Saturday 16 January 2016

[The State] - [1a - Persistence Theorems] - Violence, Trust, and Structures of Maximal Power




The state is a social technology - a set of tools and techniques - that is used to cope with the two most fundamental challenges faced by a social order: (a) the avoidance of unnecessary violence and (b) the cultivation of trust among members of a community. A lack of trust will lead to an excess of violence. An excess of violence creates a lack of trust. There is an obvious need for a balanced range between a floor of trust and a ceiling to violence. Because violence is a fundamental option in human interaction, people compete for arrangements that ensure violence will benefit them or at least not affect them negatively. Therefore, through the ages, people are incessantly involved in searching for a structure of maximal power. This search drives the changing shape of the state and its ability to ensure a reasonable corridor between serviceable violence (as provided, say, by national defence and domestic policing under the rule of law) and minimal trust (as expressed, say, in fierce competition for power under commonly accepted rules of peaceableness in the political process that accords power.

When settled husbandry replaces the nomadic life of hunter-gatherers a more extensive division of labour as well as unprecedented growth in the community's resource base become feasible - partly because nomadism places limits on the accumulation of capital and wealth, and partly because of the productivity gains from sedentary agriculture. Under these circumstances, two constants in the human condition, (a) the need for trust and (b) the capacity for violence and domination, turn the competition for structures of maximal power into the continuous long-term project of building the state.

In my abandoned manuscript (Kapitel 4: Politik und Staat) I explain the concept of maximal structures of power in these words - the approach being tinted by my desire to refute the anarcho-capitalist insistence that the state is pathological aberration and creating the groundwork for an appreciation that the state is the precondition of freedom, in two senses: firstly, whatever the state's ambiguities (especially its negative potential) we have to work on the basis of its ineluctable persistence, and, secondly, a number of the features of the persistent phenomenon of the state are indispensable in ensuring freedom - no freedom without the state. Anarchism is anti-freedom.



Natürlich ist Politik nicht nur Erzwingungsgebaren – schließlich bedarf sie der Kommunikation, der Forschung, der Überzeugungskunst und vielem mehr, was nicht mit Zwang zu tun haben muss. Aber letzten Endes zielt politisches Handeln auf Vergewisserung durch (die Möglichkeit der Ausübung von) Zwang ab. Den Status des Sinnvollen-und-Legitimen auf politischem Wege zu erlangen, heißt nichts anderes als Ansprüche zu erwerben, deren Verletzung mit Zwangsmaßnahmen geahndet oder deren Vollzug durch Zwang gewährleistet werden kann.

Sollen Überzeugungen und Interessen gesellschaftliche Geltung erlangen, ist es vielfach erforderlich, die Menschen zu Verhaltensweisen zu ermuntern, die sich in durchsetzbaren Regeln abbilden lassen. Die Überzeugung beispielsweise, dass Frauen die gleichen Rechte haben sollten wie Männer, und das Interesse, sie an der Ausübung von Macht zu beteiligen, verlangen nach durchsetzbaren Regeln, die das Frauenwahlrecht und die Besetzung politischer Ämter durch Frauen gewährleisten.

Soll Politik in diesem Sinne wirkungsvoll sein, so bedarf sie der Fähigkeit Macht auszuüben. Somit ist die Entwicklung politischer Verhaltensweisen engstens verwoben mit der Entwicklung von Machttechniken. Die politischen Impulse der Menschen veranlassen sie, nach Strukturen Maximaler Macht (SMM) zu streben. In diesem Prozess bildet sich der Staat in seinen verschiedenen Erscheinungsformen aus. Unter Staat verstehen wir (1) einen politischen Verband, der mehrere Gemeinden in einem zusammenhängenden Territorium umfasst, das (2) unter dem Einfluss einer Zentralregierung steht, die die Macht besitzt, (3) Steuern zu erheben, (4) Menschen zu Arbeits- und Kriegsdiensten zu rekrutieren sowie (5) Gesetze zu erlassen und durchzusetzen.[1] Nicht alle dieser Kriterien müssen voll umfänglich erfüllt sein, z.B. kann das Territorium auch diskontinuierlich sein, aber die meisten dieser Merkmale sollten erkennbar sein, wenn wir von einem Staat sprechen wollen. Der Terminus Strukturen Maximaler Macht dient als Oberbegriff, unter dem sich die verschiedenen Entwicklungstypen des Staats subsumieren lassen.

Drei Theoreme über die Persistenz des Staats

Unsere nachstehenden drei Theoreme sind der Versuch, eine allgemeine Erklärung dafür zu liefern dafür, warum Strukturen Maximaler Macht und damit staatliche Strukturen in allen Stadien der Zivilisationsentwicklung seit dem Neolithikum anzutreffen sind, und warum sie ihre zentrale Rolle noch bis weit in die Zukunft kaum verlieren dürften.

