Thursday 10 May 2018

Free Trade (14) — (II) Inapplicability of Ricardo's Free Trade Argument

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An English discussion of the below is available here

Folgende Voraussetzung, die gelten muss, damit Ricardos Theorie von den Effizienzgewinnen in Folge der Ausnutzung komparativer Vorteil durch Freihandel funktionieren kann, ist tatsächlich nicht erfüllt:

Das Kapital eines Landes oder dessen Produktionsfaktoren (wie Kapitalgüter und qualifizierte Arbeitskräfte) sind NICHT international mobil und verbleiben stets im Land, wo sie unfehlbar und vollständig in jene Wirtschaftssektoren umgelenkt werden, in denen die komparativen Vorteile bestehen.

Die Wirklichkeit sieht anders aus. 

Ricardo schrieb Anfang des 19. Jahrhunderts, als die Industrialisierung noch nicht abgeschlossen und ihre späteren Ausprägungen und Folgen noch nicht bekannt sein konnten. Offenbar hat Ricardo die enorme internationale Mobilität des Kapitals, deren Zeugen wir heute sind, nicht vorhergesehen.

Zunächst noch eine Begriffsklärung zum Unterschied zwischen absolutem Vorteil und relativem oder komparativen Vorteil: Angenommen Bill Gates ist in beiden Tätigkeit effizienter als seine Sekretärin: in der Unternehmensführung seines Konzerns und als Sekretär. Er hat damit einen absoluten Vorteil in diesen zwei Bereichen gegenüber seiner Sekretärin. Das heißt, er ist in der Lage, bei gegebenem Ressourceneinsatz mehr von einer Dienstleistung zu erbringen als seine Sekretärin – sagen wir, er erledigt alle anfallenden Sekretariatsarbeiten in vier Stunden, während seine Sekretärin (Joan) dazu sechs Stunden benötigt. Absoluter Vorteil – Bill Gates.

Die jeweiligen komparativen Vorteile, zu denen Bill und Joan befähigt sind, können es aber angeraten sein lassen, dass Bill dennoch die Sekretariatsarbeit Joan überlässt, obwohl er auch darin besser ist als sie. Warum? Weil wir beim komparativen Vorteil die Opportunitätskosten vergleichen, die bei den jeweiligen Tätigkeiten entstehen.

Wenn Bill vier Stunden seines Tages mit Sekretariatsarbeit verbringt, entstehen für ihn gewaltige Opportunitätskosten bei der Unternehmensführung, der er sich in der verbleibenden Arbeitszeit zuwendet, sagen wir in Höhe von mehreren Millionen Dollar jeden Tag. Wenn er sich aber ganz der Unternehmensführung verschreibt, fallen nur sehr geringe Opportunitätskosten an, die darauf zurückzuführen sind, dass er die bessere „Sekretärin“ ist. Vielleicht ist seine höhere Effizienz (sein Vorteil gegenüber Joan) bei der Sekretariatsarbeit nur $100 ( = Opportunitätskosten) pro Tag wert.

Was heutzutage bei der hohen internationalen Mobilität des Kapitals geschieht, ist nicht eine weltweite Anordnung der Produktion nach Gesichtspunkten der komparativen Vorteile, sondern ein globales Ausnutzen absoluter Vorteile. Das Kapital geht dorthin, wo absoluter Vorteil besteht, wo also mit dem gleichen Input ein höherer Output erzielt werden kann, als irgendwo sonst, oder mit geringerem Input der gleiche oder sogar ein höherer Output erreicht werden kann. Die Aussicht auf absoluten Vorteil zieht das Kapital in Länder, wo die Arbeits- und die anderen Faktorkosten am niedrigsten sind. 

Länder mit höherem Lohnniveau verzeichnen einen Lohnrückgang (in den betroffenen heimischen Industrien), höhere Arbeitslosigkeit, Deindustrialisierung und Handelsbilanzdefizite.

Auf diese Weise kann bedingungsloser Freihandel zu einem Abwärtswettlauf (race-to-the-bottom) in den betroffenen Industrieländern führen. Sie versuchen mitzuhalten mit Standorten, die über einen absoluten Vorteil verfügen, und so müssen die Löhne und Gewinnmargen an das niedrigere Niveau ihrer Konkurrenten angepasst werden.

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