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Continued from here / fortgesetzt von hier. An English dicussion of the below is to be found here and at greater length here.
Ich diskutiere im übernächsten Beitrag dieser Serie – „Free Trade (8)“ – die Nachteile und Probleme des Freihandels bzw. der auf Basis der Theorie vom komparativen Vorteil vertretenen Freihandelsdoktrin am Beispiel der Erfahrungen, die die Entwicklungsländer gemacht haben. Und vergessen wir nicht: Alle Länder waren einmal Entwicklungsländer.
Doch zunächst – im vorliegenden Post und in „Free Trade (7)“ – ein Blick auf den historischen Kontext, in dem sich der Freihandel entwickelt hat und auf statistische Angaben, die geeignet sind, die Auswirkungen des internationalen Außenhandels einzuordnen und zu bewerten:
Um es vorweg zu sagen: Es ist zwar so, dass die statistischen Befunde zu lehren scheinen, dass erfolgreiches Wirtschaftswachstum mit der Öffnung eines Landes für den Freihandel einhergeht. Dies aber bedeutet nicht, dass ein Land so schnell und gründlich als möglich in den Freihandel eintreten sollte. Es bedeutet auch nicht, dass Protektionismus und staatliche Eingriffe keine Rolle dabei spielen, ein Land auf einen soliden Wachstumspfad zu lenken und dabei eine umsichtig gesteuerte Freihandelspolitik zu verfolgen. Kein Land, vielleicht außer Großbritannien, das als Ursprungsland der Industrialisierung einen erheblichen Vorsprung vor anderen Ländern besaß, war imstande, seinen Industriesektor ohne Zölle und andere Instrumente des Protektionismus zu einem international wettbewerbsfähigen Niveau zu verhelfen. Es steht außer Frage, dass die herstellenden Industrien („manufacturing“) das alles entscheidende Zugpferd für den Produktivitätsfortschritt und damit für das wirtschaftliche Wachstum sind. Diese Erkenntnis gilt auch für Länder, in denen der Dienstleistungssektor inzwischen einen hohen Anteil der Wirtschaftsleistung ausmacht.
Wirtschaftshistoriker, die sich mit dem 19. Jahrhundert befassen, scheinen größtenteils der Auffassung zu sein, dass der Außenhandel sowohl den entwickelteren Ländern als auch den Ländern der weltwirtschaftlichen Peripherie Vorteile gebracht hat. Der Handel wirkte als Wachstumsmotor nicht nur, indem er die Allokation der Ressourcen zwischen Ländern verbesserte (effizienteres Produzieren sowie umfangreicheres und zielgenaueres Angebot), sondern ebenso das Wirtschaftswachstum in den schon stärker industrialisierten Ländern auf die nachziehenden Volkswirtschaften ausdehnte: Der europäische und britische Bedarf an Rohstoffen verursachte einen starken Aufschwung in peripheren Ländern wie Kanada, Argentinien, Südafrika, Australien und Neuseeland. Die Nachfrage hielt an und stieg sogar, was Investitionen in den exportierenden Ländern begünstigte.
Diese Erfahrung schlug sich in der ökonomischen Theorie wieder. Der britische Ökonom Alfred Marshall hielt den Außenhandel für den entscheidenden Faktor des Wirtschaftswachstums und der spätere Nobelpreisträger Sir Arthur Lewis entwickelte ein Modell für den Fortschritt der Entwicklungsländer, in dem er eine stabile Beziehung zwischen dem Exportwachstum der Schwellenländer und dem Wirtschaftswachstum der entwickelten Ländern unterstellte.
Behindert wird der Außenhandel durch Zölle und sonstige Handelsbarrieren wie Einfuhrquoten, Lizenzen, einschränkende technische Spezifikationen etc.
Doch seit 1950 ist die Handelsliberalisierung stark intensiviert worden. Es ergab sich (Stand etwa 2010) folgendes Profil bei den Entwicklungsländern (links die Höhe der Zölle rechts der Anteil sonstiger Handelsbarrieren):
Wie ich oben schon bemerkte, die am stärksten wachsenden Länder pflegen die geringsten Handelsbeschränkungen aufzuweisen. Länder mit hohem Pro-Kopf-Einkommen (nicht im Schaubild erfasst) weisen Zölle von durchschnittlich 4 % des Wertes der eingeführten Waren auf. Dagegen liegt dieser Wert bei durchschnittlich über 20 % in Entwicklungsländern mit mittlerem oder niedrigem Pro-Kopf-Einkommen. Diese Länder pflegen überdies beträchtliche sonstige Handelsbarrieren (rechte Balken) zu unterhalten.
