Wednesday, 4 January 2017

Die Zentralbank (5) ... im Spiegel ihrer Bilanz — Bilanzpolitik/Bilanzprivileg

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Wir haben zuletzt die Verbindlichkeiten der Zentralbank, also Posten auf der rechten Seite der Zentralbank-Bilanz erörtert. Unter diesen Verbindlichkeiten befinden sich zwei Posten - die Reserven der Geschäftsbanken und das Bargeld, das von der Öffentlichkeit gehalten wird - welche die so genannte Geldbasis ausmachen. Wir werden später sehen, dass die Zentralbank über die Möglichkeit verfügt, die Geldbasis zu variieren und auf diese Weise Einfluss zu nehmen auf die geldpolitischen Rahmenbedingungen der Wirtschaft.

Der Begriff Geldbasis (auch: monetäre Basis, Zentralbankgeldmenge, Basisgeld oder Geldmenge M0) bezeichnet diejenige Geldmenge, die vom Emittenten (das ist in der Regel die Zentralbank) in Umlauf gebracht wurde und nicht Kassenbestand einer Geschäftsbank ist.


Damit die Zentralbank überhaupt in der Lage ist die geldpolitischen Rahmenbedingungen einer Wirtschaft und insbesondere, die in ihr umlaufende Geldmenge nach ihren Vorstellungen zu beeinflussen, bedarf es einer buchhalterischen Besonderheit, die eine gewöhnliche Bilanz, zum Beispiel die eines "normalsterblichen" Menschen von der der Zentralbank grundlegend unterscheidet.

Auf den Punkt gebracht: die Zentralbank ist imstande, ihre Bilanz jederzeit auszuweiten, indem sie Dinge in beliebigen Umfang kauft. Anders gesagt, die Zentralbank ist in ihrem Kaufverhalten im Gegensatz zu Ihnen und mir nicht durch die Höhe ihrer Einnahmen beschränkt. Sie kann, im Prinzip, so viel kaufen, wie ihr beliebt, indem sie die benötigten Mittel aus dem Nichts schafft. Die Zentralbank besitzt die Fähigkeit, ihre Bilanz jederzeit zu verlängern, denn es steht in ihrer Macht, ihre Verbindlichkeiten nach Belieben um die benötigten Forderungen zu ergänzen.

Schauen wir uns dies genauer an:

Sie haben € 50 auf dem Konto und kaufen sich damit Gemüse. Im Supermarkt bezahlen Sie das Gemüse mit einem Scheck, der zur Bank (A) des Supermarkts wandert, von dieser an ihre Bank (B) (in Windeseile elektronisch) geschickt wird. Ihre Bank (B) überträgt 50 € auf das Konto des Supermarkts bei der anderen Bank (A) und ihr Konto bei Bank (B) wird mit 50 € belastet — so dass Ihr Kontostand schließlich bei Null steht; der des Supermarkts ist brutto um 50 € gestiegen. Wenn Sie künftig wieder Einkäufe aus einem Guthaben auf diesem Konto bezahlen wollen, müssen Sie selbst erwirtschaftete Einnahmen auf das Konto transferieren, oder Einnahmen, die andere erwirtschaftet und Ihnen geschenkt haben. Also jemand muss Geld verdienen/verdient haben, bevor das Konto wieder ein Habensaldo aufweisen kann.

Die Zentralbank kann sich diese Mühe sparen:  

Betrachten wir, wie sie vorgeht, um US-Staatsanleihen in Höhe von $ 1 Mio zu erwerben. 

Die Zentralbank stellt einen Scheck in dieser Höhe zugunsten des Zwischenhändlers, dem Anleihe-Verkäufer, aus. Der legt den Scheck seiner Bank (C) vor. Dessen Bank (C) schreibt seinem Konto bei ihr $ 1 Mio gut. Dann schickt sie den Scheck zurück an die Zentralbank. Nach Erhalt dieses Schecks schreibt die Zentralbank der Bank (C) des Anleiheverkäufers $ 1 Mio auf deren Reservekonto bei der Zentralbank gut.

Feierabend. End of story.

Die Zentralbank kann einfach Dinge kaufen (z.B. Staatsanleihen im Werte von $ 1 Mio) und dann Verbindlichkeiten aus dem Nichts ins Leben rufen (hier z.B. Bankreserven der Bank (C) in Höhe von $ 1 Mio), mit denen sie die erworbenen Aktiva bezahlt.


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