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Fortgesetzt von hier.
Keynes ist der Vater eines neuen
Wissenschaftszweiges — der Makro-Ökonomie. Die Geburtsstunde der modernen
Makro-Ökonomie schlägt, als John Maynard Keynes im Februar des Jahres 1936 sein
Hauptwerk veröffentlicht: die AllgemeineTheorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes.
Ein Versuch, die Ursachen der
Weltwirtschaftskrise zu ergründen, stellt Keynes' Allgemeine Theorie zugleich einen
neuartigen Ansatz dar, das Gesamtbild des modernen Kapitalismus in seinen
wesentlichen Merkmalen zu erfassen.
Der Grundgedanke, aus dem Keynes
wichtige, vom vorherrschenden Bild der Volkswirtschaft abweichende
Schlussfolgerungen zieht, ist denkbar einfach: Das Leistungsniveau einer
Wirtschaft wird bestimmt durch die Nachfrage nach
Gütern + Dienstleistungen
( = Produktion = Output).
Bei unzureichender Nachfrage sind
Unternehmen gezwungen, die Produktion und damit den Beschäftigungsumfang
herunterzufahren, so dass die Wirtschaft in einen Abschwung gerät.
Besonders brisant ist Keynes’
Portrait der Wirtschaft, weil es eine Erklärung dafür enthält, warum eine Marktwirtschaft
nicht automatisch dafür sorgt, dass genügend Nachfrage entsteht, um
Vollbeschäftigung zu gewährleisten. Nach dem Keynesschen Modell ist es sogar
so, dass eine Marktwirtschaft, nicht nur in Ausnahmesituationen wie der
Weltwirtschaftskrise, sondern auch in ihrem gewöhnlichen Betriebsmodus meist unter
dem Nachfrageniveau bleibt, das benötigt wird, um Vollbeschäftigung zu
erzielen.
Keynes vertrat die Ansicht, dass
der dem kapitalistischen System innewohnende Trend zur Arbeitslosigkeit unnötig
sei. Er glaubte, anhand der Erkenntnisse seiner Theorie einen Ausweg gefunden
zu haben aus der Unwirtschaftlichkeit, den schädlichen sozialen Folgen und dem
persönlichen Leiden, die mit Arbeitslosigkeit verbunden sind.
Keynes war kein Gegner der
Marktwirtschaft; er war sich ihres außerordentlichen Leistungsvermögens und
ihrer wohltätigen Auswirkungen bewusst. Es war keineswegs seine Absicht, sie
durch revolutionäre Gewaltmaßnahmen aufs Spiel zu setzen.
In mancherlei Hinsicht war er
sozialkonservativer und liberaler als ihn seine Opponenten zeichnen. Seine
Schriften belegen ein skeptisches Bekenntnis zum Liberalismus, den er so wenig
von einer kritischen Bewertung ausnahm, wie den Kapitalismus.
Man darf Keynes zu den
pragmatischen Liberalen zählen, die sich um die Jahrhundertwende von der
Einseitigkeit des klassischen Liberalismus, den der rasante Aufstieg des
Kapitalismus überholt hatte, abwandten, um die Grundwerte des Liberalismus als
Fundament für die aufblühende Sozialdemokratie zu nutzen.
Der klassische Liberalismus war
bemüht gewesen, die progressiven sozialen Kräfte der bürgerlichen Welt vor den
reaktionären Hindernissen und Eingriffen von Absolutismus und Aristokratie mit
der Forderung zu schützen – „lasst sie in Ruhe, lasst sie doch gewähren“ –
„laissez faire, laissez passer“.
Der neue Liberalismus, dem Keynes
zuzurechnen ist, erneuert diese Forderung, progressive soziale Kräfte zum Zuge
kommen zu lassen, vor dem Hintergrund einer veränderten Welt, in der die
Ausbreitung der gedeihlichen Effekte der Freiheit zugunsten einer untereinander versöhnten
Bevölkerung neuer Regeln und verständiger Gestaltung bedarf.
Um das Leistungspotenzial der
sich entfaltenden freiheitlichen Kultur aufzuschließen, sind neue Maßnahmen erforerlich. So kommt es dem Staat zu, die gigantischen Kräfte, welche
der Kapitalismus freisetzt, auf Vollbeschäftigungs-Kurs zu halten. Dazu stehen
ihm Mittel zur Verfügung wie Steuern, Arbeitslosigkeitsversicherung, ein
rechtlicher Rahmen für die Lohn- und Einkommensgestaltung, staatliche
Investitionen in die Infrastruktur und zahlreiche andere Aufgaben — das
zinspolitische Nachfrage-Management der Zentralbank etwa — mit denen der Staat
öffentliche Güter bereitstellt, die sich anbieten, um das Gemeinwesen im
Zeitalter des Kapitalismus besserzustellen.
Fortsetzung hier.
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