Thursday 27 December 2018

Der (falsche?) Kitzel der Ökonomie (5) – Die klassischen Wurzeln der modernen Wirtschaftstheorie – Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage

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Im Schaubild (11.5) unten führen wir unsere Rekonstruktion der Nachfrage und des Angebots am Arbeitsmarkt – wie sie die Klassische Ökonomik wahrnimmt – zusammen. 

Das einfache Modell in 11.5 gibt die Vorstellung wider, die heute noch die Mehrheit der Ökonomen vom Arbeitsmarkt haben.

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Der Reallohn ist von W/P*, dem Punkt, an dem Vollbeschäftigung (N*) erreicht wird, auf W/P1 gestiegen, an dem das Beschäftigungsniveau ND1 beträgt. Das Angebot an Arbeit, NS, steigt wegen des höheren Preises bis zum Punkt B auf NS1. Demgegenüber verringert sich die Nachfrage nach Arbeit, ND, bis zum Punkt A auf ND1. Die horizontale Differenz B - A gibt an, um wieviel das Angebot die Nachfrage bei einem Reallohn von W/P1 übersteigt.

Angebot

Laut klassischer Ökonomik sind die Arbeiter bereit, das Angebot an Arbeit bis auf B = NS1 auszuweiten, weil der Preis der Freizeit (als Gegensatz zur Zeit, in der man arbeitet) gestiegen ist. Einer Stunde Freizeit entsprechen nun (gegenüber dem Gleichgewichtslohn) höhere Opportunitätskosten ausgedrückt im Arbeitslohn (und letzlich in der Menge an Güterns und Dienstleistungen, die mit diesem Lohn erwerben werden können). 

Eine Arbeiterin kann sich nun den dringend benötigten Gartenzaun leisten, der bei einem geringeren Reallohn für sie unerschwinglich ist. Würde sie Freizeit gegenüber Beschäftigung wählen, wäre der Preis ein heruntergekommener Gartenzaun und ein unzufriedener Hund, den sie nicht in den uneingezäunten Garten lassen kann. Also geht sie arbeiten, damit sie genug verdient, um den Gartenzaun zu erneuern und ihren Hund glücklich zu machen.

Nachfrage

Über den neuen, höheren Reallohn sind die Arbeitgeber aber unglücklich. Er reduziert das Grenzprodukt der Arbeit, also den Teil des von einer Arbeiterin erzeugten Ausstoßes, der sich gewinnbringenden verkaufen lässt. Konkret würde dies bedeuten, dass ein zusätzlich eingestellter Arbeiter, den Gewinn des Unternehmens schmälern würde. In Folge dessen ist der Unternehmer bestrebt, den niedrigeren Reallohn von W/P* durchzusetzen, an welchem Punkt, eine neu eingestellte Arbeiterin eine Grenzproduktivität erzielt, die ausreicht, um auf diesem Lohnniveau einen gewinnbringenden Beitrag zur absetzbaren Gesamtproduktion zu leisten. 

Nach Vorstellungen der klassischen Ökonomik besteht am Punkt A zwar Arbeitslosigkeit, doch nur vorübergehend, denn durch entsprechende Anpassung des Reallohns lassen sich recht bald wieder alle Arbeiterinnen und Arbeiter beschäftigen. Die Arbeiter müssen lediglich ihre Lohnforderungen mäßigen und schon herrscht wieder Vollbeschäftigung. Arbeiter, die diesen Weg nicht einschlagen, begeben sich freiwillig in die Arbeitslosigkeit. Anders gesagt: Das Phänomen unfreiwilliger Arbeitslosigkeit kennt die klassische Ökonomik nicht.

Umgekehrt: Befände sich der Reallohn unterhalb des Gleichgewichtsniveaus, an dem Vollbeschäftigung herrscht, stiege die Nachfrage nach Arbeit und damit ihr Preis, bis er das Niveau erreicht, an dem Vollbeschäftigung herrscht und jeder weitere Lohnanstieg zu freiwilliger Arbeitslosigkeit führen würde.

Wir haben also eine Situation, bei der Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt übereinstimmen. Das heißt,

  • es hat sich ein Reallohn eingespielt, bei dem 
  • alle Arbeiter Arbeit finden, indes zugleich 
  • die auf diesem Niveau technologischer Entwicklung, betrieblicher Ausstattung und der Löhne und sonstigen Kosten 
  • maximal mögliche Produktionsmenge 
  • unter Erfüllung der wichtigen Nebenbedingung profitablen Absatzes 


hergestellt wird.

Durch Erzielung des geeigneten Preises am Arbeitsmarkt stehen mindestens sechs Faktoren miteinander im Gleichgewicht: (1) das Lohnniveau und (2) der Wunsch nach Arbeit, (3) Kosten und (4) Profit, (5) technologische Möglichkeiten und (6) Produktionsmenge.

Damit stellt sich die Frage: Was sorgt dafür, dass diese 

  • bei gegebenen Stand der Technologie und der Ausstattung, 
  • bei Vollbeschäftigung und 
  • bei passendem Verhältnis von Kosten und Profit 


erzeugbare Produktionsmenge

tatschlich auch immer auf ausreichende Nachfrage trifft, also vollständig "abverkauft" werden kann?

Dazu bedarf es einer weiteren Theorie, die erklärt, wie sich das am Arbeitsmarkt erzielte Gleichgewicht mit dem Gleichgewicht verzahnt, das die benötigte Nachfrage nach dem erzeugten Ausstoß gewährleistet.



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