Monday, 17 October 2016

FV (17) — Homesteading: ein Nachtrag

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Beim Prinzip des Homesteading haben wir es mit einer Ergänzung zum Prinzip des Selbstbesitzes zu tun. Diese Prinzipien schulden sich einem schon eher angegrautem Ehrgeiz, grundlegende menschliche Institutionen als eine logisch geschlossene und widerspruchsfreie Kausalordnung zu deuten.

In Wahrheit sind die Institutionen des menschlichen Miteinanders oftmals Evolutionsprodukte, die viel Raum lassen für Kontroversen, Unbestimmbares und unüberwindliche Unzulänglichkeiten.

Es ist ein Zeichen ideologischer Verranntheit, die eigenen Überzeugungen auf diese Weise als apodiktisch wahr darzustellen und ihnen die Fähigkeit zuzusprechen, vollständige und endgültige Lösungen zu ermöglichen.

Nachtrag zu Grundirrtümer des Anarchismus (1 von 2) und Grundirrtümer des Anarchismus (2 von 2) 
Das Prinzip des Homesteading besagt, dass legales Eigentum durch einen Akt der Erstbesiedlung oder Erstnutzung entsteht – und zwar nur dann, wenn der Erstnutzer das betreffende Objekt (Land z.B.) durch eigene Anstrengung in produktiver Weise verwendet/nutzt.
Das Prinzip des Homesteading ist nur begrenzt hilfreich, selbst wenn man die Schwierigkeiten übersieht, die entstehen, wenn man versucht, Bezeichnungen wie “Objekt”, “eigene Anstrengung” und “in produktiver Weise nutzen” genauer zu bestimmen.
Was wenn sich ein Unternehmer und ein Bauer um ein Stück Land streiten? Woher weiß man, wer das Land auf produktive(re) Art verwenden wird? Was wenn der Bauer schon nach mehreren Wochen die ersten Früchte seiner Arbeit erntet, wohingegen der Unternehmer, wegen Vorlaufsinvestitionen, erst in zwei Jahren das Förderband in Gang setzen kann und erst in vier Jahren Gewinn erzielt oder vielleicht auch Bankrott erleidet?

Angenommen alles Land (alle in Frage kommenden Eigentumsgegenstände) sind durch korrektes Homesteading ihren Eigentümern zugeordnet worden. Für alle anderen daraufhin entstehenden Rechtsfragen sind wir auf das Kriterium des “absoluten Selbstbesitzes” angewiesen – das aber, wie wir sahen, undefinierbar ist.

Wie lässt sich feststellen, ob Eigentum, das seit vielleicht 2 000 Jahren, 200 Jahren oder 50 Jahren de facto besteht, durch korrektes Homesteading zustande gekommen ist? Und was ist zu tun, wenn keine ordnungsgemäße Eigentumsbestimmung im Sinne von Homesteading erfolgt war?
Wie nützlich ist das Prinzip des Homesteading, wenn Eigentumsansprüche sich historisch aufgrund von Vorgängen herausgebildet haben, die unter Verletzung oder nur teilweiser Berücksichtigung des Prinzips (schließlich aber) zu allgemein anerkannten Eigentumsverhältnissen geführt haben?
Es ist daher nicht klar, wie die Kriterien des “absoluten Selbstbesitzes”, der nicht definierbar ist, und des “Homesteading”, das mehr Fragen aufwirft als es Antworten liefert, eine universelle Ethik begründen.

Geschrieben im Juno 2013

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