Saturday, 27 August 2016

FV (3) — Freiheit – ein bläulich schimmernder Kiesweg

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Über FV.


Märkte und andere Manifestationen der Freiheit, wie der Rechtsstaat, sind nicht befähigt, sich selbst ins Leben zu rufen, es sei denn man wählte einen außerordentlich großen Zeitrahmen, in dem evolutive Spuren sichtbar werden. Sie sind vielmehr abhängig von Bedingungen, die außerhalb der Prozesse liegen, aus denen die Freiheit hervorgeht.

Deshalb befasse ich mich mit Politik und Staat. Freilich ist es unzureichend, Politik und Staat aus rein normativer Perspektive zu betrachten. Vielmehr ist es erforderlich, sie durch die Optik einer positiven Theorie zu erfassen, so dass zu erkennen ist, wie diese Phänomene eingebettet sind in das Entstehungsgeschehen, das gegenwärtige Stadium, die jetzigen Formen der Freiheit und wie sie ihre Zukunftsaussichten beeinflussen.

Freiheit ist nicht der lupenreine Zustand, den manche in ihr sehen. Um es vielleicht, wie ich hoffe, etwas anschaulicher auszudrücken: Für mich ähnelt die Freiheit in gewisser Hinsicht einem bläulich schimmernden Kiesweg.

Zwischen den Kieselsteinen befinden sich wunderschöne, blaue Kügelchen. Sie sind die Manifestationen der Freiheit. Der Kies stellt alles mögliche Andere dar, ob von Bedeutung für die Freiheit oder nicht, aber eben auch Vieles, was der Freiheit schadet.

Historisch betrachtet, heute und auch künftig, wird es sich immer zeigen, dass die Freiheit von fragmentarischer Erscheinugsform ist, zerstreut, unterbrochen, verschoben, gedehnt, überlagert durch Anderes – in einem Wort: die Freiheit wird immer ein Schemengebilde in einem Kiesweg sein, auf dem die blauen Kügelchen in unterschiedlicher Dichte und Verteilung durchscheinen.

Man sollte ein scharfes Auge dafür entwickeln, wie sich die Elemente der Freiheit verteilen, wie sie sich in ihrem Nebeneinander mit Phänomenen und Strukturen einfügen, von denen viele unverträglich mit ihr sind oder in einem ambivalenten Verhältnis zu ihr stehen – so wie das z.B. bei staatlichen Strukturen der Fall sein kann.

Um in der Lage zu sein, die Freiheit in der wirklichen Welt zu verteidigen und zu fördern, gilt es, sich vertraut zu machen mit dem Weg, den sie mit ihren und fremden Elementen bildet. Häufig ist Freiheit belastet mit dem Unfreiheitlichen, und der Übergang zwischen Freiheit und Unfreiheit spielt sich in einem Kontinuum ab – die blauen Kügelchen der Freiheit vermischen sich mit vielerlei Anderem, unterhalb der Kiesdecke, auf den unterschiedlichsten Ebenen und in den diversesten Lagen.

Ich stimme größtenteil dem zu, was in diesem Blog [in dem der vorliegende Beitrag als Kommentar erschien, I.U.] an Positivem über freie Märkte und die Freiheit geäußert wird, doch das ist mir nur ein Grund dafür, auch sehr neugierg auf das zu sein, was wir noch nicht über die Freiheit gesagt haben – über ihr Stattfinden hier und jetzt in einer unvollkommenen Welt, die sich auf vielfache Weise gegen die Freiheit richtet. Ich will imstande sein, einige der 2 567 876 Handlungen zu benennen, die jede Minute in den USA vollführt werden, so dass die Freiheit stattfinden kann – natürlich einschließlich der Handlungen, die von (staatlichen) Institutionen vollzogen werden, die gerne als grundsätzlich freiheitshinderlich dargestellt werden  – und nicht nur die 3 453 876 Handlungen, die gegen die Freiheit gerichtet sind.

Ich möchte die Unvollkommenheit der Freiheit verstehen, damit ich ihr umso eher gerecht werde, sie desto realistischer erfasse und umso besser in der Lage bin, in den chaotischen Arenen der Politik wirkungsvoll zu ihren Gunsten aufzutreten, wo sie vernichtet und doch immer wieder neugeboren wird.

Geschrieben im März 2013

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