Friday 30 December 2016

Die Zentralbank (3) ... im Spiegel ihrer Bilanz — Aktiva

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Die Umsetzung der abstrakten Ziele einer Zentralbank in der Realität ihrer täglichen Geschäftsabläufe spiegelt sich prägnant in ihrer Bilanz wieder. 

Das sieht man schon daran, dass sich die gegenüberliegenden Kolumnen ihrer Bilanz vertikal unterteilen lassen in Vorgänge, die sie als Banker des Staats und solche, die sie als Banker der Banken betreffen. 

Die zwei obersten Posten auf der linken Bilanzseite (Wertpapiere und Fremdwährungs-Reserven) erscheinen in der Bilanz, damit die Zentralbank überhaupt als Banker des Staats agieren kann — um Geldpolitik zu betreiben (wie, das sehen wir später im Einzelnen) und  um die Landeswährung und ihre Stellung im internationalen Währungssystem zu beeinflussen.

Der dritte und unterste Posten auf der Aktivseite der Bilanz (Kredite) ergibt sich, weil die Zentralbank stets bereitsteht, Geschäftsbanken Liquidität einzuschießen, sobald diese sie benötigen, ganz besonders natürlich in angespannten Situationen, wenn ein Mangel an liquiden Mitteln zur Insolvenz von Banken und einem Zusammenbruch des Finanzsystems führen kann.

Unter den Aktiva ("assets", zu deutsch auch bezeichnet als: "Mittelverwendung" oder "Forderungen") finden wir Wertpapiere ("securities"), Fremdwährungs-Reserven ("foreign exchange reserves") und Kredite ("loans"). Unter den Passiva ("liabilities", zu deutsch auch bezeichnet als: "Mittelherkunft" oder "Verbindlichkeiten") finden wir Bargeld, Einlagen staatlicher Stellen und Einlagen von Geschäftsbanken (Reserven).


Wertpapiere: Durch den Erwerb und Verkauf von Wertpapieren ist die Zentralbank in der Lage, Einfluss zu nehmen auf das Zinsniveau bzw. die Geldmenge — wie genau sie dies erreicht, das sehen wir in späteren Posts. Durch ihre Wertpapiertransaktionen führt die Zentralbank jedenfalls der Wirtschaft Geld hinzu (Einschuss von Geld in die Wirtschaft bei Kauf von Wertpapieren) oder entzieht ihr Mittel (Erhalt von Geld aus der Wirtschaft bei Verkauf von Wertpapieren).

Fremdwährungs-Reserven: Hier handelt es sich um Bestände an Devisen, genauer Schuldtitel anderer Staaten (z.B. - im Falle der Federal Reserve — der US-Zentralbank — können dies Anleihen der japanischen Regierung, der Europäischen Zentralbank (EZB) oder des chinesischen Staats sein). Durch kauf oder verkauf solcher Bestände lässt sich der Wert der eigenen Währung gegenüber anderen Währungen beeinflussen. 

Kredite (meist an Geschäftsbanken): Mit diesem Instrument gewährleistet die Zentralbank eine größeres Stabilität des Banken- und Finanzsystems. Auch dient es zur Feinsteuerung des Leitzins. Im Fall der EZB machen Kredite an Geschäftsbanken einen wesentlich größeren Posten aus als bei der Fed, da die Titel, durch deren Erwerb und Veräußerung Zinsniveau und Geldmenge gesteuert werden, technisch betrachtet keine Wertpapiere, sondern besicherte Kredite sind.

In den USA sind Wertpapiere der größte Aktivposten in der Bilanz der Zentralbank, in der EZB sind es Kredite und in Ländern, für die der Außenhandel eine herausragende Rolle spielt, können Fremdwährungs-Reserven ein besonders umfangreicher Posten in der Zentralbank-Bilanz darstellen.


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