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Das Streben nach fortgesetztem wirtschaftlichem
Wachstum wird häufig als widernatürliche, durch Gier angetriebene
Verhaltensneigung porträtiert, als ein gefährlicher Hang des Menschen zum
Übermaß.
Demgegenüber vertrete ich die Auffassung, dass
die Ausweitung der dem Menschen zur Verfügung stehenden Mittel einer
unverzichtbaren Bedingung des menschlichen Daseins entspricht. Eine Bedingung,
die es dem Menschen erlaubt, ein Gleichgewicht zwischen sich und der
außermenschlichen Natur – und überhaupt seiner Umgebung – zu erzielen.
Das Verfahren, gemäß dem menschliche Wesen sich
ihrer Umwelt anpassen, besteht darin, dass sie Bedürfnisse entwickeln und
befriedigen.
Je größer die Vielfalt, die Wandlungsfähigkeit
und der Differenzierungsgrad, mit dem eine Gattung, Bedürfnisse zu entwickeln
und zu befriedigen vermag, umso größer ist deren Fähigkeit, sich ihrer Umgebung
erfolgreich einzupassen – sowohl passiv, als auch durch umfängliche
Umgestaltung oder Erzeugung von Teilen dieser Umgebung. Aus diesem Grunde hat
es der Mensch im Winter wärmer als die meisten Tiere.
Die Fähigkeit, fortwährend neue und veränderte
Bedürfnisse zu entwickeln und zu befriedigen, ist der Schlüssel nicht nur zum
Überleben sondern auch zum Fortschritt unserer Gattung.
Fragen wir uns nun, was Wohlstand ist.
Wohlstand besteht aus Objekten und Praktiken, die
den Menschen in die Lage versetzen, Bedürfnisse zu befriedigen. Wenn das
Vermögen, fortwährend neue Bedürfnissen wahrzunehmen und zu befriedigen, eine
unverzichtbare Bedingung für die erfolgreiche Anpassung der menschlichen
Spezies an ihre veränderliche und veränderungswürdige Umgebung ist, so gilt
dies ipso facto ebenso für die Fähigkeit, wachsenden Wohlstand zu bewirken.
Werden dem Menschen die Wege, sich seiner Umwelt
anzupassen, versperrt, ist sein Wesen der Verarmung preisgegeben. Es ist im
präzisen Sinne des Wortes inhuman, jene Fähigkeit des Menschen zu beschneiden,
die es ihm gestattet, immer mehr Bedürfnisse zu befriedigen, um auf diese Weise
mit seinem Wohlstand zu wachsen.
Ganz zu schweigen davon, dass die ehrgeizigen und
außerordentlich Ressourcen-intensiven Vorhaben des umfänglichen Umweltschutzes
nur zu bewältigen sind, wenn es gelingt, ein hohes Wohlstandsniveau zu
erreichen und zu bewahren.
In einem Fortsetzungsbeitrag – Die Grenzen
menschlicher Destruktivität – werde ich mich bemühen, die These zu begründen,
warum es nicht anzunehmen ist, dass der Mensch typischerweise und dauerhaft als
Netto-Zerstörer seiner Ressourcen agiert, sondern im Gegenteil unterm Strich
ein hohes Plus in Sachen Pflege und Bereicherung seiner Umwelt verbucht.
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