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Fortgesetzt von hier.
Plenty of Nothing
ist kein pessimistisches Buch. Es ist vielmehr schonungslos realistisch. Bevor
Palley uns seine Lösungen unterbreitet, deckt er die Schwierigkeiten auf, die
sich seit Ende der 70er Jahre in das Grundmodell der US-Wirtschaft
eingeschlichen haben. Soll aber die Hoffnung auf dauerhafte Besserung
wachbleiben, gilt es zuerst Strömungen und ungute Entwicklungen aufzuspüren,
die nicht leicht wahrzunehmen sind. Über
Jahrzehnte brütet die Wirtschaft ihre Krankheiten aus, wohlverborgen im
scheinbar normalen Auf und Ab der Konjunkturzyklen.
Kurz bevor das Buch erscheint herrscht Hochkonjunktur. Im
April 1997 befindet sich die Arbeitslosigkeit mit 4,9% auf dem niedrigsten
Stand seit 23 Jahren. Es macht sich überschäumender Optimismus breit.
Amerika habe sich neu erfunden, sei dauerhaft gesundet. Noch vor wenigen Monaten
hatte man den traumatischen Anstieg wirtschaftlicher Unsicherheit und den
Niedergang der Mittelschicht beklagt.
Unbeirrt von derartigen Schwankungen in den Überzeugungen
und Befindlichkeiten hat Palley die tieferen Ursachen des seit 25 Jahren andauernden
Abwärtstrends im Blick — die stetige Unterhöhlung der Grundlagen des Massenwohlstands.
Unter seiner Lupe erweist sich die Textur des Booms als
durchsetzt von Spuren stetigen Niedergangs: abzulesen an Tatsachen wie der, dass die
Kaufkraft der im kräftigen Aufschwung dennoch stagnierenden Stundenarbeitslöhne
tief unter das Niveau der frühen 1970er Jahre gefallen ist. Die Entspannung am
Arbeitsmarkt kann den deutlich rüchläufigen Trend der Lohnentwicklung nicht stoppen: plenty of
nothing — viel Aufschwung, der nichts bringt.
Soll sich die Lage ändern, soll der Weg zurückführen zu einer Gesellschaft, in der alle am Wohlstand teilhaben, müssen wir einen neuen Blick auf die Wirtschaft wagen – darum geht es in Palleys Buch. Denn die Umstände, unter denen die Wohlstandsgesellschaft der ersten Nachkriegs-Jahrzehnte gedeihen konnte, haben sich unbemerkt, kontinuierlich und schließlich gründlich geändert.
Natürlich darf es nicht beim Wechsel der horizonterweiternden
Perspektive bleiben. Den Einsichten in das veränderte Paradigma der Wirtschaft
müssen Taten folgen. Denn die Machtverhältnisse zwischen den großen sozialen
Gruppen, auf denen der Wohlstand beruhte, haben sich verschoben. Neue
politische Maßnahmen sind gefragt, damit sich die Verzerrungen wieder ins Lot
bringen lassen. Kurzum: Erkenntnis ins Grundsätzliche und ins Neue, hier, und politische
Realität und Machtstruktur, dort, müssen zusammengeführt werden, um jene Balance
wiederzugewinnen, die dem Wohlstand für alle zugrunde lag.
Diese Gleichgewichtsformel umreißt den Ansatz, den Palley in
seinem Buch unter der Bezeichnung des strukturellen
Keynesianismus verfolgt. Dabei geht es ihm darum, eine nach keynesianischen Prinzipien gestaltete Wirtschaft mit den
institutionellen Strukturen abzustimmen, welche auch weiterhin eine Politik der
gesellschaftlichen Ausgewogenheit ermöglichen.
Machen wir uns deshalb mit der Bedeutung des Terminus struktureller Keynesianismus etwas näher vertraut:
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