German summary below / deutsche Zusammenfassung unten
The only consistent defence of capitalism is provided by equilibrium economics. However, equilibrium economics is demonstrably wrong. It comes in two variants: one is the Walrasian and (later the) Arrow-Debreu type of mathematical model. However, mathematical equilibrium economics bears no resemblance with reality: it excludes time and space, human uncertainty and competitive processes. The other variant of equilibrium economics postulates market clearing processes — like interest rates equilibrating savings and investments (loanable funds theory) — that do not exist in reality.
Still, capitalism is the best economic system that we have.
Why do we not seem to be able to explain its superiority?
Hayek comes pretty close to a satisfactory explanation and defence of capitalism's relative superiority. Unfortunately, being wedded to a radical capitalist bias, Hayek does not bring himself to admit that capitalism has serious shortcomings that it cannot overcome without interventions from outside of it. I would tend to agree, among the most important of these shortcomings are desirables that cannot be attained by the unwavering pursuit of profits: full employment and desirable social achievements like universal medical coverage or retirement security.
It would be, however, mistaken to dismiss capitalism for these deficiencies. After all, it is the economic system that provides the community with the wealth from which social improvements can be sourced that the market mechanism will not normally provide or not at all.
Hayek is right in criticising equilibrium economics for presupposing the answer to the question why an economy is capable of bringing about equilibrium rather than explaining the manner in which equilibrium is attained.
According to Hayek, the key to capitalism's superiority is its unique ability to collect and disseminate information needed to coordinate the plans of the agents operating in an economy. The price system is central in this regard. But it is not the only factor ensuring that people are able to reliably coordinate their objectives with the plans of other economic agents.
Surprisingly, Hayek emphasises the role of certain select extra-economic institutions in creating this infrastructure of mutual predictability, such as social customs of decency, the rule of law, and the guaranteed expression and protection of differing interests by legal and political means.
At the same time, unfortunately, Hayek tends to condemn the extra-economic processes in their political form, by which people constantly work out the details of this infrastructure. (He creates an artificial distinction between principles and politics, when in fact political influence is what tests and shapes principles).
The main takeaway for my purposes is that we are able to explain capitalism's superiority without having to offer a coherent formal model or make claims of perfect equilibrium outcomes and absolute economic and social optima.
Here is a useful article on Hayek's anti-equilibrium defence of capitalism by Paul Lewis.
See als see my comprehensive Hayek-critique: The Paradox of Freedom — Austrian Thought and the Crisis of Liberalism
See als see my comprehensive Hayek-critique: The Paradox of Freedom — Austrian Thought and the Crisis of Liberalism
Deutsche Zusammenfassung:
Die einzige zusammenhängende
Rechtfertigung des ökonomischen Systems des Kapitalismus liegt uns in Gestalt der Gleichgewichtsökonomie vor. Doch diese ist nachweislich
unzutreffend. Sie begegnet uns in zweierlei Form – zum einen: die
mathematischen Modelle von Walras und später Arrow-Debreu. Die
mathematische Gleichgewichtstheorie entbehrt jedoch jeder Ähnlichkeit
mit der wirtschaftlichen Realität, da in diesen Modellen von Raum und
Zeit, menschlicher Ungewissheit und Wettbewerbsvorgängen abgesehen wird.
Zum
anderen unterstellt die zweite Variante der Gleichgewichtsökonomie
(gleichgewichtsherstellende) Markträumungsabläufe, die in der
Wirklichkeit einfach nicht anzutreffen sind – z. B. die vermeintliche Funktion
des Zinses, Ersparnisse und Investitionen ins Gleichgewicht zu bringen.
Und doch ist der Kapitalismus, das beste ökonomische System, das wir kennen.
Warum sind wir nicht in der Lage, seine Überlegenheit zu erklären?
Friedrich
Hayek kommt einer befriedigenden Erklärung und Verteidigung
der relativen Überlegenheit des Kapitalismus einigermaßen nahe. Leider
bleibt Hayek an radikalkapitalistische Vorurteile gefesselt. Deshalb
gelingt es ihm nicht, sich dazu durchzuringen, einzuräumen, dass der
Kapitalismus auch ernsthafte Defekte aufweist, die er ohne Eingriffe von
außen nicht überwinden kann. Ich selbst würde ohne weiteres jenen
beipflichten, die meinen, dass zu den wichtigsten dieser Defekte die
Unfähigkeit zählt, bestimmte wünschenswerte gesellschaftliche Zustände
durch ein profitorientiertes Wirtschaften herbeizuführen, etwas
Vollbeschäftigung und soziale Errungenschaften wie eine lückenlose
medizinische Versorgung und Altersvorsorge für alle.
Es wäre jedoch ein Irrtum, den
Kapitalismus wegen dieser Defekte in Bausch und Bogen abzulehnen.
Schließlich haben wir es bei ihm mit dem ökonomischen System zu tun,
das die Gesellschaft in beispielloser Weise mit dem Wohlstand versorgt, der die erwünschten
sozialen Errungenschaften, die der Markt selbst nicht hervorbringt,
wirtschaftlich überhaupt erst ermöglicht.
Hayek
hat Recht, wenn er die Gleichgewichtsökonomie dafür kritisiert, dass
sie die Antwort auf die Frage, wieso eine Wirtschaft einen
Gleichgewichtszustand erzielen kann, bereits voraussetzt, statt zu
erklären, wie das Gleichgewicht zustande kommt.
Laut Hayek ist der Schlüssel zur
Überlegenheit des Kapitalismus in seiner einzigartigen Fähigkeit zu
finden, Informationen aufzunehmen und weiterzugeben, die benötigt
werden, damit die Wirtschaftsteilnehmer ihre ökonomischen Pläne
untereinander koordinieren können. Eine zentrale Rolle hierbei spielt
das Preissystem. Aber es gibt auch andere Faktoren, die sicherstellen,
dass die Menschen sich aufeinander verlassen können, indem sie ihre
Ziele dadurch erreichen, dass sie sie mit denen anderer
Wirtschaftsteilnehmer verzahnen. Dazu gehört die politische Abstimmung der Menschen untereinander.
Es
ist erstaunlich, dass Hayek einerseits bestimmte außerökonomische Institutionen in
ihrer Fähigkeit, eine Infrastruktur der gegenseitigen Berechenbarkeit
zu erschaffen, hervorhebt – etwa soziale Anstandsregeln, den
Rechtsstaat und die garantierten Rechte der Menschen, ihre Interessen auf rechtlichem und politischem Wege geltend zu machen.
Leider
verurteilt Hayek andererseits die Abläufe in ihrer politischen Form, mit
denen die Menschen unentwegt an den konkreten Ausprägungen dieser
Infrastruktur der gegenseitigen Berechenbarkeit feilen. (Hayek macht einen künstlichen Unterschied zwischen Prinzipien und Politik. Tatsächlich fallen Prinzipien nicht vom Himmel: sie entstehen und wandeln sich durch politische Einflussnahme.)
Wie
dem auch sei, das wichtige Ergebnis dieser Überlegungen für meine
Zwecke ist, dass es möglich ist, die Überlegenheit des Kapitalismus zu
begründen, ohne dazu gezwungen zu sein, ein kohärentes formales
Modell zu bemühen, oder idealisierende Behauptungen über vollkommene
Gleichgewichtslagen oder ökonomische und soziale Optima aufzustellen.
Siehe auch meine umfassende Hayek-Kritik in Das Paradoxon der Freiheit
Siehe auch meine umfassende Hayek-Kritik in Das Paradoxon der Freiheit
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