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Auf der Web-Site des International Währungsfonds (IWF) vertreten Michael Kumhof und Zoltán Jakab in einem Artikel mit dem Titel "The Truth about Banks" eine Minderheitenmeinung, die man, nach Ansicht von Mike Norman, über den ich auf die Arbeit aufmerksam geworden bin, nicht gewohnt ist, mit dem IWF in Verbindung zu bringen.
In der abschließenden Zusammenfassung ihres Beitrags argumentieren Kumhof und Jakab wie folgt—meine Übersetzung:
...unsere Arbeit beruht auf der grundlegenden Tatsache, dass Banken, anders als allgemein in der neoklassischen Makro-Ökonomie angenommen wird, nicht Vermittler/durchreichende Instanz für Kreditmittel sind [im Sinne sogenannter loanable funds — also solcher Mittel, die Banken selbst erst bei Sparern einsammeln müssen, um sie an Kreditnehmer weiterzugeben, I.G.T.U.].
Vielmehr fungieren sie als finanzierende Stelle, die Kreditnehmern fehlende Kaufkraft durch Geldschöpfung verfügbar macht.
Einsicht in diesen Unterschied zieht wichtige Konsequenzen für eine Reihe von praktischen Fragen nach sich.
Praktische Konsequenzen
Zahlreiche wirtschaftspolitische Empfehlungen zielen darauf ab, reale Investitionen anzuregen, indem sie das Sparen begünstigen, von dem angenommen wird, dass es Investitionen finanziert. Die Schwierigkeit mit dieser Vorstellung ist, dass es nicht Ersparnisse sind, welche Investitionen finanzieren, sondern [ ... die] Geldschöpfung, [mit der Banken Geld, welches zuvor nicht existierte durch Kreditvergabe in den Wirtschaftskreislauf einspeisen [I.G.T.U.].
Der Staat überträgt das Privileg der Geldschöpfung an die Zentralbank und die Geschäftsbanken, welche beide in ihren unterschiedlichen Funktionen für deren praktische Durchführung verantwortlich zeichnen.
Die Finanzierung von Investitions-Projekten durch Banken setzt nicht voraus, dass zuvor Ersparnisse angesammelt worden sind, sondern vielmehr die Schöpfung [seitens der Banken von bisher nicht bestehender] Kaufkraft, die es Investoren ermöglicht, neue Produktionsstätten und Betriebsmittel zu erwerben.
Um Missverständnissen vorzubeugen: es geht hier um den Umstand, dass Banken für die Kreditausreichung nicht auf die Ansammlung von Einleger-Ersparnissen angewiesen sind. Denn Geschäftsbanken sind dazu ermächtigt, Geld aus dem Nichts zu schöpfen. Es ist eine andere Sache, dass eine Bank vom Kreditnehmer erwarten mag, eigene Ersparnisse in ein Finanzierungs-Vorhaben einzubringen—einen sogenannten Eigenanteil—wobei dies eine risikopolitische Maßnahme ist, und nicht die Fähigkeit der Bank betrifft, Kaufkraft ex nihilo zu erzeugen. Schließlich sind Banken gut beraten, ihr Geldschöpfungsprivileg nicht zu missbrauchen, möglichst nur erfolgreiche Finanzierungsanlässe zu unterstützen und nicht die eigene Existenz aufs Spiel zu setzen.
Zum Thema "Kaufkraft durch Geldschöpfung" siehe ansonsten auch meinen Post: Staatsverschuldung (4a) - Inflation und Hyperinflation.
Sind diese [kreditfinanzierten Betriebsmittel etc.] erst einmal erworben worden und haben ihre Verkäufer ... die ihnen zustehenden Einnahmen auf ihren Konten gutgeschrieben bekommen, sind sie damit zu Sparern im Sinne der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung geworden. Freilich ist diese Art von Sparen eine buchhalterische Konsequenz, keineswegs aber die Ursache von Kreditgewährung und Investition.
Im anderen Sinne zu argumentieren läuft darauf hinaus, die Rollen zu verwechseln, die realen Ressourcen (Ersparnissen) und Mittelaufnahme per Verschuldung (Finanzierung) jeweils zukommen.
[... D]iese Erkenntnis ist nicht neu; sie lässt sich mindestens bis Keynes zurückverfolgen ... Aber sie scheint von vielen Ökonomen vergessen worden zu sein, und wird daher leider gerne in einschlägigen wirtschaftpolitischen Debatten übersehen.
Die Schlussfolgerung, die durch diese Erkenntnis nahegelegt wird, lautet: wirtschaftspolitische Impulse sollten ein effizientes Finanzsystem priorisieren, das geeignet ist, werthaltige Projekte zu identifizieren und zu finanzieren, statt sich auf Maßnahmen zu konzentrieren, die das Sparen in der Hoffnung begünstigen, auf diese Weise wünschenswerte Investitionen zu finanzieren.
Was dieser Ansatz, den man als "Finanzieren-durch-Geldschöpfung" bezeichnen könnte, klar herausarbeitet, ist, dass die Finanzierung physischer Investitionen dafür sorgt, dass Ersparnisse ihr [d.h. dem Finanzierungs-Anstoß] ganz natürlich auf dem Fuße folgen.
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