Theorem 1 über die Persistenz von Strukturen Maximaler Macht

Solange die Möglichkeit oder die Aussicht besteht, das Verhältnis zwischen Menschen durch die Ausübung von Zwang in gewünschter Weise zu beeinflussen, besitzen Individuen und Gruppen starke Anreize, Methoden der Zwangsausübung zu entwickeln und anzuwenden. Ob in offensiver oder defensiver Absicht erfolgend, das Streben nach Macht bewirkt einen Wettbewerb um die exklusive Sicherung der wirkungsvollsten Methoden des Machtvollzugs und damit eine fortwährende Evolution, in der sich immer neue Strukturen Maximaler Macht ausformen. Der moderne Staat ist die vielgliedrigste und potenteste Variante solcher Strukturen Maximaler Macht. Er verkörpert die bislang wirkungsvollste Macht-Technologie.

Die klassische Theorie der Freiheit anerkennt diese allzeit wirksame Gravitation hin zu Strukturen Maximaler Macht. Sie ist bestrebt, das Maß an Zwangsgewalt in der Gesellschaft auf ein nicht mehr zu unterschreitendes Minimum herabzusetzen. Dabei baut sie auf ganz bestimmte, d.h. dem Rechtsstaat entsprechende Strukturen Maximaler Macht, die es vermögen, jede illegitime Form von Zwangsgewalt zu unterbinden.

[Of course, the notion, central to the reasoning of many liberals, including Hayek, that coercion somehow represents a uniform substance whose volume can be diminished to a minimal level is problematic. It is very hard to measure coercion, especially in a society where there are complex trades and trade offs going on all the time, involving rearrangements of coercion, not rarely between private parties and on a voluntary or at least a generally accepted basis. But then, it is certainly true that the level of coercion in a free society is considerably lower than in violent dictatorships, and the changes in coercion are (generally felt to be) marginal, comparatively speaking. See more in my post Coercion in a Free Society.]

Theorem 2 über die Gesellschaftsimmanenz von Strukturen Maximaler Macht

Sollen Strukturen Maximaler Macht, soll dem Staat wirkungsvoller Widerstand entgegengebracht werden, sollen bestehende Strukturen Maximaler Macht, soll der bestehende Staat beseitigt oder grundlegend verändert werden, so bedarf es hierzu einer Kraft, die die Macht der alten Strukturen übertrifft. Strukturen Maximaler Macht lassen sich nur durch andere und neue Strukturen Maximaler Macht ersetzen. Damit bleiben Strukturen Maximaler Macht immanente Merkmale der menschlichen Gesellschaft.

Theorem 3 über das Individuum und Strukturen Maximaler Macht

Mit dem Auftreten von Machtspezialisten in einer hochproduktiven arbeitsteiligen Gesellschaft entsteht eine stark ausgeprägte Asymmetrie zwischen Individuum und Machthabern. Das Individuum ist nahezu machtlos gegenüber der spezialisierten Ausübung monopolisierter Zwangsgewalt.

In dieser Situation stehen dem Individuum zwei Strategien für den Umgang mit Strukturen Maximaler Macht zu Gebot.

Theorem 3a: Entweder der Einzelne passt sich den Strukturen Maximaler Macht an und ordnet sich ihnen unter, womit die meisten Menschen die meiste Zeit mehr oder weniger bewusst befasst sind. Damit werden staatliche Strukturen zu einem Teil der selbstverständlichen Realität und ihrer unreflektierten, (scheinbar) unüberwindlichen Gegebenheiten. Dies hat zahlreiche Folgen, die der Perpetuierung von Strukturen Maximaler Macht entgegenkommen.

Theorem 3b: Die zweite Option für das Individuum besteht darin, der bestehenden Struktur Maximaler Macht Widerstand zu leisten und ihre Überwindung anzustreben. Zu diesem Zweck muss das Individuum sich zu Koalitionen mit anderen Individuen zusammenschließen. Derartige Koalitionen können jedoch erst dann ihren Zweck mit Erfolg erreichen, wenn sie in den Wettbewerb um Strukturen Maximaler Macht eintreten und sich darin als durchsetzungsfähig erweisen. Damit aber greift Theorem 2: Macht lässt sich nur mit Macht überwinden. Durch beide ihm mögliche Verhaltensstrategien – 3a und 3b - trägt das Individuum zur Persistenz der Strukturen Maximaler Macht bei.


[1] Carneiro, R. (1977), 3.

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