Wednesday, 23 March 2016

Makro-Ökonomie (4) - Klassik und Neo-Klassik

Image credit. Ein letztes Aufbäumen des Winters im späten März.

Fortsetzung von 3

Vorbemerkung zu Klassik und Neo-Klassik

Die Vorläufer und die Gründerväter des modernen ökonomischen Denkens, Quesnay, Turgot, Smith, Ricardo, Marx, deren Werke man unter dem Begriff der klassischen Ökonomik zusammenfasst, legen die Themen fest, mit denen sich das Fach bis heute in erster Linie auseinandersetzt:

(a) Die Ursachen und (b) die Erfassung (Evaluierung) des Wertes ökonomischer Güter, (c) ihre Verteilung unter den Menschen und (d) die Bedingungen, unter denen eine Wirtschaft wächst und floriert.

Die Klassiker sind noch auf der Suche nach einem absoluten Wert, der einem Gut innewohnen soll - im Zuge dessen entsteht die Arbeitswerttheorie bei Smith, Ricardo und Marx, wonach der in die Erzeugung eines ökonomischen Gutes eingehende Arbeitsaufwand dessen Wert bestimmt. Die Arbeitswertlehre der Klassik spiegelt nicht nur die Vorstellungswelt einer Epoche wieder, die hohe Erwartungen an das Absolute im menschlichen Dasein hat, sondern entspringt auch schon einem neuen Bewusstsein für die soziale Schichtung einer Gesellschaft und die Unterschiede, Abhängigkeiten und Konflikte zwischen den verschiedenen  Klassen. Die Klassik ist noch politische Ökonomie, eine Lehre der Wirtschaft, die sich der politischen Bedingungen des Wirtschaftens bewusst ist.

Den Übergang von der Klassik zur Neoklassik kann man daher auch so charakterisieren, dass die Suche nach dem Absoluten der Einsicht weicht, derzufolge ökonomische Werte auch wesentlich von subjektiven Faktoren abhängig und somit von Natur aus variabel sind. Wenn die Klassik noch die letzten Antworten auf die Fragen, die sich ihrer Disziplin stellen, darin suchte, anhand absoluter Wertbestimmungen das gerechte Verhältnis der Wirtschaftsubjekte zu einander ausfindig zu machen, verlagert die Neoklassik die Frage der Gerechtigkeit ins Prozedurale. Eine bestimmte Form des wirtschaftenden Gebarens schafft eine gerechte Gesellschaft. Wenn Gerechtigkeit eine ordnungsgemäße Positionierung der Menschen und ihrer Klassen zu einander voraussetzt, so sind es nicht absolute Werte, wie "der gerechte Preis" schlechthin, den das Mittelalter und in gewisser Weise auch die Arbeitswertlehre suchen, an denen man sich dabei orientieren muss. Für die Neo-Klassik treten an deren Stelle neue Leitplanken der Gerechtigkeit, und zwar in Gestalt der Mechanismen freier Märkte, die gerade die Variabilität und Subjektivität der wertbestimmenden Faktoren zu erfassen und - wie man nach neuster Erkenntnis zu verstehen glaubt - miteinander gerecht und effizient abzugleichen vermögen.

Die Neoklassik depolitisiert die Wirtschaft und ökonomisiert damit die gesellschaftliche Gerechtigkeit. Auf diese Weise  begründet sie einen Freiheitsbegriff, der an eine bestimmte ökonomische Theorie gebunden ist. Wer eine andere ökonomische Sichtweise besitzt, hat damit auch eine andere Vorstellung von Freiheit. Daran erkennen wir, wie das geistige Wachstum und die damit verbundene Ausweitung des intellektuellen Spektrums der Menschheit zu einer Vervielfachung des Freiheitsbildes beiträgt.  

Der grundlegende Zwist der Ökonomen

Die Makro-Ökonomie, wie sie sich aus Sicht der Modernen Geldtheorie (MGT) darstellt, versteht sich als kritische Antwort auf die in den 1870er Jahren entstandene und bis heute dominante wirtschaftswissenschaftliche Schule der neoklassischen Ökonomie.

