Image credit. Continued from [The State] - [1b - Origins of the State] - Violence, Trust, and Maximal Structures of Power |
Thanks to reading my long-since abandoned chapter on "Politik und Staat" in my German manuscript "Feiheit verstehen," I am increasingly being relieved of my worry that a separate chapter on "The State" - rather than one dealing with "Politics and the State" - might be unwarranted owing to considerable overlap with "Politics."
No, there are many important things to be explained about the state that deserve separate treatment. This is espacially true since I wish to drive home the important point that freedom is not compatible with a one-sidedly hostile attitude toward the state.
Freiheit setzt eine staatsbejahende Haltung voraus, was nicht im Widerspruch dazu steht, das man die Unzulänglichkeiten und Gefahren des Staats im Auge behält.
How do I translate "staatsbejahend?" Freedom requires affirmation of the state, an attitude towards it that recognises the state as the foundation of a free society - a view that is not in contradiction with acute vigilance monitoring the defects and dangers of the state.
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Kleine Gruppen, große
Gruppen, Probleme des kollektiven Handelns und öffentliche Güter
Die Größe sozialer Verbände nimmt zu. Umfangreichere Gruppen
verdrängen oder absorbieren kleinere Gruppen. Doch mit dem bald stark
wachsenden Umfang menschlicher Gemeinschaften entstehen Probleme eigener Art.
Kleine Verbände haben den Vorteil, dass es häufiger als in
größeren Gemeinschaften im Interesse aller ist, sich persönlich an der
Bereitstellung von Gütern – so genannten öffentlichen
Gütern - zu beteiligen, die einen Zweck erfüllen, der allen
Gruppenmitgliedern wichtig ist und ihnen allen zugute kommt. Zum Beispiel, die
Aufrechterhaltung von Frieden, Recht und Ordnung. In einer sehr kleinen Gruppe
stehen die Kosten, die bei der Bereitstellung öffentlicher Güter für das
jeweilige Individuum entstehen, häufig in einem lohnenden Verhältnis zum
persönlichen Nutzen, den der Einzelne aus einem solchen Gut zu ziehen vermag.
Zum Beispiel: In einer kleinen isolierten Dorfgemeinschaft lohnt es für jeden,
auf mögliche Diebe zu achten, sie zu verjagen oder zu bestrafen. Es lohnt sich,
Angreifer mit vereinten Kräften abzuschrecken oder im gemeinsamen
Verteidigungskampf zurückzuwerfen. Den Kosten des individuellen Beitrags zur
Verteidigung steht ein ausreichend hoher persönlicher Nutzen gegenüber: der
Schutz des eigenen Eigentums und des eigenen Lebens.
Im Übrigen pflegt der Spielraum für selbstbestimmtes
Verhalten in kleineren Sozialverbänden weitaus geringer zu sein als in modernen
Gesellschaften. Die Identität des Individuums ist stärker verflochten mit einem
System kulturellen Normen, das die Handlungsoptionen der Menschen engmaschig
umschließt. Es bleibt wenig Platz für persönliche Autonomie, der soziale Druck,
der das Individuum zum Instrument einer Brauchtumsgemeinschaft macht, ist
allgegenwärtig.
Je größer Gruppen werden, desto eher zeigen sich Divergenzen
zwischen Handlungsweisen, die dem Einzelnen aus seiner Sicht rational
erscheinen, und solchen, die erforderlich sind, um die Angehörigen der
Gemeinschaft vor Nachteilen zu bewahren oder ihnen Vorzüge zu sichern. Indem
Menschen in ihren Handlungen dem folgen, was ihnen persönlich vernünftig
erscheint, können sie zu Verhältnissen beitragen, die sie oder andere in ihren
Handlungsmöglichkeiten innerhalb der Gemeinschaft benachteiligen oder
schädigen. Mancur Olson spricht von Problemen
des kollektiven Handelns.[1]
Pareto-inferiores
Gleichgewicht und der bedrohliche Nachbar – Staat und Gefangenen-Dilemma
Olson greift die spieltheoretisch deutbare Perspektive von
Thomas Hobbes (1588 – 1679) auf, wonach Anarchie - der „Naturzustand“ bei
Hobbes - dadurch gekennzeichnet ist, dass Menschen, die zum gegenseitigen
Vorteil kooperieren könnten, davon abgehalten werden, weil eine Schutzmacht
fehlt, die glaubhaft sicherzustellen vermag, dass alle Parteien sich an Regeln
halten, die ein vorteilhafteres Miteinander gewähren. Die Auflösung dieses so
genannten Gefangenen-Dilemmas gelingt mit dem Auftreten eines weiteren
Spielteilnehmers, dem Vertreter (quasi-)staatlicher Macht.