Jene Entwicklungsländer mit dem stärksten Wirtschaftswachstum gehören alle in die Gruppe, die ein liberales Handelsregime auszeichnet, ein geringes Zollniveau aufweist und nur in geringem Maße sonstige Handelsbarrieren errichtet.
Continued here / fortgesetzt hier.
Doch zunächst – im vorliegenden Post und in „Free Trade (7)“ – ein Blick auf den historischen Kontext, in dem sich der Freihandel entwickelt hat und auf statistische Angaben, die geeignet sind, die Auswirkungen des internationalen Außenhandels einzuordnen und zu bewerten:
Um es vorweg zu sagen: Es ist zwar so, dass die statistischen Befunde zu lehren scheinen, dass erfolgreiches Wirtschaftswachstum mit der Öffnung eines Landes für den Freihandel einhergeht. Dies aber bedeutet nicht, dass ein Land so schnell und gründlich als möglich in den Freihandel eintreten sollte. Es bedeutet auch nicht, dass Protektionismus und staatliche Eingriffe keine Rolle dabei spielen, ein Land auf einen soliden Wachstumspfad zu lenken und dabei eine umsichtig gesteuerte Freihandelspolitik zu verfolgen. Kein Land, vielleicht außer Großbritannien, das als Ursprungsland der Industrialisierung einen erheblichen Vorsprung vor anderen Ländern besaß, war imstande, seinen Industriesektor ohne Zölle und andere Instrumente des Protektionismus zu einem international wettbewerbsfähigen Niveau zu verhelfen. Es steht außer Frage, dass die herstellenden Industrien („manufacturing“) das alles entscheidende Zugpferd für den Produktivitätsfortschritt und damit für das wirtschaftliche Wachstum sind. Diese Erkenntnis gilt auch für Länder, in denen der Dienstleistungssektor inzwischen einen hohen Anteil der Wirtschaftsleistung ausmacht.
Wirtschaftshistoriker, die sich mit dem 19. Jahrhundert befassen, scheinen größtenteils der Auffassung zu sein, dass der Außenhandel sowohl den entwickelteren Ländern als auch den Ländern der weltwirtschaftlichen Peripherie Vorteile gebracht hat. Der Handel wirkte als Wachstumsmotor nicht nur, indem er die Allokation der Ressourcen zwischen Ländern verbesserte (effizienteres Produzieren sowie umfangreicheres und zielgenaueres Angebot), sondern ebenso das Wirtschaftswachstum in den schon stärker industrialisierten Ländern auf die nachziehenden Volkswirtschaften ausdehnte: Der europäische und britische Bedarf an Rohstoffen verursachte einen starken Aufschwung in peripheren Ländern wie Kanada, Argentinien, Südafrika, Australien und Neuseeland. Die Nachfrage hielt an und stieg sogar, was Investitionen in den exportierenden Ländern begünstigte.
Diese Erfahrung schlug sich in der ökonomischen Theorie wieder. Der britische Ökonom Alfred Marshall hielt den Außenhandel für den entscheidenden Faktor des Wirtschaftswachstums und der spätere Nobelpreisträger Sir Arthur Lewis entwickelte ein Modell für den Fortschritt der Entwicklungsländer, in dem er eine stabile Beziehung zwischen dem Exportwachstum der Schwellenländer und dem Wirtschaftswachstum der entwickelten Ländern unterstellte.
Behindert wird der Außenhandel durch Zölle und sonstige Handelsbarrieren wie Einfuhrquoten, Lizenzen, einschränkende technische Spezifikationen etc.
Doch seit 1950 ist die Handelsliberalisierung stark intensiviert worden. Es ergab sich (Stand etwa 2010) folgendes Profil bei den Entwicklungsländern (links die Höhe der Zölle rechts der Anteil sonstiger Handelsbarrieren):
Wie ich oben schon bemerkte, die am stärksten wachsenden Länder pflegen die geringsten Handelsbeschränkungen aufzuweisen. Länder mit hohem Pro-Kopf-Einkommen (nicht im Schaubild erfasst) weisen Zölle von durchschnittlich 4 % des Wertes der eingeführten Waren auf. Dagegen liegt dieser Wert bei durchschnittlich über 20 % in Entwicklungsländern mit mittlerem oder niedrigem Pro-Kopf-Einkommen. Diese Länder pflegen überdies beträchtliche sonstige Handelsbarrieren (rechte Balken) zu unterhalten.
Jene Entwicklungsländer mit dem stärksten Wirtschaftswachstum gehören alle in die Gruppe, die ein liberales Handelsregime auszeichnet, ein geringes Zollniveau aufweist und nur in geringem Maße sonstige Handelsbarrieren errichtet.
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