Tuesday 17 January 2017

Die Zentralbank (10) .... Reserven, Kredite und Einlagen ... — Der Geld-Multiplikator

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I.

Die Zentralbank schafft die Geldbasis, auf der sich die zusätzliche Geldschöpfung des Banksystems erhebt. Die Geldbasis besteht aus den Verbindlichkeiten der Zentralbank (Bargeld in den Händen der Öffentlichkeit und vor allem Bank-Reserven). Die Zentralbank ist in der Lage, einen Großteil ihrer Verbindlichkeiten, nämlich Bank-Reserven, selbst ins Leben zu rufen (oder, was sie seltener tut, aus dem Verkehr zu ziehen). Indem die Zentralbank Bank-Reserven schafft, erzeugt sie bei den Geschäftsbanken Anreize, Geld durch Kreditvergabe zu schöpfen und so die Geldmenge zu erhöhen. Wie sehen wir gleich.

Die Geldmenge unterscheidet sich insofern von der Geldbasis, als erstere vor allem auch äußerst liquide und somit geldähnliche Einlagen umfasst, die ein Vielfaches der Bank-Reserven der Geschäftsbanken ausmachen. 

Wir werden gleich sehen, dass Geschäftsbanken für einen gegebenen Betrag an Reserven, die sie bei der Zentralbank halten, ein Vielfaches dieses Betrags an Krediten ausreichen können, mit denen neues Geld/neue Einlagen entsteht — denn das neu geschaffene Geld existiert in Form neuer Einlagen/Gutschriften auf Einlage-Konten.

Im Englischen wird die Geldbasis auch als High Powered Money bezeichnet — ein Geld, in dem viel Kraft steckt, nämlich die Kraft, noch mehr, noch viel mehr Geld zu schöpfen, als die Geldbasis selbst repräsentiert.

Schauen wir uns jetzt den Prozess an, mit dem aus Zentralbank-Verbindlichkeiten in Gestalt von Bankreserven, neue Kredite (somit neue Einlagen, somit neues Geld) und somit eine höhere Geldmenge hervorgebracht werden.

II.

Wie also entstehen Einlagen ( — im Rahmen einer aktiven Zentralbank-Politik zur Beeinflussung der Geldbasis, der Bank-Reserven und letztlich der Geldmenge)?

Nehmen wir an die Zentralbank möchte Wertpapiere kaufen — US Treasuries im Wert von $ 100.000. Bank A bietet sich der Zentralbank als Verkäufer der Wertpapiere an — vielleicht, weil sie eine Abteilung unterhält, die gutes Geld als Market-Maker im (sehr großen und liquiden) Markt für US-Staatsanleihen verdient, sich also verpflichtet, Treasuries jederzeit zu kaufen und zu verkaufen.. 

Indem sie sich von US Treasuries im Werte von $ 100.000 trennt, hat Bank A einen Aktiv-Tausch vorgenommen. Sie gibt Vermögenswerte in Form von Wertpapieren auf und erhält dafür ein Guthaben an Bank-Reserven bei der Zentralbank. In einem T-Konto dargestellt sieht dies so aus:

Mit diesem Aktiv-Tausch hat die Sache jedoch noch nicht ihr Bewenden. Denn Bank A hat Wertpapiere verkauft, die, sagen wir, höhere Zinsen abwerfen als das Reserve-Guthaben bei der Zentralbank. Lässt Bank A die Dinge wie sie nun stehen, muss sie einen Einnahme-Verlust hinnehmen gegenüber der Situation als sie noch jene Wertpapiere im Bestand hatte. Also was tun?

Wir gehen von einer Welt aus, in der die Zentralbank Mindestreserven von Banken verlangt. Das heißt: wenn Banken ihre Verbindlichkeiten erhöhen, z.B. durch Hereinnahme von Einlagen oder Ausreichung von Krediten, müssen sie ihre Reserven um einen bestimmten Prozentsatz dieser Beträge anheben. Wohlgemerkt, in diesem Fall hat aber ein reiner Aktiv-Tausch stattgefunden, d.h. die Zusammensetzung ihrer Aktiv-Posten (Forderungen) hat sich verändert, nicht aber die Zusammensetzung ihrer Passiva (Verbindlichkeiten). Die neue hinzugekommenen Reserven sind Überschuss-Reserven, ihre Hinterlegung bei der Zentralbank ist nicht zwingend verlangt zur Erfüllung der Mindestreserve-Anforderungen. Man kann also, etwas am Markt mit ihnen anfangen, um eine höhere Rendite zu erwirtschaften. Aber was?

Es bietet sich die Möglichkeit an, genau diesen Überschuss-Betrag an Reserven zu einem rentierlichen Zinssatz zu verleihen.

Wie der Zufall es so will, flattert ein Kreditantrag in die Stuben der Kreditabteilung bei Bank A herein: Ein Büroausstatter namens Stuhlgang benötigt einen Kredit in Höhe von $ 100.000, um Material zu kaufen, das Sortiment zu modernisieren und Gehälter zu zahlen. Eine Firma mit solider Bonität. Dem Kreditantrag wird stattgegeben. Bank A verleiht genau den Betrag von $ 100.000, auf den sich ihre Überschuss-Reserven belaufen. Bank A schreibt dem Girokonto der Firma Stuhlgang $ 100.000 gut. 

Damit hat die Bank ihre Bilanz wie folgt verändert:

Zuerst hatte Bank A Wertpapiere verkauft und diese auf diese Weise in Bank-Reserven (genau genommen: in Überschuss-Reserven) bei der Zentralbank verwandelt (Schaubild A). 


Durch die Vergabe des Kredits (zwecks rentierlicher Anlage der Überschuss-Reserven in Form eines Kredits) entsteht zunächst ein neuer Aktiv-Posten in Form eines Kredits in Höhe von $ 100.000, auf der einen Seite der Bilanz, und ein neuer Passiv-Posten in Form eines jederzeit abrufbaren Einlage-Guthabens des Kreditnehmers Stuhlgang ebenfalls in Höhe von $ 100.000 (Schaubild B).

Sobald der Kreditnehmer den Kredit verwendet, und zwar den Gesamtbetrag, um Materialien, neue Sortiment-Elemente und Gehälter zu bezahlen, reduziert sich die neue Verbindlichkeit der Bank auf $ 0. Gleichzeitig verschwindet der korrespondierende Aktivposten der Bank A, Einlagen in gleicher Höhe bei der Zentralbank. Nach Auszahlung des Kredits in voller Höhe haben sich die Bank-Reserven in eine Kreditforderung verwandelt (Schaubild C).

Also, zuerst hatten sich Wertpapiere in Bank-Reserven verwandelt, dann haben sich die Bank-Reserven in eine Kreditforderung verwandelt. Der ausbezahlte Kreditbetrag erhöht die in der Wirtschaft zirkulierende Geldmenge.

Im nächsten Post dieser Serie, verfolgen wir den Weg dieser Kreditsumme durch das Bankensystem, wo sie nach und nach eine Kaskade an neuen Krediten (und das heisst neu geschöpftem Geld) auslöst.

Fortgesetzt hier.

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