Ein Beispiel: Anna glaubt, dass Peter sie angreifen und
umbringen wird, es sei denn sie beugt dieser Gefahr vor, indem sie Peter früher
angreift als er sie angreifen kann. Peter glaubt, dass Anna ihn angreifen und
umbringen wird, wenn er sie nicht zuvor angreift. Beide Parteien würden davon
profitieren, wenn sie einander nicht angriffen – es würde Frieden herrschen,
ein Zustand, den beide gemäß ihrer Präferenzen bevorzugen und als nicht mehr
verbesserungsfähig erachten; in der Spieltheorie wird eine solche Lösung als
Pareto-optimales Gleichgewicht bezeichnet.
Leider veranlassen ihre gegenseitigen Erwartungen sie dazu,
sich so zu verhalten, dass beide Parteien schlechter dastehen als im Falle
eines Pareto-optimalen Gleichgewichts. Aus diesem tragischen Zustand, einem
sogenannten Pareto-inferioren Gleichgewicht, kann sie nur ein mächtiger Wächter
herausführen, der imstande ist, beide Parteien daran zu hindern, eine tödliche
Präventionspolitik zu verfolgen. Diese Aufgabe kommt bei Thomas Hobbes dem
Staat zu.[2]
Multiple
Gleichgewichte und der Linksverkehr
Es gibt also spieltheoretische Gleichgewichte im
menschlichen Miteinander, die uns dazu verdammen, schlechter miteinander
auszukommen als dies sein müsste. Das kann auch der Fall sein, wenn sogenannte
mehrfache oder multiple Gleichgewichte anzutreffen sind.
Im Straßenverkehr erzielen wir ein wünschenswertes
Gleichgewicht, wenn wir uns mit unseren Autos alle in Fahrtrichtung auf der
linken Seite der Straße bewegen. Wir erzielen einen reibungslosen
Verkehrsfluss. Nun gibt es noch ein zweites Pareto-optimales Gleichgewicht,
nämlich dass alle auf der rechten Seite fahren. Problematisch ist ein multiples
Gleichgewicht wie es z.B. vorliegt, wenn man nicht einschätzen kann, für
welches der beiden möglichen Gleichgewichte sich andere Teilnehmer des Spiels
entscheiden. Fahren einige auf der linken, andere auf der rechten Straßenseite,
wird es zu Zusammenstößen kommen. Auch hier wieder kann eine Vollzugsautorität,
die die Macht besitzt, alle Teilnehmer auf ein Pareto-optimales Gleichgewicht
zu verpflichten, entscheidende Besserung bringen.
Öffentliche Güter,
Probleme des kollektiven Handelns und die Intervention des Staats
Derartige Probleme können besonders dann auftreten, wenn es
gilt, öffentliche Güter – wie Recht, Ordnung, Landesverteidigung, umfassende
Infrastrukturprojekte – bereitzustellen, deren Produktion das Individuum (a)
nicht bereit ist, von sich aus zu bewerkstelligen, oder (b) alleine nicht oder
nur unzureichend befähigt ist. Um in den Genuss öffentlicher Güter zu gelangen,
ist es also erforderlich, dass jedes Individuum oder immerhin eine Vielzahl von
Individuen – gemeinsam und gegebenenfalls gegen ihren Willen - veranlasst
werden, den von ihnen benötigten Beitrag zu leisten. Abgesehen davon, dass
Einzelne nicht in der Lage sein mögen ein öffentliches Gut anzubieten, ergibt
sich die zweite zentrale Schwierigkeit daraus, dass der Einzelne keinen oder nur
einen ungenügenden Beitrag zu leisten bereit ist, weil der Nutzen, den seine
Anstrengungen stiften, (a) nicht ihm alleine, sondern allen (vielen anderen)
zugute kommt, die keinen Beitrag leisten, und (b) ihm zu gering erscheint im Verhältnis zu den Kosten, die ihm durch seinen
Beitrag entstehen. Soweit diese Schwierigkeiten in kleinen Gruppen
bestehen, können sie durch überschaubare Absprachen und mit Mitteln des
sozialen Drucks oft noch überwunden werden. Doch in großen Gruppen verliert
sich die Wirksamkeit solcher Arrangements zunehmend.[3]
Zur Verdeutlichung zwei Beispiele für die relativen
Nachteile großer Gruppen bei der Organisation vorteilhaft koordinierten
kollektiven Handelns sowie ein Beispiel für die relativen Vorteile, die kleine
Gruppen beim kollektiven Handeln besitzen:
Herr Müller, Sachbearbeiter in einem Architekturbüro, ist
einer von 80 Millionen Deutschen. In einem fünf Kilometer entfernten Stadtteil
Frankfurts hat ein Kaufhausdieb ein Objekt im Wert von € 20 gestohlen. Herr
Müller zieht die Steckuhr und begibt sich an den Tatort, um sich an der
Verfolgung des Diebs zu beteiligen. Er erleidet eine Einkommenseinbuße und sein
Vorgesetzter ist wenig angetan, auch wenn er einsieht, dass es im allgemeinen
nationalen Interesse liegt, dem Kaufhausdiebstahl Einhalt zu gebieten? Ist es
sinnvoll für Herrn Müller, sich in die Aufklärung von Diebstählen in seiner
Umgebung einzuschalten, um damit seinen Beitrag zu einem wichtigen öffentlichen
Gut zu leisten?