Bevor wir uns der im Sinne der MGT entwickelten Makro-Ökonomie zuwenden, ist es daher zweckmäßig, deren neoklassisches "Feindbild" wenigstens in groben Umrissen zu kennenzulernen.    

Neoklassik

Das neoklassische Modell der Wirtschaft benennt Bedingungen, unter denen die natürlichen Verhaltensneigungen des Menschen zu einer Produktion und Verteilung von Güteren (und Dienstleistungen - künftig spare ich mir diesen Zusatz) führen, die unübertroffen ist hinsichtlich sowohl des Angebotsumfanges insgesamt als auch seiner individuellen Zuteilung unter den handelnden Wirtschaftssubjekten. Unter bestimmten Voraussetzungen lässt sich anhand des neoklassischen Modells zeigen, dass eine Pareto-optimale Verteilung der Güter erzielt werden kann, d.h. ein Zustand, in dem es nicht mehr möglich ist, eine oder mehrere Personen besserzustellen, ohne mindestens eine andere Person schlechter zustellen. Einfacher ausgedrückt: besser geht nicht - jede Veränderung wird mindestens einen Menschen schlechterstellen. Damit soll nachgewiesen werden, dass die Verfolgung des Eigennutzens im Rahmen einer bestimmten Wettbewerbsordnung (die in den Voraussetzungen des neo-klassischen Models spezifziert wird) dazu führen muss, dass alle Wirtschaftsteilnehmer ein Maximum an Vorteilen für sich erzielen. Wenn also nur jedes Individuum seinem Eigennutz nachgeht, so werden dennoch alle einen Höchststand an Wohlfahrt genießen.

Somit basiert das neoklassische Modell auf Annahmen über 
  • die menschliche Natur 
und 
  • eine Institutionen-Theorie, die erklären soll, unter welchen Regeln und Anreizen eine Gemeinschaft befähigt ist, 
eine Güterausbringung ( = Produktion) zu bewerkstelligen, die optimal ist angesichts der dreifachen Anforderung,
  1. so viel als möglich zu produzieren,
  2. den Anteil jedes Einzelnen an diesem Ausstoß so groß als möglich zu gestalten, und
  3. sich dabei so gut als möglich nach den Wünschen der Abnehmer zu richten. 
Menschenbild der Neoklassik

Das Menschenbild der Neoklassik ist utilitaristisch. Die Menschen meiden Schmerz, Leid und Anderes, das ihnen Nachteile einbringt, sprich: sie gehen negativen Nutzen ("disutility") aus dem Wege und streben stattdessen nach Glück, Befriedigung, Wohlbehagen, sprich: nach positivem Nutzen ("utility"). Zudem sind die Menschen rational, das heißt sie sind bemüht, ihren Nutzen zu maximieren.

Man sollte fairer Weise hinzufügen, dass die gern unterstellte Annahme nicht haltbar ist, wonach das neoklassische Bild der Wirtschaft den Menschen einen radikalen Egoismus zuschreibt. Es ist zwar zutreffend, dass es im neoklassischen Modell auch darum geht zu verstehen, wie Menschen, die ihrem Eigennutz nachgehen, eben dadurch das Wohl anderer Individuen und überhaupt das Allgemeinwohl befördern. Dazu bedarf es aber nicht der Annahme eines radikalen Egoismus. Es reicht völlig aus, die normale, pragmatische, durchaus mit Rechtschaffenheit vereinbare Eigennutzenorientierung des Menschen zu unterstellen. Umgekehrt ist das utilitaristische Menschenbild der Neoklassik durchaus dazu imstande, ungewöhnliche Nutzenfunktionen etwa wie die, die bei ausgeprägten Altruisten zu beobachten sind, einzuschließen. Doch dass selbst ein Mensch, der sich, sagen wir, bis zur Hinnahme eines verarmten Daseins unentwegt für Andere aufopfert, als Nutzen-Maximierer gedeutet werden kann - er hat eben eher ungewöhnliche Vorstellungen von Eigennutz - deutet eher daraufhin, dass das neoklassische Nutzenkalkül einfach auch "Ausbrecher" mit ungewöhnlichem Verhalten in Kauf nehmen muss, um eine gültige Formel für das typische Verhalten der Menschen zu finden. 

