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Das gegenwärtige Finanz-System steht in der Kritik. Das ist gut so. Denn wer den Sinn einer Finanzordnung erkennt, weiß auch, dass wir um ihre sinnvolle Gestaltung fortwährend ringen müssen. Wie der Fortschritt in der Wissenschaft, verlangt auch der Wandel unserer wirtschaftlichen Umwelt ein unentwegtes Nachfragen über die Qualität und die Folgen ihrer Institutionen.
Gerald Epstein und Juan Antonio Montecino greifen mit einem lesenswerten Beitrag in die Diskussion um den finanzwirtschaftlichen Reformbedarf ein.
Darin umreißen die Autoren ihre Vorstellung von den Anforderungen an ein wünschenswertes Finanz-System und vergleichen es mit dem Leistungsergebnis der aktuell installierten Ordnung. Sie kommen zum Schluss, dass Amerika sich ein Finanz-System leistet, dessen Kosten die Summe der Nutzen bei weitem übersteigen.
Für Epstein und Montecino zeichnet sich ein volkswirtschaftlich sinnvolles Finanzsystem dadurch aus, dass es
- Finanz-Mittel produktiven Investitionsprojekten zuführt,
- Familien die Möglichkeit gibt Ersparnisse anzuhäufen, mit denen sie wichtige Großausgaben etwa im Zusammenhang mit der Ausbildung ihrer Kinder und der persönlichen Altersvorsorge bestreiten können,
- Produkte anbietet, die ein verbessertes Risiko-Management gestatten,
- Liquidität in ausreichendem Maße und auf gesamtwirtschaftlich verträgliche Weise bereitstellt,
- einen funktionierenden Zahlungsverkehr gewährleistet, und
- Innovationen hervorbringt, die uns instand setzen, all diese und andere zweckmäßige Funktionen immer günstiger, effizienter und qualitätvoller durchzuführen.
Diese Funktionen sind unverzichtbar in einer stabilen und auf produktive Zwecke ausgerichteten Marktwirtschaft.
Doch nach Jahrzehnten der Deregulierung, behaupten Epstein und Montecino, hat sich das gegenwärtige Finanz-System der Vereinigten Staaten zu einem hochgradig spekulativem Gebilde entwickelt, dem die Erfüllung dieser wichtigen Ziele nicht in gebotener Weise gelingen kann.
Sie stellen die Frage: wie hoch sind die Kosten, die dieses unzweckmäßige System der US-Wirtschaft aufbürdet? Welcher Betrag ist zu veranschlagen, um sich einen Begriff davon zu machen, was ein defektes und schädliches System die Familien, Steuerzahler und Unternehmen der USA kostet?
In ihrer Abrechnung nehmen sie sich dabei drei Komponenten vor:
- (1) Renten im wirtschaftstheoretischen Sinne, oder, wie man auch sagen könnte: unberechtigte Gewinne;
- (2) Kosten der Fehlallokation, oder anders ausgedrückt; der Preis, der zu dafür zahlen ist, dass Ressourcen produktiveren Zwecken entzogen werden;
- (3) Krisen-Kosten, will sagen: die Kosten der Großen Finanzkrise von 2008.
Die Autoren schätzen: zusammengenommen entziehen diese drei Kostenkomponenten der US-Wirtschaft im Zeitraum von 1990 bis 2013 Ressourcen in Höhe von über $ 22 Trillionen.
Lesen Sie die vollständige (auf Englisch verfasste) Studie hier.
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