Friday 3 February 2017

2017-02-03 — Diary 2 (Surpluses, Deficits, and Interest Rates) — Aus dem Tagebuch eines Ökonomen / From the Diary of an Economist

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In meinem letzten (und ersten) Tagebuch-Eintrag schrieb ich:
Let's see how my understanding of the matter develops.
(Zu deutsch: Mal sehen, wie sich mein Verständnis der Angelegenheit künftig entwickelt.)

Nun, es hat sich bereits entwickelt.

Die Ausgangsfrage hatte gelautet: wie ist die Behauptung zu verstehen, dass ein staatliches Haushaltsdefizit einen Abwärtsdruck auf das Zinsniveau ausübt (und ein Haushalts-Überschuss zu höheren Zinsen führt)?

Das hat etwas mit dem Transmission-Mechanismus zu tun, der ein Haushaltsdefizit mit der Wirtschaft verbindet.

Ein Staatsdefizit entsteht, indem der Staat mehr ausgibt als er einnimmt. Staatsausgaben bedeuten technisch, dass staatliche Mittel in Gestalt von Guthaben bei den Begünstigten auf deren Bank-Konten gutgeschrieben werden. (Die Haben-Salden der Bank-Kunden korrespondieren mit Haben-Salden der Banken bei der Zentralbank, in anderen Worten: mit Bank-Reserven.)

Mehr Staatsausgaben → mehr Staatsdefizit → mehr Guthaben auf Konten von Bank-Kunden → mehr Bank-Reserven der Banken bei der Zentralbank.

Wenn nun die Banken ihrerseits einen Überschuss an Bank-Reserven auf ihren Konten bei der Zentralbank angesammelt haben (den sie nicht mehr rentierlich per Kreditvergabe anlegen und damit abbauen können), versuchen sie, diese Überschuss-Reserven untereinander auszuleihen.

Solange zu viele Bank-Reserven im Banksystem verbleiben (Banken Reserve-Guthaben bei der Zentralbank los werden wollen, weil sie nicht oder zu wenig rentierlich sind, z.B. keine Zinsen abwerfen), haben die Banken einen Anreiz, diese Reserven zu verleihen.

Werden sie nicht alle Reserven auf diese Weise los, senken sie den Zinssatz, zu dem sie bereit sind, ihre Reserven an andere Banken zu verleihen. Dieser Bieter-Wettbewerb kann grundsätzlich dazu führen, dass der am Interbanken-Markt gehandelte Zinssatz auf 0 % absinkt.

Das ist der Mechanismus, den Mitchell meint, wenn er die These aufstellt, dass ein Staatsdefizit eher zu sinkenden Zinsen führt.

Demgegenüber bedeutet ein staatlicher Haushalts-Überschuss, dass Geld aus der Privatwirtschaft abgesaugt wird und der Privat-Sektor infolgedessen nun Netto-Schulden ausweist, d.h. es werden die Konten-Salden vieler Bank-Kunden belastet und reduzieren sich (und sind für den nichtstaatlichen Sektor als Ganzes defizitär), so dass auch die Bank-Reserven rückläufig sind. Der oben geschilderte Druck auf das Zinsniveau verringert sich, verschwindet oder verkehrt sich in sein Gegenteil: Reserven werden rar und man bietet für sie zu höheren Sätzen — die Zinsen steigen.

Wie die Zentralbank ihre eigenen Vorstellungen vom korrekten Zinsniveau gegen diese Zins-Trends am Interbanken-Markt durchsetzt, behandeln wir in einem anderen Post.


I have chanced upon the answer to the question why government deficits tend to cause rising interest rates

Government spending causes deposits (of bank clients) to increase, and increased deposits are reflected in rising bank reserves of the private banks with the central bank. 

The banks are accumulating excess reserves (reserves that are not legally required and do not earn a sufficient return), which the banks try to get rid of by offereing them on the interbank market. 

As long as there are still excess reserves to get rid of, banks will compete via lowering the rates at which the funds are made available to takers. This puts pressure on the interest rate. Which may drop to zero.

Here you are: this is the mechanism underlying the thesis that deficits tend to exert downward pressure on the interest rate


I shall leave it to future posts to investigate the instruments that the central bank may use to peg the interest rate to the level desired by it, irrespective of rate trends / interest rate pressures in the interbanking market.

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