Die Schwäche des Models rührt meines Erachtens also nicht daher, dass es rücksichtslose Selbstsucht unter den Wirtschaftssubjekten einer Marktordnung unterstellt und vielleicht sogar rechtfertigt und verherrlicht - all das tut es nicht -, sondern daher, dass die wirtschaftlichen Abläufe, die es beschreibt und zu erklären trachtet, nur deshalb im Großen und Ganzen von gutartiger Wirkung sind, weil ihnen Institutionen und Regeln zugrunde liegen, die außerhalb ihres Untersuchungs-Gegenstandes liegen. Ein wesentlicher Teil der Gründe, warum das System gut funktioniert, kann nicht durch das neo-klassische Modell erklärt werden. Es handelt sich hier um jene Regeln, die uns gute Gründe geben, zivilisiert und moderat miteinander umzugehen (etwa um Kunden zu gewinnen, oder eine eingespielte angenehme Friedfertigkeit der Umgangsformen aufrechtzuerhalten), und die insbesondere dazu geeignet sind, übertriebene Ursachen des Strebens nach Eigennutz zu entschärfen - (ob Bill Gates ein liebenswerter und sozial handelnder Mensch ist, oder ob er sich jeden Tag von Neuem vor Egoismus und Raffgier verzehrt, ist insofern ohne Belang für seinen enormen wirtschaftlichen Erfolg, als er als Unternehmer Regeln unterliegt, die dafür sorgen, dass er nicht aufgrund seiner moralischen und charakterlichen Qualitäten, sondern anhand des Grades der öffentlichen Akzeptanz der von ihm angebotenen Produkte belohnt oder bestraft wird).

Letztlich behält die ökonomische Klassik Recht gegenüber der sozio-ökonomisch aspetischen Neo-Klassik, insofern als erstere darauf beharrt, die politischen Bedingungen der zur Untersuchung ausgewählten Wirtschaftsordnung im Auge zu behalten. Der neo-klassische Traum muss scheitern - der neo-klassische Traum von einem ökonomischen Mechanismus, der alle problematischen Unterschiede und Spannungen zwischen den verschiedenen Menschen und gesellschaftlichen Schichten überwindet. Volkswirtschaftslehre sollte politische Ökonomie sein. Und so versteht sich die Makro-Ökonomie, mit der wir uns hier befassen, als politische Ökonomie, als eine Wirtschaftstheorie, welche die politischen und sozialen Bedingungen des Wirtschaftens in seine Analyse aufnimmt.  

Institutionen-Theorie der Neoklassik

Märkte, Tausch, Wettbewerb, Preise - das sind die grundlegenden institutionellen Eckpfeiler einer Ordnung, die nach neo-klassischer Vorstellung, dem Wesen des Menschen ausgezeichnet angepasst sind, weil sie den Menschen Gelegenheit geben, mit doppelter Wirkung rational und diszipliniert zu handeln: Denn die neo-klassische Wirtschaftsordnung gestattet es, dass die Wirtschaftssubjekte, indem sie für sich selbst - salopp gesagt - das Beste herausholen, damit auch das Beste für alle herausholen.

Der wirtschaftliche Grundtatbestand der Knappheit besteht darin, dass kein Mensch über genügend Ressourcen verfügt, um sich alle seine Wünsche zu erfüllen. Es fehlt immer etwas, und wenn man das Eine verwirklicht, so ist man deswegen daran gehindert, zahllose andere Wünsche zu verwirklichen. 

Rationalität bedeutet, dass die Menschen klare Präferenzen haben hinsichtlich dessen, was sie wollen, dass sie diese Präferenzen eindeutig anordnen und sich bei der Wahl zwischen den knappen Ressourcen dieser Welt gemäß der Rangordnung ihrer persönlichen Präferenzen entscheiden.

