Sunday 13 May 2018

Free Trade (15) — (III) Inapplicability of Ricardo's Free Trade Argument

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An English discussion of the below is available here

Teil I. (Wiederholung des letzten Posts)

Im vorherigen Post habe ich darüber gesprochen, dass das Ricardosche Argument für den Freihandel – nämlich die Effizienzgewinne durch Spezialisierung und internationalem Tausch nach Gesichtspunkten des komparativen Vorteils – auf die Annahme angewiesen ist, dass Kapital und andere Produktionsfaktoren international immobil sind. In dieser Situation sind weitere Effizienzgewinne durch „Rechts- oder nordöstliche Verschiebung“ der Produktionsmöglichkeitenkurve nur noch möglich, indem die Handelspartner sich auf Produkte spezialisieren und miteinander tauschen, bezüglich derer sie einen komparativen Vorteil besitzen.

Die Lage ist eine andere, wenn Kapital und andere Produktionsfaktoren (einschließlich hochqualifizierter Arbeitskräfte, Kapitalgüter und investiver Mittel), so wie heute der Fall, international mobil sind. Unter diesen Umständen ist es Produzenten möglich, Effizienzgewinn zu erzielen, indem sie nun auch den absoluten Vorteil statt nur den relativen oder komparativen Vorteil im gesamten internationalen Umfeld zu suchen. 

Zur Verdeutlichung nochmal – relativer oder komparativer Vorteil versus absoluter Vorteil: 

Relativer oder komparativer Vorteil:

Bill Gates ist besser als Jane in beiden Tätigkeiten: (1) einen Konzern erfolgreich zu führen und (2) sein eigenes Sekretariat zu führen. Bill hat jedoch höhere Opportunitätskosten zu berücksichtigen, wenn er den Konzern führt UND als seine eigene „Sekretärin“ tätig ist, als wenn er die Zeit, in der er als seine eigene „Sekretärin“ fungiert, für seine Tätigkeit als Konzernchef nutzt. Sagen wir, Bill würde wegen seiner Sekretariatsarbeit $5 Mio. am Tag einbüßen (seine Opportunitätskosten dafür, dass er die Konzernleitung zur Durchführung von Sekretariatstätigkeiten einschränkt), doch wenn er darauf verzichtet, als seine eigene „Sekretärin“ zu arbeiten, hat er Opportunitätskosten von nur $50 pro Tag (das ist der Betrag, um den er die gleiche Sekretariatsarbeit effizienter ableistet als Jane). Es lohnt also für ihn, sich gemäß seines komparativen Vorteils zu spezialisieren (damit spart er Millionen ein) und Sekretärin Jane einzustellen (obwohl er das Sekretariat selbst $50 am Tag günstiger besorgen könnte).

Absoluter Vorteil:

Bill Gates sitzt in seinem Sekretariat und arbeitet als seine eigene Sekretärin; er ist die beste Sekretärin der USA und Sekretärinnen von außerhalb der Vereinigten Staaten können bisher nicht beschäftigt werden. In der Zeitung liest er aber nun, dass sich die Welt geändert hat. Sekretärinnen auf der ganzen Welt können ein Sekretariat virtuell managen. Und so stellt Bill eine Sekretärin ein, die sein Sekretariat aus Togo unter Nutzung des Internets führt, besser und günstiger als er das könnte, selbst, wenn Bill nicht Konzernchef wäre und ausschließlich als Sekretärin arbeiten würde. Bill hat sich den absoluten Vorteil zunutze gemacht, dem ihm die Sekretärin aus Togo anbietet. Gewiss, das Beispiel hinkt, aber ich hoffe, der Unterschied zwischen absolutem und komparativem Vorteil ist deutlich geworden.

Wenn das Kapital und andere Produktionsfaktoren international mobil sind, was Ricardo in seiner Rechtfertigung des Freihandels ausschließt, aber heutzutage in hohem Maße der Fall ist, so wird nicht die Suche nach komparativem Vorteil (allein), sondern die nach absolutem Vorteil den weltweiten Einsatz der Produktionsfaktoren maßgeblich (mit)bestimmen. Und dies hat notwendig zufolge, dass etablierte Industrien unter Druck geraten, ein Wettbewerb nach unten (aus Sicht, der früher abgeschotteten wohlhabenderen Länder) in Gang kommt und schließlich wirtschaftlicher Rückschritt und relative Verarmung (sozialer Abstieg bestimmter Arbeiterschichten) in industrialisierten Ländern einsetzen können.

Teil II. 

Eine weitere Annahme, die Ricardo in seinem Modell des komparativen Vorteils durch Umschichtung der internationalen Produktion nach Gesichtspunkten des komparativen Vorteils und Effizienzgewinn durch Freihandelstausch der jeweils produktiver erstellten Güter besteht darin, dass die hierzu benötigten 

  • Arbeitskräfte sich in einer Situation der Vollbeschäftigung befinden 

UND 

  • umgehend in den Arbeitszweigen eingesetzt werden können, in denen komparativer Vorteil gegeben ist.

Anders gesagt: Es darf keine Marktunvollkommenheiten geben, die verhindern, dass die Produktionsfaktoren ihrem effizientesten Einsatz zugeleitet werden, d. h. es darf kein keynesianisches Gleichgewicht mit Arbeitslosigkeit geben, ebenso wenig wie Markteintrittsbarrieren, Monopole, Oligopole, Mark-Up Pricing und viele andere Erscheinungen, die einem vollkommenen Markt, in dem Ineffizienzien theoretisch sofort wegarbitriert werden, in der Wirklichkeit entgegenstehen.

Continued here / fortgesetzt hier.

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