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Die Zentralbank trägt dafür Sorge, dass (1) Finanzmärkte und Bankwesen sowie (2) die Geldordnung in ihrer volkswirtschaftlichen Dimension stabil bleiben, also nicht durch Pannen und Krisen in ihrer vorgesehenen Leistungsfähigkeit beeinträchtigt werden.
Die moderne Zentralbank ist letzten Endes ein Teil des Staats. Doch wie das Justizwesen, das auch Teil des Staats ist, kann die Zentralbank nur dann optimal funktionieren, wenn sie eine gewisse Unabhängigkeit von den unmittelbaren Interessen staatlicher Akteure genießt. Wenn die Gerechtigkeit es erfordert, muss es möglich sein, dass der Staat in einem Gerichtsverfahren gegen eine Bürgerin seiner Schuld überführt und ordnungsgemäß bestraft wird. Wenn der Stabilitäts-Auftrag der Zentralbank es verlangt, muss es möglich sein, dass die Zentralbank Maßnahmen durchsetzt gegen die kurzfristigen oder anderweitig unberechtigten Interessen derer, die gerade an den Hebeln der Macht sitzen.
Wie das Justizwesen orientiert sich die Zentralbank an übergeordneten Prinzipien, die ihren Auftrag über vergängliche Tageserfordernisse und die taktischen Bedürfnisse der Mächtigen stellen und an die Voraussetzungen des Allgemeinwohls binden; ihrem Tun liegt gewissermaßen eine Verfassung zugrunde, die folgende Punkte umfasst:
- Niedrige und stabile (d.h. nur geringfügig schwankende, nicht sprunghafte) Inflation
- Hohes und stabiles Realwachstum verbunden mit einem hohen Beschäftigungsniveau
- Stabile Märkte und Institutionen im Finanzbereich (Banken, Börsen etc.)
- Stabiles Zinsniveau
- Stabiler Wechselkurs
Die Zentralbank ist damit für eine besondere Art von Risiko zuständig: systematisches Risiko, wie es in der Finanztheorie genannt wird. Es ist das Risiko, das dem "System", sprich der Wirtschaft als Ganzes anhaftet. Im Gegensatz dazu ist unsystematisches Risiko mit dem Schicksal einzelner Wirtschaftsteilnehmer verbunden. Wenn man nicht alle Eier in einen Korb legt, sondern auf mehrere verteilt, lässt sich unsystematisches Risiko stark herabsetzen. Denn wenn es diesen Wirtschaftsteilnehmern schlecht geht, mag es jenen gut ergehen, so dass sich die Verluste hier mit Gewinnen dort ausgleichen lassen und man unterm Strich noch ganz ordentlich profitieren kann.
Für den Einzelnen liegt es im Bereich des Möglichen, unsystematisches Risiko durch Sachkunde, Geschick, und letztlich durch verantwortungsvolles Verhalten abzuwenden. Doch ein Einzelner kann das systematische Risiko z.B. eines Inflationsschubs nicht aus eigener Kraft abwenden, und kann es kaum ohne staatliche Hilfe abmildern.
Systematisches Risiko sollte besser vermieden werden, da es uns im Eintrittsfall alle unweigerlich trifft und mit nichts zu kompensieren ist — jedenfalls nicht ohne spezielle Vorkehrungen wie sie die Zentralbank trifft, sagen wir, durch Einlegerschutz, die Verhinderung einer Wirtschaftskrise durch geldpolitisches Einlenken oder durch Eingriffe, die illiquide Banken vor der Insolvenz bewahren, um so das gesamte Bankwesen vor dem Zusammenbruch bewahren etc.
Inflation
Inflation unterhöhlt das Wirtschaftswachstum und bringt großen Teilen der Bevölkerung erhebliche Nachteile. Ein stabiles Preisniveau schützt den volkswirtschaftlichen Nutzen des Geldes, insbesondere dessen Funktionen als (a) Wertmaßstab/Rechnungseinheit und als (b) Wertaufbewahrungsmittel. Starke Schwankungen und Sprünge im Preisniveau unterminieren die Informationstreue des Geldes, so dass nicht mehr klar ist, ob Preise echte Knappheitsverhältnisse widerspiegeln oder ob sie künstlich aufgebläht sind.
Inflation würde kein Problem darstellen, wenn eine sofortige Anpassung aller Preise an das neue Niveau praktisch möglich wäre. In der Wirklichkeit pflegt sich aber Inflation ungleich auszubreiten, so dass einige von denjenigen, welche von ihr zuerst erfasst werden, u.U. profitieren (Verkauf zu höheren Preisen, Nutznieß inflationär aufgeblähten Zuwendungen/Einkommen) während diejenigen, die erst später einkommensseitig von ihr erreicht werden, mit höheren Kosten bei konstantem Einkommen konfrontiert werden.
Bei sprunghafter Inflationsentwicklung sind Preise schwer vergleichbar und es ist schwierig, die Entwicklung von Verbindlichkeiten und Forderungen abzuschätzen, so dass die Budgetplanung für Haushalte und Firmen zum Lottospiel werden kann.
Wachstum und Beschäftigung
Die Zentralbank bemüht sich, übertriebene Ausschläge im Wachstumsverlauf der Wirtschaft zu kappen, den Wachstumspfad zu glätten, um so Ressourcenverschwendung (durch Überproduktion oder unzureichende Auslastung) und andere damit zusammenhängende Nachteile für die Bevölkerung, besonders negative Auswirkungen auf das Beschäftigungsniveau, einzuschränken.
Konjunkturzyklen sind eine Hauptquelle von systematischem Risiko. Neben Finanzkrisen.
Finanzsektor
Bricht das Finanzsystem zusammen, dann kommt auch die Wirtschaft außer Tritt. Wenn Finanzmärkte und Finanz-Institutionen nicht mehr funktionieren, finden Kreditnehmer keine Mittel mehr, um die Wirtschaft mit Investitionen oder durch die Nachfrage der Haushalte (deren kreditfinanzierter Konsum durchaus in verantwortungsvollem Rahmen stattfinden kann) zu beleben, Sparer fehlen Gelegenheiten, ihr Geld vernünftig anzulegen.
Zinsen
Zinsen beeinflussen den Rhythmus wirtschaftlicher Aktivitäten; niedrige Zinsen können dazu beitragen, dass die Wirtschaft sich belebt; höhere Zinsen können wich dämpfend auswirken; erratisches Schwanken in der Zinsentwicklung ist einer kontinuierlichen Wirtschaftsentwicklung abträglich.
Wechselkurs
Ebenso wie eine stetige Zinsentwicklung ist ein stabiler Wechselkurs kein Selbstzweck, sondern Mittel, die Hauptziele der Zentralbankpolitik zu befördern: niedrige Inflation, stetiges Wachstum und ein stabiles Finanzsystem. Besonders in Ländern, in denen der Außenhandel eine zentrale Rolle spielt, trägt eine ausgewogene Wechselkurspolitik durch erhöhte Planungssicherheit zu einem positiven makroökonomischen Leistungsbild bei.
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