Haben sie die Möglichkeit, nach diesen Präferenzen zu handeln, dann sorgen die Tauschvorgänge an den Märkten dafür, dass sich alle so weit als möglich der besten Entsprechung dieser Präferenzen annähern. Denn am Markt sind die Menschen in der Lage sich gegenseitig zu signalisieren, wo sie gerade auf dem Weg zur Erfüllung ihrer Wünsche stehen, und welche Verbesserungsschritte noch erforderlich sind. Marktteilnehmer tun das nicht dadurch, dass sie ausdrücklich sagen, welche Wünsche sie haben, wie diese untereinander zusammenhängen, und wie weit sie bei der Erfüllung ihrer Wünsche gediehen sind - das wäre viel zu kompliziert, um Aussicht auf Erfüllung zu haben. Stattdessen übernehmen Preise die Aufgabe des Signalisierens. Preise zeigen an, wie die Menschen bezüglich ihrer Wünsche relativ zu einander stehen. Man spricht daher auch von von relativen Preisen - man könnte auch von Verhältnis-Preisen sprechen, denn sie geben an, in welchem Verhältnis Güter (und damit natürlich auch die Güter, die für den Wunschzettel eines gegebenen Individuums gerade relevant sind) zu einander stehen - z.B. 3 Bisamratten = 1 Reh = 6 Hasen = 10 Arbeitsstunden = 100 Kg Weizen.

Preise sind Indikatoren für die relative Knappheit von Gütern. Durch Bieten und Anbieten von Waren erfahren die Menschen von einander, welche Güter besonders gefragt sind, und welche weniger. Und weil die Bedürfnisse der Menschen sehr unterschiedlich sind, kann es Preiskonstellationen geben, die dazu anreizen, Güter zu tauschen, wobei sie den Besitzer gemäß ihrer Fähigkeit wechseln, die jeweiligen Tauschpartner näher an ihre idealen Präferenzmuster zu rücken.

Wie gesagt, Preise sind Indikatoren für die relative Knappheit von Gütern. Wenn ein Gut sich besonderer Nachfrage erfreut, aber kaum am Markt zu erhalten ist, zeigt sein hoher Preis an, dass ungedeckter Bedarf und damit eine Profitgelegenheit für Anbieter bestehen. Reagieren Anbieter auf dieses Signal, bieten das Produkt in größerer Menge an, erzielen eine höhere Marktsättigung und setzen somit den Nachfragedruck herab, dann wird der Preis genau dies widerspiegeln, und zwar indem er sinkt.

Wenn mehr Computer-Spezialisten benötigt werden, als der Arbeitsmarkt zurzeit hergibt, steigt deren Preis (Gehalt). Ihr relativer Preis steigt im Vergleich zu anderen Berufsprofilen, dem des dem von Buchhalters meinetwegen, von denen es so viele gibt, wie benötigt werden. Anbieter der Ware Arbeitskraft - Buchhalter, und vielleicht noch mehr Studenten und Berufsanfänger -, empfangen von Abnehmern der Ware Arbeitskraft das Signal, dass es einen höheren Bedarf an Computer-Spezialisten als an Buchhaltern gibt, dass infolgedessen, mehr Geld in der Computernbranche zu verdienen ist und entschließen sich nun in größerer Zahl, sich für den stark nachgefragten Beruf zu qualifizieren. Nach und nach wird der Nachfrageüberhang abgebaut und der Preis von Computer-Spezialisten "normalisiert" sich wieder. Vielleicht strömen irgendwann sogar zu viele von ihnen in diesen Bereich, so dass der Preis von Computer-Spezialisten sinkt und damit ein Überangebot signalisiert.

Ein anderer eigentümlicher Terminus, den neo-klassische Ökonomen gerne verwenden lautet: Markträumung. Markt-räumende Preise sind solche, die eine Transaktion zwischen Käufer und Verkäufer zustande kommen lassen. Sie bilden die Schnittmenge zwischen den Preisen, die die Anbieter zu einem Verkauf und die Bieter zu einem Kauf veranlassen.

