Saturday 10 March 2018

(4) Neoliberal Economics and Its Rival — Classic Harmony


For an English discussion of the below click here.

Fortsetzung von The Bad Conscience of an Economist und Neoliberal Economics and Its Rival, part 1, part 2 und part 3. Die Artikel sind entweder sowohl in englischer und deutscher Version erschienen oder es gibt eine deutsche Version von mir und das englische Original aus Bill Mitchells neunteiliger Serie Keynes and the Classics, an die ich mich in meiner deutschen Version anlehne.


Das Modell der Wirtschaft, welches die ökonomische Klassik entwirft, beschreibt eine harmonische Verzahnung der tragenden Systeme einer Ökonomie. Das Resultat ist eine sich selbst auf Kurs haltende Ordnung. Die gegebenen Ressourcen werden optimal eingesetzt, um die größtmögliche Produktion auf höchstem Effizienz-Niveau zu erzielen. Im Prinzip ist dieser Mechanismus mit der persönlichen Freiheit aller Wirtschaftsteilnehmer vereinbar. Es gibt keine unfreiwillige Arbeitslosigkeit. So wie alle anderen Ressourcen wird auch die Ressource Arbeit voll ausgeschöpft, wobei es dem Einzelnen überlassen bleibt zu entscheiden, ob er seine Arbeitskraft am Markt anbieten möchte oder nicht.

Wenn nicht von außen gestört – durch verfehlte politische Eingriffe – bringen die tragenden Teile der Wirtschaftsordnung ein Gleichgewicht hervor, d. h. bei jedem gegebenen Niveau, auf dem die maßgeblichen Bestimmungsfaktoren (wie Arbeit und Kapital) bereitgestellt werden, bewirkt ihr gegenseitiges Aufeinandereinwirken, dass automatisch das beste Gesamtergebnis erreicht wird. 

Bei einem gegebenen Stand der technologischen Entwicklung wird die höchstmögliche Ausbringung (= Produktion = Output) unter vollständiger Einbeziehung aller gebotenen Ressourcen, einschließlich aller freiwillig angebotener menschlicher Arbeitskraft, erzielt.

Ein wenig anders ausgedrückt besteht die Gleichgewichtsleistung der Wirtschaft, wie sie sich die ökonomische Klassik vorstellt, in folgendem: Die technischen Möglichkeiten erlauben es, Erzeugnisse und Ausbringungsmengen zu produzieren, deren tatsächliche Erstellung wiederum davon abhängt, wie viele Menschen willens sind, eine Beschäftigung anzunehmen, um die Nachfrage nach Arbeitskräften zu befriedigen.

Sagen wir, jüngste technische Entwicklungen veranlassen die Unternehmen, neue Produkte zu produzieren, wozu sie 1.000 zusätzliche Arbeiter benötigen (Nachfrage nach Arbeit). Nun wird auf der anderen Seite das Angebot an Arbeitskräften durch die relative Präferenz potenzieller Arbeiter bestimmt, Einkommen gegenüber Freizeit vorzuziehen. Ist das von den Unternehmen gebotene Realeinkommen hoch genug (d. h. der Wechselkurs, zu dem Arbeiter bereit sind, Freizeit gegen Einkommen einzutauschen, ist hoch genug, um 1.000 Arbeiter zum Arbeiten zu motivieren) werden sie alle zusätzlich benötigten Arbeiter engagieren können. Andernfalls gelingt es, vielleicht nur 500 zusätzliche Arbeiter anzuziehen und eine entsprechend geringere Ausbringungsmenge zu erzeugen.

Produktionsmöglichkeiten, Produktionsziele und Ressourcenbereitstellung (auch in Form von menschlicher Arbeitskraft) bilden eine Ordnung von Faktoren, die sich so aufeinander beziehen, dass sie ein Gleichgewicht von erfüllbaren Wünschen und machbaren Möglichkeiten erzeugen.

Die Gesamtnachfrage nach produzierten Gütern wird immer dem Gesamtangebot entsprechen. Dafür sorgen flexible Zinssätze. Denn wenn Wirtschaftsteilnehmer einen Teil ihres Geldes in Form von Ersparnissen halten wollen, sorgt ein gleichgewichtserzeugender Zinssatz dafür, dass genügend Investoren bereitstehen, um diese Gelder in neue Produktionsvorhaben zu investieren. Steigt der Zinssatz über das Gleichgewichtsniveau, lässt die Nachfrage seitens der Investoren nach (Zinsen zu hoch für rentierliche Projekte) und der Zinssatz senkt sich auf das markträumende Niveau herab. Fällt der Zinssatz unter das Gleichgewichtsniveau, schwindet das Angebot an Finanzmitteln für Investitionszwecke (Zinsen zu niedrig, um attraktives Sparen zu ermöglichen) bis Angebot und Nachfrage wieder im Einklang miteinander stehen.

Somit beeinflussen sich alle realen Größen der Wirtschaft untereinander dergestalt, dass sie ein übergreifendes Gleichgewicht herstellen. D. h. Realeinkommen, Beschäftigungsniveau, reales BIP und Zinssätze werden gleichzeitig bestimmt, indem Angebot und Nachfrage im Arbeitsmarkt in Übereinstimmung gebracht werden. 

Arbeitsnachfrage (bestimmt durch den Stand der Technik) und Arbeitsangebot (bestimmt durch relative Bevorzugung von Freizeit gegenüber Einkommen seitens potenzieller Arbeitskräfte) bestimmen das Niveau der Einkommen (die auch in Ersparnisse investiert werden können) und den Bedarf nach Investitionsmitteln. 

Das Verhältnis von anlagefähigem  Einkommen und Bedarf an Investitionsmitteln wird durch den Zinssatz reguliert, sodass keine Investitionsblasen entstehen können und tragfähigen Investitionsprojekten immer ausreichende Finanzmittel zur Verfügung stehen.

In der Wirtschaft der klassischen Ökonomik  kann es weder Arbeitslosigkeit, noch eine Unterauslastung anderer Ressourcen, noch so etwas wie Überproduktion geben. Alles greift ineinander, alles läuft rund, die Wirtschaft ist ein sich selbst regulierendes Gleichgewichtssystem.

Es ist wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, dass das zeitgenössische wirtschaftspolitische Denken und seine akademischen Entsprechungen den hier geschilderten Gesamtzusammenhang als real wirkend annehmen

Wenn zum Beispiel Mindestlöhne oder andere staatliche Eingriffe in die Wirtschaft vehement zurückgewiesen werden, dann nur deshalb, weil die Kritiker mehr oder weniger bewusst voraussetzen, dass die Wirtschaft wie oben beschrieben funktioniert

Wenn sie denn eine zusammenhängende Theorie haben und nicht nur aus dem Bauch heraus argumentieren.

Im nächsten Post betrachte ich die einzelnen Teile dieses Wirtschaftsmodells etwas ausführlicher.

Fortgesetzt hier.
 

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