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Warren Mosler zieht ein Zwischenfazit über Zustand und Aussichten der US-Wirtschaft.
Seit Einbruch des Öl-Preises, vermutet Mosler, könnte die US-Wirtschaft womöglich wieder in eine Rezession geschliddert sein, und zwar ausgelöst durch den Kollaps der capex (capital expenditures - Investitionsaufwendungen), wovon nämlich stolze 35% auf den Energie-Sektor entfallen. Mit dem Verfall des Ölpreises geriet die Shale-Oil Revolution und damit ein Großteil der Investitionsaufwendungen der Wirtschaft ins Stocken.
Stockender Absatz führt zu wachsenden Lagerbeständen; diese veranlassen einen Produktionsrückgang, gefolgt von rückläufigem Einkommen, was wiederum geringeren Absatz bedeutet; eine prozyklische, sich selbst verstärkende Abwärtsspiral kommt in Gang, bei der geringeres Einkommen in einem Sektor auf andere Sektoren in Form nachlassender Nachfrage übergreift.
Dieser Teufelskreis ist nur zu stoppen, wenn das Defizit/die Nettoschuldenaufnahme entweder der öffentlichen Hand oder des Privatsektors einen Umfang erreicht, der groß genug ist, um die Neigung zu sparen / Einkommen nicht auszugeben zu kompensieren.
Ein derartiger Teufelskreis ist auf der ganzen Welt zu beobachten. Vielleicht mit der Ausnahme einer etwas expansiveren Fiskalpolitik (höhere Staatsausgaben) in China. Allerdings konzentriert sich die Wirtschaftspolitik, auch in China, vornehmlich auf die Förderung der Exportwirtschaft/Wettbewerbsfähigkeit, was nur ein weltweites Nullsummenspiel anheizt, indes der internationale Handel sich abschwächt angesichts eines globalen Mangels an effektiver Nachfrage. Allenthalben ist das Bild geprägt von Überkapazitäten, besonders auf den Arbeitsmärkten.
Man hört zwar von Absichten, die Fiskalpolitik endlich aggressiver einzusetzen, was zu einer raschen Widerherstellung der weltweiten Nachfrage führen würde, aber die Musik spielt im geldpolitischen Bereich, wo die Zentralbanken sich in gewaltigen Irrtümern ergehen. Sie glauben, aufs Gaspedal zu treten, obwohl sie tatsächlich in die Eisen steigen. Und da sie natürlich nicht bewirken, was sie vorhaben, treten sie umso kräftiger auf das falsche Pedal. Nach zwanzig Jahren derartiger Fehler, wohl belegt durch die Daten, versprechen die Zentralbanken dennoch eine baldige Wende, wenn man, bitte schön, nur noch ein wenig Geduld aufbringen wolle.
Die Fed befindet sich in einer eigentümlichen Situation. Man glaubt dort, die US-Wirtschaft sei schon ausreichend wiedererstarkt, um sie schon ein wenig mit höheren Zinsen abzukühlen. Das trägt zwar ein wenig zur Belebung der Gesamtnachfrage bei - dadurch, dass der Staat auf dem Wege von Zinszahlungen höhere Ausgaben hat und damit mehr Geld in die Wirtschaft einschießt, doch die Zinssprünge waren geringfügig und haben die Nadel des Nachfrage-Tachos noch nicht zum Ausschlagen gebracht.
Wenn das US BIP weiter rückläufig ist und die Fed ihr Inflations-Ziel weiterhin verfehlt, kann es gut sein, das sie das Steuer herumreißt und das Zinsniveau neuerlich absenkt.
Alle Kennzahlen der wirtschaftlichen Aktivität in den USA sind auf dem Rückzug oder deuten auf Verlangsamung, ausgenommen die Anmeldungen für Arbeitslosenunterstützung, doch das scheint nicht so sehr viel mit besseren Bedingungen am Arbeitsmarkt zu tun zu haben, als damit, dass derartige Hilfe nicht mehr so einfach in Anspruch zu nehmen ist.
Außerdem sieht es so aus, als bewegte sich die Arbeitslosigkeit auf einem niedrigeren Niveau als sie es wirklich tut, jedenfalls für die, welche tatsächlich glauben, dass die Erwerbsquote aus "strukturellen" Gründen gefallen sei - weil im Jahr 2008 mit einem Mal alle Frauen zu alt geworden sind.
Auch ist nicht zu erkennen, dass der Privatsektor bereit wäre, ins Defizit zu gehen (eine Netto-Verschuldung aufzubauen), um die ausgebliebenen Investitionsaufwendungen (capex) wettzumachen, die zuvor allein noch übrig geblieben waren, um ein BIP-Wachstum zu ermöglichen.
Man vergesse nicht, dass die Ausgabenkürzungen des Öl-Sektors noch nicht abgeschlossen sind. Viele Unternehmen bauen noch immer ihre Investitionsaufwendungen ab und sowohl US-Bundesstaaten als auch ausländische Ölproduzenten drosseln ihre Ausgaben wegen rückläufiger Einnahmen aus dem Verkauf von Öl. Indes nirgends andere Branchen auftreten, die dies ausgleichen würden. Schließlich beginnt dies durchzuschlagen in Gestalt negativer Kennzahlen für Wachstum und Einkommen bei vielen Firmen.
All das bedeutet, wir müssen uns gedulden, bis das Defizit im Staatshaushalt der Bundesregierung ausreichend anwächst, womit uns jedoch eine lange Wartezeit bevorstehen könnte, in der wir viele hässliche Dinge zu Gesichte bekommen mögen.
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