Wednesday, 26 April 2017

Bundesbank Goes MMT

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Es ist zu beobachten, dass führende Zentralbanken sich in den letzten Jahren mit aufklärenden Publikationen (etwa hier und hier) gegen die in der akademischen Literatur noch immer vorherrschende falsche Darstellung der Funktionsweise unserer Geldordnung stellen.

In einem Artikel aus ihrem Monatsbericht vom April 2017 (Kurzfassung) reiht sich die Bundesbank in die Gruppe der Aufklärer ein.

Mir ist diese Entwicklung sehr wichtig, da mein lebenslanges Interesse an der Volkswirtschaftslehre immer wieder Schiffbruch an den Klippen der Geldtheorie erlitten hat. Schon im Studium war die standardmäßig präsentierte Lehre vom Geld für mich einfach nicht zu verstehen. Vor allem, weil kritisches Nachhaken bei Widersprüchen und offenen Fragen ohne befriedigende Resonanz blieb. So konnte mir auch kein systematisch stimmiges Bild von den gesamtwirtschaftlichen Zusammenhängen gelingen.

Erst eine Volkswirtschaftslehre, die die tatsächlichen Abläufe in der Geldwirtschaft berücksichtigt, liefert die Einsichten, mit denen sich die Qualität der Geldpolitik und die Chancen für eine zuträgliche wirtschaftliche Entwicklung verbessern lassen. 

Die Funktionsweise der Geldwirtschaft ist der Schlüssel zum Verständnis anderer grundlegender volkswirtschaftlicher Zusammenhänge. 

Ein der operativen Realität entsprechendes Bild vom Geld lehrt beispielsweise, dass eine Überbetonung der Geldpolitik auf Kosten der Fiskalpolitik — wie sie leider unter dem Maastrichter Vertrag festgeschrieben wurde auf Dauer verheerende Konsequenzen haben muss. 

Anders als das monetaristische Credo es postuliert, können erhebliche und andauernde Defizite des Staatshaushalts der Wirtschaft zuträglich sein. Wenn staatliche Haushaltsdefizite den konkreten Bedingungen der jeweiligen konjunkturellen Verfassung angepasst sind, können sie eine stetige positive Wirtschaftsentwicklung ermöglichen, von der alle Mitglieder der Gesellschaft, insbesondere Kapital und Arbeit, profitieren. 

Freilich ist ein wirtschaftspolitischer Kurs, der die realen geldwirtschaftlichen Zusammenhänge berücksichtigt, unter dem vom Monetarismus geprägten volkswirtschaftlichen Paradigma, auf dem die EU beruht, nicht möglich. 

Ein supranationales Gebilde wie die EU, das aus politischen und kulturellen Gründen nicht imstande ist, seinen Währungsraum durch eine quasi-nationale/einheitliche Fiskalpolitik zu ordnen, beschwört unweigerlich schwerwiegende sozio-ökonomische Missstände und unnötige Disparitäten in den Mitgliedsländern herauf. 

Bei einem klaren Verständnis der Geldwirtschaft hätte man sich kaum für die Maastrichter Rahmenbedingungen entschieden. 

Auch wenn die dem EU-Projekt zugrunde liegenden, derzeit "politisch korrekten" Zerrbilder vom Geld vielleicht keine ideologische Funktion (im Sinne einer bewusst gestreuten Unwahrheit) besitzen, so geht von ihnen doch ein ideologischer Effekt aus, insofern als sie falschen wirtschaftspolitischen Maßnahmen Plausibilität, ja wissenschaftliche Autorität verleihen. 

Sie leisten der neoliberal-monetaristischen Fabel vom absoluten Primat der Inflationsgefahr Vorschub und damit dem Bestreben, fiskalpolitische Eingriffe zugunsten geldpolitischer Weichenstellungen abzuwerten.

Wem nämlich die Inflation das zentrale Problem der Wirtschaft ist, dessen Eindämmung alle anderen Belange, und somit auch die Bemühungen, Vollbeschäftigung zu gewährleisten, unterzuordnen sind, dem kommt eine Geldtheorie zupass, nach der die Zentralbank über eine Stellschraube verfügt, mit der sie die Höhe der Inflation bestimmen kann. Gemäß der monetaristischen Geldtheorie ist die Zentralbank imstande, die Geldmenge zu steuern, welche, nach einer weiteren irrigen Theorie, das Inflationsniveau direkt bestimmt. 

Dass dem  nicht so ist, erfahren wir nun auch aus den Veröffentlichungen der Bundesbank.

Mehr ist diesem Post zu entnehmen.


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