Wednesday, 2 March 2016

Makro-Ökonomie (2) - Ziele - Die Perspektive der Modernen Geldtheorie (MGT) / Modern Money Theory (MMT)

 
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 Fortsetzung von (1).

1.3 Makro-Ökonomie - die politische Lehre von den Eingriffen in die Wirtschaft

Nicht immer werden Ökonomen es so offen ansprechen, aber ihr Fach wäre von geringem Interesse für uns, wenn es nicht politische Ziele verfolgen würde. Wissenschaftlicher Anspruch hin, wissenschaftliche Wertneutralität her, es ist einfach so, dass die Makro-Ökonomie als ein Instrument für die Gestaltung gesamtgesellschaftlicher Ziele entwickelt worden ist. Damit beteiligt sich der Makro-Ökonom unweigerlich am politischen Wettstreit um gesamtgesellschaftlich erstrebenswerte Zustände und macht sich notwendigerweise bestimmte Vorstellungen vom Allgemeinwohl zueigen.

Was immer ihre sonstigen Forschungsanliegen seien, die Makro-Ökonomie ist letzten Endes so etwas wie die Wissenschaft von den Eingriffen in die Wirtschaft, - Interventionswissenschaft, wenn man es mit einem Wort ausdrücken will -, die Lehre von der Wirtschaftspolitik.

Von Natur aus ist die Makro-Ökonomie umstritten, muss es sein, denn sie bezieht sich auf Ideale, über die man ebenso geteilter Meinung sein kann, wie über die Zuträglichkeit der Eingriffe in die Wirtschaft, mit denen makro-ökonomische Strategien verwirklicht werden sollen.

Besonders aus Sicht bestimmter rivalisierender Lager verläuft ein tiefer weltanschaulicher Graben zwischen der
  • Mikro-Ökonomie, die viel Erhellendes über den selbstorganisierenden Charakter der Wirtschaft zu sagen hat und eher gegen ein Eingreifen in die freie Wirtschaft zu sprechen scheint, 
und der
  • Makro-Ökonomie, die von Wirtschaftswissenschaftlern vertreten wird, die eine Steuerung der Wirtschaft für nötig erachten, weil es erst auf diese Weise möglich wird, das ökonomische Gesamtsystem, (a) auf gewisse soziale Ziele auszurichten, (b) vor Krisen zu bewahren oder (c) aus ihnen herauszuführen.

1.4 Ziele der Makro-Ökonomie: Vollbeschäftigung, Ressourcenauslastung und Preistabilität

Unter denen, die die Berechtigung des makro-ökonomischen Anliegens akzeptieren, herrscht weitgehende Übereinstimmung bezüglich der obersten Ziele der Wirtschaftspolitik; dabei handelt es sich um diese drei Gesichtspunkte:
  • Vollbeschäftigung, 
  • Ressourcenauslastung 
und
  • Preisstabilität.

Freilich verbergen sich hinter diesem Konsens erhebliche Meinungsverschiedenheiten, etwa über die Frage, was die einzelnen Kategorien denn genau bedeuten, wie sie miteinander zusammenhängen und wie sie in ihrer Vordringlichkeit zu gewichten sind. Unter welchen Bedingungen erreichen wir Vollbeschäftigung, optimale Ressourcenauslastung und Preisstabilität? Welche Umstände sind diesen Zielen abträglich? Mit welchen der drei Bestimmungsgrößen lässt sich das gewünschte Gesamtergebnis am wirkungsvollsten herbeiführen - in welcher Kombination und relativen Gewichtung?

Gemäß welcher Kriterien gelten Wirtschaftsteilnehmer als beschäftig, gemäß welcher als arbeitslos? Kann Vollbeschäftigung die Preisstabilität gefährden, indem sie Inflation erzeugt? Ab wann wird Inflation zur ernsten Gefahr? Ist es ratsam einen Zuwachs an Inflation hinzunehmen, um Vollbeschäftigung aufrechtzuerhalten?

1.5 MGT / MMT und Makro-Ökonomie - die Besonderheit des Ansatzes: Nicht-Neutalität des Geldes

Die Klassische Ökonomik hat den zeitgenössischen Wirtschaftswissenschaften die Gewohnheit hinterlassen, Geld und verwandte Phänomene (Schulden, Banken, Zentralbankwesen) eher als sekundäre Anhängsel der "eigentlichen" Wirtschaft anzusehen. Diese Tradition spiegelt sich im Begriff der so genannten "Geld-Illusion": gemeint ist der Umstand, dass beim heutzutage vorherrschenden Tausch Ware gegen Geld das Transaktionsgewebe einer Wirtschaft undurchsichtig wird und schwer zu analysieren sei. Vor allem verstelle die Verwendung eines Zahlungsmittels den Blick darauf, dass im Grunde genommen eben nur Waren gegen Waren getauscht werden. Demnach haben wir es selbst in einer modernen Wirtschaft eigentlich auch nur mit einer Naturalwirtschaft zu tun, in der Hühner-Eier gegen Porsche-Reifen getauscht werden.

Die Makro-Ökonomie der MGT / MMT stellt sich gegen diese Tradition, indem sie Geld als ein besonderes Phänomen analysiert, von dem nicht gilt, dass es neutral sei, ein bloßer Schleier, der zwar die Sicht verstellt aber ansonsten ohne Folgen sei. Die Makro-Ökonomen der MGT / MMT argumentieren demgegenüber, dass Geld die Optionen und Konsequenzen des Wirtschaftens und das makro-ökonomische Gesamtbild maßgeblich verändert. Aus diesem Grunde ist es unzulässig, eine moderne geldvermittelte Wirtschaft wie eine Naturalwirtschaft zu behandeln. Stattdessen ist es erforderlich Geld, Banken, Zentralbankwesen genauer unter die Lupe zu nehmen, sodass ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft erkennbar werden.

Betroffen von der Nicht-Neutralität des Gelds sind auch die Kerngrößen der Gesamtwirtschaft: das Niveau der Ausbringung ("Output"), die Beschäftigungsrate und die Inflationsrate ("Preisstabilität"). Anhand des MGT- / MMT-Ansatzes sehen wir uns veranlasst die gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge neu zu durchdenken unter Berücksichtigung der Auswirkungen des Geldes und der Geldverfassung eines Landes auf das wirtschaftliche Geschehen.

Als besonders wichtig erweist sich dabei die Art und Weise, wie das Geld in die Wirtschaft eingespeist wird, und wie die dafür verantwortliche Instanz, der Staat, durch sein Vermögen, Geld zu emittieren, der Volkswirtschaft ihre Zustandsformen (Konjunkturverläufe, wirtschaftpolitischer Stil) aufprägt.

Fortsetzung hier.

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