Tuesday 26 December 2017

(3) Models Modelling Themselves — Why Macroeconomics Gets Secular Stagnation Wrong


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Fortgesetzt von hier.

Die falsche Theorie, mit der die paradigmentreuen Makroökonomen die lang anhaltende Stagnation ("secular stagnation" - sprich: ungewöhnlich niedrige Wachstumsraten) westlicher Industriestaaten zu erklären versuchen, besagt folgendes:

Diese Theorie sucht nach einer Erklärung dafür, dass die volkswirtschaftliche Ausbringung (output) auch neun Jahre nach der Großen Finanzkrise nicht wieder das Niveau erreicht hat, auf dem es sich vor der Krise befunden hatte.  

Secular stagnation (Dauerstagnation) bezeichnet die Befürchtung, dass es sich bei der erlahmenden Wirtschaftsdynamik um einen dauerhaften, bis in die ferne Zukunft anhaltenden Zustand handelt, der übrigens schon vor der Krise einzusetzen begonnen hatte.

Neben dem Einbruch des Wirtschaftswachstums sind die weiteren Merkmale der Dauerstagnation 

  • eine größere Ungleichheit der Einkommen und des Vermögensbesitzes, und 
  • eine die Mittelschicht verdrängende Konzentration von Beschäftigung und Einkommen auf zwei weit auseinander liegende Gruppen: diejenigen, die hochqualifiziert sind und gut bezahlt werden, und jene, die gering qualifiziert sind, und in prekären und schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen stehen. 

Was sind, laut dieser Theorie, die Ursachen der Dauerstagnation?

Die Hauptursache wird in einem gewaltigen Überhang der Ersparnisse gegenüber Investitionen gesehen.

Warum besteht dieser Überhang?

Die Mittel, die in die Altersvorsorge fließen, sind gewaltig gestiegen. 

Verantwortlich dafür sind der Bevölkerungsrückgang und der steigende Anteil älterer Arbeitnehmer. 

Außerdem spielt die zunehmende Ungleichheit der Einkommen eine Rolle. 

Menschen mit höheren Einkommen sparen mehr. Steigende Ungleichheit bedeutet, dass der Anteil der höher Verdienenden, die eine größere Sparneigung auszeichnet, gegenüber dem Sparbeitrag der weniger Wohlhabenden zunimmt.

Hinzu kommen erhebliche Ersparnisse aus Asien, wo große Summen dem Vorsichtssparen (zu Versicherungs- und Rentenzwecken) gewidmet werden.

All diese Ersparnisse stellen ausleihbare (Kredit-)Mittel (AK, in Englisch: loanable funds) dar. Das heißt, sie werden Banken in Form von Einlagen überlassen. 

Die Banken müssen, laut der fraglichen Theorie, nun einen Weg finden, diese Mittel rentierlich zu investieren.

Wenn ein Überhang an Ersparnissen vorliegt, führt die Anpassung des Zinsniveaus zu einem Ausgleich. Die Banken senken den Zinssatz, um Gleichgewicht wieder herzustellen.

Niedrigere Zinsen bedeuten, dass der Anreiz zu sparen abnimmt, indes der Anreiz zu investieren größer wird.

Die Theorie, die diesen Mechanismus beschreibt, bezeichnet man als loanable fund theory (Theorie der ausleihbaren Kreditmittel - TAK). Sie ist ein Herzstück der modernen Makroökonomie.

Nun ist inzwischen aber eine Schwierigkeit aufgetreten, die diesen markträumenden (sprich: Nachfrage und Angebot ausgleichenden) Mechanismus außer Kraft setzt.

Angesichts der Stagnationstendenzen in der Wirtschaft, haben die Zentralbanken, der TAK folgend, die Zinsen immer stärker gesenkt, bis sie auf Null abgesunken sind.

Nun, da die Nullzinsgrenze erreicht ist, ist es nicht mehr möglich, die Anreize zum Sparen durch Zinssenkung weiter zu drosseln und damit gleichzeitig die Anreize für Investoren zu stärken.

Der Überhang an Ersparnissen, weiterhin vorangetrieben durch die demografische Entwicklung etc, wird groß und größer und lässt sich nicht mehr wie gewohnt abbauen.

Die Unternehmen investieren in unzureichendem Umfang, weswegen die Einkommen sinken.

Den Menschen fehlen die Mittel, ihre Ausgaben stark genug zu erhöhen, sodass die Gesamtnachfrage wieder Fahrt aufnimmt.

Die Gesamtnachfrage lässt nach, womit die Unternehmen noch weniger Anlass haben, ihre Investitionen auszuweiten.

Ein Teufelskreis, aus dem nach Ansicht der landläufigen Vorstellungen  anhängenden Makroökonomen kein Ausweg führt - daher: "Dauerstagnation".

Diese Analyse enthält ein Element der korrekten Erklärung für die Dauerstagnation: die unzureichende Gesamtnachfrage.

Aber sie bleibt dem Markträumungsmodell verhaftet. 

Das heißt, sie glaubt, der Ausgleich kann nur durch Marktkräfte erzielt werden, und da der oben geschilderte markträumende Mechanismus an seine Grenzen gestoßen ist, glaubt man, dass die nötigen Inpulse für eine verstärkte Investitionstätigkeit ausbleiben und die Stagnation andauern müsse.

Übersehen wird dabei jedoch, dass

  • es einen derartigen Markt für ausleihbare Kreditmittel überhaupt nicht gibt, 

  • infolgedessen ein Gleichgewicht - wie in der TAK konstruiert - nicht zu erzielen ist, und 

  • ganz andere Faktoren, die von der TAK unberücksichtigt bleiben, die erwünschten Investitionsimpulse zu setzen imstande sind.

Soweit der irrtümliche Ansatz, den die arrivierte Makroökonomie bei der Erklärung des Phänomens der Dauerstagnation bevorzugt.

Im nächsten Teil gehe ich näher auf die Irrtümer dieses Ansatzes ein.

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