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„Jede Menge an Nichts“ („Plenty of Nothing“) — so lautet der Titel eines 1998 erschienen Buchs von Thomas
Palley. Es enthält eine Ursachenanalyse der Großen Finanzkrise, die mit dem von
ihm vorweggenommenen Verzögerungseffekt fast genau 10 Jahre später zum Ausbruch
kommt. Wie Palley uns in seinem Buch zeigt, ist die Große Finanzkrise
mehr als eine Finanzkrise — sie ist die unvermeidliche Konsequenz der
grundsätzlich neuen Richtung, die die US-Wirtschaft seit Ende der 1970er Jahre
eingeschlagen hat.
Ich finde, das Buch kann dazu
beitragen, Ordnung in unser Denken über die Wirtschaft zu bringen. Es hilft das
störende Rauschen abstellen, das uns beim Überfliegen des Wirtschaftsteils
daran erinnert, wie viel uns in Wirklichkeit unklar bleibt von den großen
Schlagworten und dem Gewirr der Verbindungslinien, die ein Leser zu kennen
vorgeben muss, wenn er als gebildet gelten soll.
Für mich hat die Lektüre den ebenso überraschenden wie angenehmen Nachhall,
dass man ein Lehrbuch der Wirtschaft gelesen hat — aber ohne es zu merken.
Verständlich und mit einem ruhigen Blick fürs Ganze, behandelt Palley viele der
zentralen Themen, mit denen uns Theorie und Politik der Wirtschaft dazu
zwingen, Stellung zu beziehen oder wegzuschauen und sich ignorant zu fühlen:
Konjunkturschwankungen, Deflation, Inflation, Beschäftigungspolitik,
Nachfragemanagement, Laissez Faire, Freihandel, das internationale Geldsystem
usw.
Palley entschleiert diese
schwierigen Themen und stellt ihren
Zusammenhang mit der Gesamtheit des herrschenden Wirtschaftsmodells dar. Der
Leser macht die Erfahrung, dass er kein Genie sein muss, um den Gralshütern
der Wirtschaftsweisheit auf die Finger schauen zu können. Otto
Normalverbraucher kann sehr wohl die esoterisch verengte Denkweise der
Experten durchschauen; er ist zur nüchternen Durchleuchtung des wirklichen Getriebes der
Wirtschaft imstande und kann auf sich selbst gestellt zu einer auf Realitätssinn gegründeten Gesamtschau des
Zusammenspiels ihrer Räder und Rädchen gelangen.
Palley ist ein
Wirtschaftstheoretiker von hohen Graden, wovon sich jeder überzeugen kann, der
sich mit den zahlreichen wissenschaftlichen Ausarbeitungen befasst, die er im
Internet bereitstellt. Das hindert ihn aber nicht daran, in diesem Buch
allgemeinverständlich zu schreiben. In „Plenty of Nothing“ spricht er viel von
der arbeitenden Bevölkerung, und er schreibt für sie — jene überwiegende Mehrheit der
Wirtschaftsteilnehmer, die hart arbeiten müssen, um sich ein bescheidenes
Auskommen zu verdienen. Er macht ihnen die Wirtschaft
zugänglich, nicht zuletzt, indem er ihre Perspektive vertritt. Überzeugt und
überzeugend argumentiert Palley, dass die Erfahrungen und Anliegen der
„einfachen“ Bevölkerung, dass ihre Sichtweise und ihre Interessen legitim sind und
maßgeblich sein sollten für die Art, wie wir die Wirtschaft wahrnehmen und gestalten.
Dem elitären Bild des neuen Wirtschaftsparadigmas
(NWP), das die Wirtschaftspolitik seit Ende der 1970er Jahre erobert hat,
stellt er ein eigenes, volksnahes und demokratisches gegenüber: den Strukturellen
Keynesianismus. Weder verteufelt er den Kapitalismus, noch verherrlicht er
ihn. Er tritt für eine Variante freiheitlichen Wirtschaftens ein, die es für nötig hält, an alle zu denken.
Seien Sie gespannt auf mehr.
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