Was hat ein deutscher Bäcker gewonnen, wenn er seinen
Betrieb im Jahre 2013 auf unbestimmte Zeit schließen muss, um an einem
Militäreinsatz in Mali teilzunehmen, von dem es heißt er diene der Vereitelung
möglicher Terroranschläge, die auch seiner Bäckerei gelten könnten?
Offenbar eine ineffiziente Lösung. Der Bäcker und seine
Kunden sind geschädigt und die Allgemeinheit ebenfalls, weil ihr der Bäcker als
Bäcker besser dient denn als Spontansoldat. Doch der Staat kann Abhilfe schaffen.
Er verfügt über die Autorität, eine allen zugute kommende Lösungsvariante
durchzusetzen, das öffentliche Gut eines nationale Verteidigungssystems.
Betrachten wir nun der umgekehrte Fall einer kleinen,
schlagkräftigen Gruppe, in der der Vorteil, der sich für das Individuum aus
seinem Engagement ziehen lässt, in einem günstigen Verhältnis steht zu den
Kosten, die ihm dabei entstehen:
Vier Autohersteller, eine kleine Gruppe also, finden sich
zusammen, um die Regierung dazu zu bewegen, Schutzzölle zu ihren Gunsten zu
errichten. Der daraus entstehende Gewinn, sagen wir € 100 000 000, wird zu
jeweils 25 % (= € 25 Mio.) auf jedes der
vier Unternehmen verteilt. Diese kleine Gruppe hat einen hohen Anreiz,
konzertiert für ein gemeinsames Ziel einzutreten. Doch wie sieht es mit der
sehr großen Gruppe derer aus, die sie mit ihrem kollusiven Vorgehen schädigen?
Wie verhalten sich die 100 Millionen Autofahrer, Opfer der
regierungsunterstützten Selbstbereicherung jener kleinen Gruppe von
Herstellern? Die geschädigte Mehrheit wird nichts tun, um den Angriff auf ihre
Interessen abzuwehren. Der Aufwand, sich gegen die vier Hersteller zu
engagieren, lohnt nicht. Die Beteiligung von 100 Millionen Menschen an
entsprechenden Aktionen würde jedem einzelnen von ihnen im Erfolgsfall
lediglich 0,00000001% des Streitwerts sichern: € 1. Kaum genug, um die
Bahnfahrt zu einer zentralen Demonstration zu bezahlen.
Auch hier kann der Staat Abhilfe schaffen, indem er das
Justizsystem nutzt, um Verteidigungslinien aufzubauen gegen kollusive
Schädigung der Allgemeinheit.
Indes kleine Gruppen in der Lage sind, wichtige öffentliche
Güter, wie Frieden, Recht und Ordnung, aufgrund freiwilliger Beteiligung und
der erforderlichen Konformität aller zu gewährleisten, verliert sich diese
Stärke, wenn Gruppen größer werden.
Aber sie müssen größer werden, wenn sie überleben wollen, so
jedenfalls hat es die Zivilisationsgeschichte gewollt.[4] Denn
mit der höheren Produktivität, die die sesshafte Landwirtschaft ermöglicht,
nimmt das Bevölkerungswachstum zu; größere Gruppen beginnen kleinere zu
verdrängen. Dazu müssen die größeren Gruppen aber das Problem überwinden, dass
sich öffentliche Güter in ihnen nicht mehr ohne weiteres auf Basis freiwilliger
Beteiligung aller produzieren lassen.
Wenn aber Recht, Ordnung und Frieden in großen
Gesellschaften nicht durch freiwillige Übereinkunft und vertragliche Einigung
ihrer Mitglieder erzielt werden können, und große Gruppen kaum imstande sind,
derartige unverzichtbare öffentlichen Güter bereitzustellen, dann ist es umso
bemerkenswerter, dass die Großzahl volkreicher Gesellschaften es dennoch
vermocht hat, anarchische Zustände - den Hobbesschen Krieg aller gegen alle -
auf Dauer zu vermeiden. Wie ist dies möglich?
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