Thursday, 14 July 2016

Keynes verstehen (2) - Makro-Ökonomie - ein Kind des neuen Liberalismus



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Keynes ist der Vater eines neuen Wissenschaftszweiges — der Makro-Ökonomie. Die Geburtsstunde der modernen Makro-Ökonomie schlägt, als John Maynard Keynes im Februar des Jahres 1936 sein Hauptwerk veröffentlicht: die AllgemeineTheorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes.

Ein Versuch, die Ursachen der Weltwirtschaftskrise zu ergründen, stellt Keynes' Allgemeine Theorie zugleich einen neuartigen Ansatz dar, das Gesamtbild des modernen Kapitalismus in seinen wesentlichen Merkmalen zu erfassen.

Der Grundgedanke, aus dem Keynes wichtige, vom vorherrschenden Bild der Volkswirtschaft abweichende Schlussfolgerungen zieht, ist denkbar einfach: Das Leistungsniveau einer Wirtschaft wird bestimmt durch die Nachfrage nach  

Gütern + Dienstleistungen ( = Produktion = Output).

Bei unzureichender Nachfrage sind Unternehmen gezwungen, die Produktion und damit den Beschäftigungsumfang herunterzufahren, so dass die Wirtschaft in einen Abschwung gerät.

Besonders brisant ist Keynes’ Portrait der Wirtschaft, weil es eine Erklärung dafür enthält, warum eine Marktwirtschaft nicht automatisch dafür sorgt, dass genügend Nachfrage entsteht, um Vollbeschäftigung zu gewährleisten. Nach dem Keynesschen Modell ist es sogar so, dass eine Marktwirtschaft, nicht nur in Ausnahmesituationen wie der Weltwirtschaftskrise, sondern auch in ihrem gewöhnlichen Betriebsmodus meist unter dem Nachfrageniveau bleibt, das benötigt wird, um Vollbeschäftigung zu erzielen.

Keynes vertrat die Ansicht, dass der dem kapitalistischen System innewohnende Trend zur Arbeitslosigkeit unnötig sei. Er glaubte, anhand der Erkenntnisse seiner Theorie einen Ausweg gefunden zu haben aus der Unwirtschaftlichkeit, den schädlichen sozialen Folgen und dem persönlichen Leiden, die mit Arbeitslosigkeit verbunden sind.

Keynes war kein Gegner der Marktwirtschaft; er war sich ihres außerordentlichen Leistungsvermögens und ihrer wohltätigen Auswirkungen bewusst. Es war keineswegs seine Absicht, sie durch revolutionäre Gewaltmaßnahmen aufs Spiel zu setzen.

In mancherlei Hinsicht war er sozialkonservativer und liberaler als ihn seine Opponenten zeichnen. Seine Schriften belegen ein skeptisches Bekenntnis zum Liberalismus, den er so wenig von einer kritischen Bewertung ausnahm, wie den Kapitalismus.

Man darf Keynes zu den pragmatischen Liberalen zählen, die sich um die Jahrhundertwende von der Einseitigkeit des klassischen Liberalismus, den der rasante Aufstieg des Kapitalismus überholt hatte, abwandten, um die Grundwerte des Liberalismus als Fundament für die aufblühende Sozialdemokratie zu nutzen.

Der klassische Liberalismus war bemüht gewesen, die progressiven sozialen Kräfte der bürgerlichen Welt vor den reaktionären Hindernissen und Eingriffen von Absolutismus und Aristokratie mit der Forderung zu schützen – „lasst sie in Ruhe, lasst sie doch gewähren“ – „laissez faire, laissez passer“.

Der neue Liberalismus, dem Keynes zuzurechnen ist, erneuert diese Forderung, progressive soziale Kräfte zum Zuge kommen zu lassen, vor dem Hintergrund einer veränderten Welt, in der die Ausbreitung der gedeihlichen Effekte der Freiheit zugunsten einer untereinander versöhnten Bevölkerung neuer Regeln und verständiger Gestaltung bedarf.

Um das Leistungspotenzial der sich entfaltenden freiheitlichen Kultur aufzuschließen, sind neue Maßnahmen erforerlich. So kommt es dem Staat zu, die gigantischen Kräfte, welche der Kapitalismus freisetzt, auf Vollbeschäftigungs-Kurs zu halten. Dazu stehen ihm Mittel zur Verfügung wie Steuern, Arbeitslosigkeitsversicherung, ein rechtlicher Rahmen für die Lohn- und Einkommensgestaltung, staatliche Investitionen in die Infrastruktur und zahlreiche andere Aufgaben — das zinspolitische Nachfrage-Management der Zentralbank etwa — mit denen der Staat öffentliche Güter bereitstellt, die sich anbieten, um das Gemeinwesen im Zeitalter des Kapitalismus besserzustellen.

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