Monday 17 December 2018

Geldpolitik: Quantitative Lockerung

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In diesem Post habe ich auf einen guten Artikel hingewiesen, in dem vom aktuellen Übergang von einer Geldpolitik der Quantitativen Lockerung zu einer restriktiveren Vorgehensweise der Zentralbanken die Rede ist.

Was ist eigentlich Quantitative Lockerung und warum wird sie betrieben?

Der größere Rahmen, innerhalb dessen diese Form der expansiven Geldpolitik gewählt wird, ist ideologisch gefärbt und beruht auf sachlichen Irrtümern.

Geldpolitik sei wirkungsvoller als Fiskalpolitik, die mit dem ideologisch abgelehnten Staatsinterventionismus gleichgesetzt wird. Tatsächlich ist der geldpolitische Impuls, der von Quantitativer Lockerung ausgeht weniger wirkungsvoll als fiskalpolitische Maßnahmen. 

Außerdem muss man sich die Frage stellen, warum geldpolitische Eingriffe weniger staatsinterventionistisch sein sollen – ist das durch die ineffektive Quantitative Lockerung unnötig perpetuierte Brachliegen volkswirtschaftlicher Ressourcen (siehe unten) nicht ein massiver Eingriff des Staats in die Wirtschaft? Und wäre es nicht gescheiter, den Staat dazu zu benutzen, um die Gesamtnachfrage anzukurbeln, wozu keine Eingriffe in die Wirtschaft erforderlich sind, die wir nicht schon längst praktizieren und allerseits gutheißen, wie etwa den Straßenbau oder die Bereitstellung finanzieller Mittel für privatwirtschaftlich betriebene Projekte? 

Und schließlich sind die Gründe für die Quantitative Lockerung (QL) und deren vermeintliche Wirkungsweise irrig.

Die falsche Theorie hinter der QL nimmt an, dass Banken zuerst mit Reserven versorgt werden müssen, bevor sie weitere Kredite ausreichen können (Falsch!). Diese Kredite sollen die Wirtschaft ankurbeln. Doch der Grund, wieso die Banken das Kreditvolumen nicht ausweiten besteht darin, dass die beiden unerlässlichen Voraussetzungen für die Bereitschaft von Banken Kredite auszureichen, nicht gegeben sind: Kreditnehmer, die Kredit nachfragen und ausreichende Bonität aufweisen.

Wären letztere Voraussetzungen erfüllt, bedürfte es keiner QL. Die Banken könnten Kredite nach Herzenslust ausreichen und sich gegebenenfalls nachträglich mit Reserven versorgen. 

Die Reserven werden also nicht benötigt, um die Kreditvergabe durch die Banken, sondern um den Zahlungsverkehr zu ermöglichen, der einsetzt, wenn Kreditnehmer Kreditmittel an Kunden anderer Banken überweisen. Diese Überweisungen zwischen Banken erfolgen durch Übertragung von Bankreserven  von der zahlenden an die empfangende Bank.

Zurück zur QL.

Nachdem die Zentralbanken mit ihrem herkömmlichen geldpolitischen Latein am Ende sind – die Zinsen lassen sich nicht mehr senken, da sie auf null abgesunken sind –, soll nun ein besonderer Einfall die Lösung bringen. 

Wenn die Wirtschaft schwächelt, bedeutet herkömmliche Geldpolitik: Zinsen senken. Die Hoffnung ist, dass niedrigere Zinsen, Unternehmen dazu bewegen, Investitionen zu wagen, die sie bei höherem Zinsniveau nicht in Angriff nehmen würden. Für sich schon eine fragwürdige Annahme, denn in einem günstigen Wirtschaftsumfeld werden Investitionen auch auf hohem Zinsniveau vorgenommen. Geht es der Wirtschaft hingegen schlecht, werden auch dann keine Investitionen getätigt, wenn die Zinsen niedrig sind. Letzteres haben die Erfinder der QL nicht begriffen. Sie versuchen etwas anzuschieben, in dem sie eine Schnur nach vorne drücken – die aber legt sich nur in Falten.

Die Zentralbanken hängen einer irrigen Theorie an, nämlich dass Banken Kundeneinlagen einsammeln, um so Reserven aufzubauen und einen Teil davon mit einem entsprechenden Aufschlag in Form von Krediten an Investoren weiterzugeben.

Basierend auf einer falschen Vorstellung von der Arbeitsweise des Banksystems, ist man mit der Politik der QL also darum bemüht, etwas zu bewirken, was nicht nötig ist und nicht funktionieren kann, nämlich Banken mit Reserven zu versorgen, auf dass diese ihr Kreditvolumen (trotz fehlender Kreditierungsanlässe) ausdehnen mögen. 

Zu diesem Zweck ermutigt die Zentralbank Banken zu Asset-Swaps, dem Tausch von Vermögenswerten bestimmten Typs gegen solche anderen Typs. Sie kauft den Banken z. B. Staatsanleihen ab und schreibt diesen den Kaufpreis als Guthaben auf deren Konten für Bankreserven bei der Zentralbank gut.

So, nun haben die Banken Reserven, aber noch immer keinen Grund, Kredite zu vergeben.  

Die andere Idee, die hinter der QL steckt ist, dass der Ankauf langlaufender Anleihen durch die Zentralbank die Zinsstrukturkurve am langen Ende herabdrückt und somit auch die Zinsen für längerfristige Investitionen. Doch ist ungewiss, ob dieser Effekt in nennenswertem Umfang greift  – warum sollen Unternehmen Investitionen tätigen, wenn sie selbst oder ihre Kunden überschuldet sind – und ob er nicht wieder zunichtegemacht wird durch die Nachteile, die Anlegern und letztlich der Wirtschaft (aufgrund geringer Zinseinnahmen und geringerer Konsumneigung) daraus erwachsen.

Eine falsche ökonomische Theorie lässt Zentralbanken die im Vergleich zu fiskalpolitischen Maßnahmen (Staatsausgaben/Steuersenkungen) viel ineffektivere Geldpolitik (Leitzinsgestaltung) favorisieren.

Ergebnis: Viel Lärm um Nichts.

Halt. Gleichgültig ist der Irrtum nicht. Es findet eine enorme Ressourcenverschwendung durch Nichtnutzung statt.


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