Friday 10 February 2017

Eine Frage der Freiheit — A Question of Freedom

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I. Freiheit ist geistiger Wettbewerb (Freedom Is Intellectual Competition)

Der Ruf nach Freiheit wird oft verbunden mit der Forderung nach einem Wirtschaftsregime mit geringstmöglicher Fremdeinwirkung auf die natürlichen Prozesse des Marktes. Doch es gibt auch das Argument derer, die behaupten, dass die Unterlassung bestimmter Eingriffe in die Wirtschaft zu vermeidbaren Missständen führen und so unsere Freiheit (Besserstellung zu bewirken) mindern.

Im Anschluss an diese beiden Posts hier und hier, möchte ich weiter verdeutlichen, dass ganz unterschiedliche Auffassungen über die Funktionsweise der Wirtschaft und den richtigen Umgang mit ihr jeweils am Ziel der Freiheit orientiert sein können. Damit wird dieses Ideal zum Gegenstand eines geistigen Wettbewerbs, der erhebliche praktische Konsequenzen für uns alle hat.

Solange wir diesen Wettbewerb zulassen, und das Zulassen dieses Wettbewerbs ist die Essenz der Freiheit, kann sich niemand darauf berufen, einer Sicht der Ökonomie zu folgen, die durch DIE Freiheit diktiert wird, oder aus einer (vermeintlich) "einzig gültigen" Sicht der Ökonomie, den (vermeintlich) "einzig gültigen" Freiheits-Begriff ableiten zu können.

Am aussichtsreichsten und am produktivsten dürfte eine Haltung sein, die bereit ist, die jeweiligen Standpunkte so unvoreingenommen und so gründlich wie möglich zu untersuchen.

[English: Freedom is a naturally contestable concept, which may be modified by alternative views of the economy or induce alternative views of the economy. Libertarians propose that laissez faire is a demand of freedom (letting the individual exercise the personal latitude that defines freedom) and at the same time constitutive of an economy proividing everyone with the best overall results. Their opponents tie their demand for a different approach to the economy with an argument in favour of a concept of freedom that emphasises aspects discounted, disavowed or ignored in the libertarian account of freedom. Notably, the need for intervention in the economy to avoid harm that cannot be avoided by a posture of laissez faire and to attain benefits that cannot be attained in the absence of collective action interfering with the economy.]

II.  Ausweitung der Freiheitsdimensionen durch staatliche Wirtschaftspolitik (Adding Dimensions of Freedom via Government Intervetion in the Economy)

Eine wirtschaftstheoretische Schule (MMT) behauptet, dass der Staat als souveräner Geld-Emittent in der Lage ist, produktive und sozial begrüßenswerte Handlungsoptionen zu erschließen, die in monetären Systemen, in denen die Fähigkeit des Staats, Geld zu emittieren, eingeschränkt ist, fehlen und damit empfindliche aber vermeidbare Leistungsmängel hinterlassen.

Wirtschaftliches Handeln frei von staatlicher Beeinflussung bleibt nach dieser Anschauung weiterhin ein wichtiger Teil des gesellschaftlichen Miteinanders, aber es wird um eine neue Dimension ergänzt: Besserstellungs-Optionen, die im Laissez-Faire-Modus unerreichbar bleiben müssen. 

Sie wertet die streng marktwirtschaftliche Beschränkung legitimer Nachfrage auf das Nachfrage-Vermögen privater Haushalte (letztlich die Fähigkeit, für die Erfüllung eines Wunsches aus privater Schatulle zu zahlen) als eine Form willkürlicher Beschränkung der Freiheit. Nachfrage, menschliche und gemeinschaftliche Bedürfnisse lassen sich auch auf andere Weise artikulieren und befriedigen als durch die Ausübung persönlicher Kaufkraft.

Die Ausübung persönlicher Kaufkraft mag unzureichend sein, um Leistungen zu realisieren, die kollektiv erbracht werden können. Verlässt man sich nur auf das privatwirtschaftliche Laissez-Faire entstehen unweigerlich  Wohlstands-Defizite, die vermeidbar sind — zum Beispiel im Gesundheitswesen oder ggf. in Form dauerhafter Massen-Arbeitslosigkeit.

Nach dieser Lesart berauben wir uns wichtiger Dimensionen der Freiheit, wenn wir die Leistungskraft des Staats ungenutzt lassen und uns unserer Fähigkeit enthalten, die Ziele staatlichen Leistungsvermögens außerhalb des Marktes zu bestimmen (Politik und Demokratie), um den Staat mit Aufgaben zu betrauen, zu deren Erfüllung er prädestiniert oder besser als andere Institutionen geeignet ist. 

[English: 

In a commodity-backed money system, a common currency union, or a fiat-money system with a fixed or pegged exchange rate, external undemocratic constraints are imposed on governments which limit their freedom to use fiscal policy for public purpose. A consequence of this is that governments – and wider communities – become constrained in what they can do by unnecessarily erected financial constraints that have nothing to do with real resource limits. The provision of health care, education, infrastructure, and other goods and services, can fall far short not only of what is desirable but of what is possible given the availability of doctors, nurses, teachers, engineers, construction workers, etc., because of a lack of money.

A government that is the issuer of its own fiat currency, in contrast, can never be short of money unless it voluntarily imposes such squalor on itself. It is a topsy-turvy view of things to imagine that at a time of high unemployment and excess capacity it is “unaffordable” to employ these workers or put idle resources to work. It is only unaffordable within the voluntarily constructed constraints governments have imposed on themselves to limit net expenditure to arbitrary proportions of national income.

[...]

In a society of individuals, it is arbitrary to privilege private demand over public demand in this way and is simply a reflection of the ideological bias of neoliberalism and the class-interested motivations involved. What is productive? That question is answered socially. A market is a social institution. A market assessment of whether an activity is productive is merely one social construction of productiveness. 

[...]

 An alternative evaluator of productiveness is democracy.

The source.]

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