Sunday 14 August 2016

Woran ich glaube — This I Believe — Will Durant

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Ich bin neugierig auf das Weltbild eines großen Historikers — deshalb finde ich das kurze Video unten, dessen Hauptaussagen ich ins Deutsche übertragen habe, spannend.

Im Universum ist eine solche Fülle an Formen von Ordnung anzutreffen, an Organisiertheit, Systematik, Gesetzmäßigkeit und Angepasstheit der Mittel an ihre Zwecke, meint Will Durant (dt., engl.), der Autor einer enzyklopädischen Weltgeschichte in elf Bänden, dass er von der Existenz einer kosmischen Intelligenz überzeugt ist.

Mit diesem Bekenntnis beginnt das kurze Video, in dem Durant Mitte der 1950er Jahre sein Weltbild für uns in aller Kürze zusammenfasst.



Darin erklärt Will Durant ( — meine Übersetzung):

Ich habe die Vorstellung, dass Gott das Leben, den Geist, die Ordnung und das Gesetz der Welt verkörpert.  
Ich verstehe meinen Gott nicht. In der Natur und in der Geschichte sehe ich mich konfrontiert mit zahlreichen Beispielen von dem, was mir Bosheit zu sein scheint, Chaos, Grausamkeit und Ziellosigkeit. Ich mache mir jedoch klar, dass ich dies durch eine sehr beschränkte Optik wahrnehme. 
Von einem kosmischen Standpunkt aus betrachtet, mögen die Dinge ganz anders erscheinen.
Wie sollte ein unendlich kleiner Teil des Universums das Ganze verstehen können? Sind wir nicht wie Wassertropfen, die ein Meer zu begreifen suchen?
Ich glaube, dass ich das Produkt einer natürlichen Evolution bin. Die Logik des Evolutionären scheint zwangsläufig Determinismus zu beinhalten. Dennoch ist es mir unmöglich, mich des Bewusstseins zu entledigen, über einen Willen zu verfügen, der in begrenztem Maße frei ist.
Ich glaube, wenn ich Materie, gleich welcher Form, aus der Perspektive ihreres Inneren wahrnehmen könnte, so wie ich mich selbst durch Introspektion wahrnehme, würde ich in allen Formen von Materie etwas entdecken, das dem verwandt ist, was in uns Geist und Freiheit ist.
Tugend definiere ich als jegliche Eigenschaft, die das Überleben ermöglicht. Da freilich das Überleben der Gruppe wichtiger ist, als das Überleben des durchschnittlichen Einzelnen, sind die höchsten Tugenden jene, die das Gruppen-Überleben gewährleisten: Liebe, Sympathie, Güte, Zusammenarbeit.
Wenn mein Leben dem gemäß verliefe, was meinen Idealen entspricht, verbänden sich darin die Ethik des Konfuzius und die von Jesus Christus, die Vorzüge eines entwicklungsfähigen Individuums und die eines Gruppenmitglieds.
In meiner Jugend war ich ein Sozialist und sympathisierte mit dem Sowjet-Regime — bis ich Russland im Jahre 1932 besuchte. Was ich dort sah, veranlasste mich, die Übertragung dieses Systems auf andere Länder abzulehnen.
Erfahrung und Kenntnis der Geschichte haben mich gelehrt die in die Instinkte der Menschen herabreichenden Wurzeln und die wirtschaftliche Notwendigkeit von Wettbewerb und Privateigentum anzuerkennen.
Meine Verehrung der Freiheit ist nicht so fanatisch wie die einiger meiner radikalen und konservativen Freunde. Wenn Freiheit stärker ist als Intelligenz ruft sie Chaos hervor, welches wiederum diktatorische Tyrannis erzeugt.
Im späteren 19. Jahrhundert finden wir uns [in den Vereinigten Staaten] von zu großer wirtschaftlicher Freiheit umgeben, dank der freien Verfügbarkeit von Grund und Boden und weil wir einigermaßen unbehelligt sind von äußeren Feinden.
Heutzutage haben wir zuviel moralische Freiheit — wegen des wachsenden Wohlstands und des Schwindens religiöser Gläubigkeit.
Das Zeitalter der Freiheit neigt sich seinem Ende zu — unter dem Druck äußerer Gefahren.
Die Freiheit des Teils verändert sich mit der Sicherheit des Ganzen.
Ich kann nicht sagen, dass ich den Konflikten und den Schwierigkeiten des Lebens mit unversöhnlicher Ablehnung gegenüberstehe. Was mich betrifft, haben glückliche Fügungen, eine ordentliche Gesundheit, treue Freunde und ein glückliches Familienleben schwerer gewogen. Mir sind so viele gute Menschen begegnet, dass ich schon fast meinen Glauben an die Boshaftigkeit des Menschen verloren habe.
Ich vermute, dass, nachdem ich gestorben bin, ich tot sein werde.
Ich würde ein ewig währendes Leben als einen Fluch ansehen — wie der fliegende Holländer und der Ewige Jude. Tod ist die größte Erfindung des Lebens — das Verbrauchte unentwegt mit dem Neuen ersetzend. Nach 25 Bänden wird es wohltun zu schlafen.

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