Markt-räumende Preise können zu einem Gleichgewicht führen, dergestalt, dass alle Anbieter in der Lage sind, ihre Waren zu Preisen zu verkaufen, die für sie akzeptable sind, während gleichzeitig alle an diesen Waren interessierten Bieter in der Lage sind, diese zu Preisen zu erwerben, die für sie akzeptabel sind. Ein solches Gleichgewicht wäre hergestellt, wenn z.B. alle zu Computer-Spezialisten umgeschulten Buchhalter eine Anstellung zu einem Gehalt, das ihren Vorstellungen entspricht, finden würden, während ihre Arbeitgeber gleichzeitig ihr Ziel erreichen, ziemlich genau die Anzahl der von ihnen benötigten neuen Computer-Spezialisten zu einem für sie darstellbaren Gehaltsniveau einzustellen. Das wäre ein lokales Gleichgewicht - ein Gleichgewicht in einem bestimmten, eher spezialisierten Markt(-Segment).

Es mag sein, dass die Literatur den Begriff der markt-räumenden Preise anders definiert, als ich es tue - und zwar so, dass Markträumung = Gleichgewicht. Demnach wären markt-räumende Preise nur jene Teilmenge an relativen Preisen, die eine völlige Übereinstimmung zwischen Anbietern und Bietern, also eine vollständige Abdeckung der Nachfrage durch gänzliche Absorption des Angebots (in einem bestimmten Markt) herbeiführen.

Wenn wir dieses Verständnis von Märkträumung übernehmen, dann besteht ein vollständiges oder allgemeines Gleichgewicht darin, dass alle Märkte einer Volkswirtschaft gleichzeitig Markt-Räumung verzeichnen.

Die häufig anzutreffende Unklarheit über die genaue Bedeutung markt-räumender Preise kommt beispielhaft in folgender Formulierung zum Ausdruck:
Equilibrium is defined as the set of relative prices that 'clear' markets; a 'general equilibrium' is a complete set of prices to clear all markets. One interpretation of Adam Smith's famous 'invisible hand' analogy is that by producing market clearing prices, the market provides the signals that guide individuals to maximise their utility while also providing the social or public good of ensuring that demand and supply are equilibrated. The hand is 'invisible', guiding individuals and the economy as a whole toward equilibrium, with no need of an authority. For that reason, there is little need for government management of the economy." (Modern Monetary Theory and Pratice. An Introductory Text, p.3, emphasis added)
Der erste Satz legt die Vorstellung nahe, dass ein Gleichgewicht dadurch entsteht, dass eine (mengentheoretisch gemeinte) Menge von relativen Preisen zustandekommt, welche Anbieter und Bieter so zusammenführen, dass das Angebot völlig absorbiert und die Nachfrage ganz gedeckt wird. Denn nichts anderes ist mit einem Gleichgewicht gemeint. Und wenn der Ausdruck "markt-räumend" einfach nur überhaupt Übereinkunftspreise (= Preise die vollzogenen Transaktionen entsprechen) oder eben überhaupt nur das Zustandekommen einer oder mehrerer Transaktionen bezeichnet, dann führt nicht jede Markt-Räumung bereits zu einem Gleichgewicht.

Andererseits heißt es schon im nächsten Satz, dass das Hervorbringen von markt-räumenden Preisen Signale erzeugt, die die Individuen dahin lenken, ein Gleichgewicht zu erzielen. Diese Formulierung spricht eher für eine andere Auslegung markt-räumender Preise, dergestalt nämlich, dass sie nicht von vorneherein Gleichgewichtspreise sind ( = die Preise, die im Gleichgewicht obwalten), sondern zunächst nur Übereinkunftspreise sind, die geeignet sind, uns schrittweise einem Gleichgewicht zu nähern.

Einerlei, man darf getrost zusammenfassen, dass das neo-klassische Modell, das eine Volkswirtschaft als ein Gebilde ansieht, welches zu einem Zustand allgemeinen Gleichgewichts befähigt ist, eine soziale Harmonie reklamiert, mit der wichtige Probleme ausgeblendet werden, die in der Wirklichkeit anzutreffen sind, vom persönlichen Scheitern, sozialen Zurückbleiben, bis zu Konflikten zwischen gesellschaftlichen Schichten, dem Auseinanderklaffen von privaten und sozialen Kosten und Nutzen und der Frage, wie korrigierende und gestaltende Eingriffe durch Politik und Staat zu handhaben sind.

Fortsetzung hier.

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