Thursday, 1 September 2016

FV (4) — Wachstumsdrang und Natur des Menschen

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Das Streben nach fortgesetztem wirtschaftlichem Wachstum wird häufig als widernatürliche, durch Gier angetriebene Verhaltensneigung porträtiert, als ein gefährlicher Hang des Menschen zum Übermaß.

Demgegenüber vertrete ich die Auffassung, dass die Ausweitung der dem Menschen zur Verfügung stehenden Mittel einer unverzichtbaren Bedingung des menschlichen Daseins entspricht. Eine Bedingung, die es dem Menschen erlaubt, ein Gleichgewicht zwischen sich und der außermenschlichen Natur – und überhaupt seiner Umgebung – zu erzielen.

Das Verfahren, gemäß dem menschliche Wesen sich ihrer Umwelt anpassen, besteht darin, dass sie Bedürfnisse entwickeln und befriedigen.

Je größer die Vielfalt, die Wandlungsfähigkeit und der Differenzierungsgrad, mit dem eine Gattung, Bedürfnisse zu entwickeln und zu befriedigen vermag, umso größer ist deren Fähigkeit, sich ihrer Umgebung erfolgreich einzupassen – sowohl passiv, als auch durch umfängliche Umgestaltung oder Erzeugung von Teilen dieser Umgebung. Aus diesem Grunde hat es der Mensch im Winter wärmer als die meisten Tiere.

Die Fähigkeit, fortwährend neue und veränderte Bedürfnisse zu entwickeln und zu befriedigen, ist der Schlüssel nicht nur zum Überleben sondern auch zum Fortschritt unserer Gattung.

Fragen wir uns nun, was Wohlstand ist.

Wohlstand besteht aus Objekten und Praktiken, die den Menschen in die Lage versetzen, Bedürfnisse zu befriedigen. Wenn das Vermögen, fortwährend neue Bedürfnissen wahrzunehmen und zu befriedigen, eine unverzichtbare Bedingung für die erfolgreiche Anpassung der menschlichen Spezies an ihre veränderliche und veränderungswürdige Umgebung ist, so gilt dies ipso facto ebenso für die Fähigkeit, wachsenden Wohlstand zu bewirken.

Werden dem Menschen die Wege, sich seiner Umwelt anzupassen, versperrt, ist sein Wesen der Verarmung preisgegeben. Es ist im präzisen Sinne des Wortes inhuman, jene Fähigkeit des Menschen zu beschneiden, die es ihm gestattet, immer mehr Bedürfnisse zu befriedigen, um auf diese Weise mit seinem Wohlstand zu wachsen.

Ganz zu schweigen davon, dass die ehrgeizigen und außerordentlich Ressourcen-intensiven Vorhaben des umfänglichen Umweltschutzes nur zu bewältigen sind, wenn es gelingt, ein hohes Wohlstandsniveau zu erreichen und zu bewahren.

In einem Fortsetzungsbeitrag – Die Grenzen menschlicher Destruktivität – werde ich mich bemühen, die These zu begründen, warum es nicht anzunehmen ist, dass der Mensch typischerweise und dauerhaft als Netto-Zerstörer seiner Ressourcen agiert, sondern im Gegenteil unterm Strich ein hohes Plus in Sachen Pflege und Bereicherung seiner Umwelt verbucht.


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