auch nicht legal
sein, es einzulösen. Wenn es nicht auf legalem Wege eingelöst werden
kann, dann kann es auch nicht dazu dienen, die Zentralbank in ihren
diesbezüglichen Handlungsmöglichkeiten einzuschränken.
Image credit. |
Der
Goldstandard, der von Mitte der 1930er Jahre bis 1971 bestand, war von symbolischer
Art. Es war der Öffentlichkeit nicht möglich, das Gold einzulösen, mit
dem die Fed dem Dollar eine „Deckung“ zugrunde legen zu können schien, und somit
hatte die "Gold-Deckung" keinen disziplinierenden Biss. Sie stellte keinen Faktor dar, mit
dem die Fed oder die Geldmenge zu kontrollieren gewesen wären. Es ist
aber auch klar: wenn ein Goldstandard in den 1940er Jahren bestanden und die
Fed in ihren Handlungsmöglichkeiten umschränkt hätte, wäre es dem Land nicht
möglich gewesen, die massive, Rekorde brechende Staatsverschuldung des Zweiten
Weltkriegs zu finanzieren. Diese Schulden wurden fast in Gänze durch die
Geldschöpfung der Fed finanziert.
Um nicht
falsch verstanden zu werden, in einer auf Fiat-Geld beruhenden monetären
Ordnung, bleibt es dem Markt vorbehalten, die Zentralbank in Schach zu halten.
Statt Geld direkt bei der Zentralbank gegen Gold einzulösen, können die
Marktteilnehmer Geld „einlösen“, indem sie sich weigern, es anzunehmen und sich
stattdessen Vermögenswerten zuwenden, von denen sie glauben, dass sie ihren Wert
halten werden — Grundstücke, dauerhafte Konsumgüter, Edelmetalle,
Fremdwährungen, ausländische Wertpapiere, ausländische Immobilien, etc. Wenn
eine derartige Umschichtung in großem Umfang erfolgt, und wenn es gleichzeitig
zu einer starken Ausdehnung der Geldmenge kommt, so ist das Ergebnis eine
unkontrollierte Inflation. In einem Fiat-Geldsystem ist die
Wahrscheinlichkeit einer solchen Zurückweisung offensichtlich viel geringer, da
die Option einer verhältnismäßig leicht zu bewerkstelligenden Konversion des
Geldes in Gold nicht gegeben ist. Aber die theoretische Möglichkeit, Geld
als Geld zurückzuweisen, die durch das Verfahren der Goldeinlösung formalisiert
wird, bleibt weiterhin bestehen.
Schlussfolgerung
Anders als
für gewöhnlich angenommen, ist das gegenwärtig praktizierte System des
Fiat-Geldes nicht so viel anders als das sich auf Gold stützende
System wie es zu Anfang des 20. Jahrhunderts betrieben wurde. Um von
letzterem System zu unserem heutigen zu gelangen, ist es lediglich
erforderlich, (1) alles auf elektronische Medien zu übertragen und (2) den
Faktor Gold auszuschließen. Man muss also nur das Gold loswerden, der
Zentralbank gestatten, die Geldbasis so weit auszudehnen wie ihr beliebt, ohne
jegliche Deckung, oder aber gegen Gold, das von Rechts wegen jedoch nicht
eingelöst werden kann, (wie im Szenario, das zwischen 1933 und 1970 bestand).
Der Grund
dafür, warum man monetäre Systeme ablehnen sollte, die auf Gold basieren,
besteht darin, dass sie keine Vorzüge gegenüber Systemen mit Fiat-Geld
aufweisen, dafür aber im Vergleich zu diesen zahlreiche Unannehmlichkeiten und
Nachteile mit sich bringen. In einem Fiat-System ist die Zentralbank in der
Lage Basisgeld zu erzeugen — die von der Zentralbank emittierte Geldmenge M0,
d.h. Bargeld und Bankreserven — und zwar in jeder beliebigen Menge, die mit Blick auf das Wohl der Gesamtwirtschaft
angemessen ist.
Doch in
einem auf Gold basierenden System ist die Zentralbank darauf beschränkt, nur so
viel Basisgeld zu erzeugen, wie Gold durch die Goldförderung zugänglich wird, und
so viel Basisgeld zu zerstören, wie eine in Panik geratene Öffentlichkeit
zerstört wissen will. Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum man sich für ein
System entscheiden sollte, das derartigen Restriktionen unterliegt, auch dann
nicht, wenn diese in der Mehrheit der wirtschaftlichen Umstände keine ernste
Gefahr darstellen. Wenn es das Ziel ist, die Handlungsmöglichkeiten der
Zentralbank einzuschränken, dann sollte man sie auf direktem Wege durch
entsprechende Gesetze einschränken. Man lege eine gesetzliche Obergrenze für
die Menge an Geld fest, die sie emittieren
darf, oder für den Umfang des ihr gestatteten Ankaufs von Vermögenswerten.
Entwicklungsländer, die das Vertrauen der Märkte noch nicht oder nur in begrenztem Maße genießen, sollten ihre Währung an die eines Landes
binden, dem dieses Vertrauen bereits geschenkt wird. Gold wird nicht benötigt.
No comments:
Post a Comment