Thursday 24 January 2019

Europe, Sick Man of the World Economy — Europa, kranker Mann der Weltwirtschaft?

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Zwei Zitate: Bridgewater vermutet, dass die nächste Krise von Europa ausgehen wird, und Draghi bestätigt prompt wenige Tage später, dass das Wirtschaftswachstum in Europa zunehmenden Risiken ausgesetzt sei.

Two quotes: Bridgewater suspects that the next crisis will emerge from Europe, and just a few days later Draghi confirms that economic growth in Europe is facing increased risks.


Quote 1:

And while Bridgewater is clearly bearish on developed markets such as the US  [... c]uriously, Jensen does not believe the next market swoon will emerge from the US; instead he said "European markets will be the first test" as the region is "starting from a worse level in terms of the economy, lower inflation - close to deflation in many places - and already have negative interest rates" adding that "their movement will be kind of a leading indicator because they’re going to struggle more with easing” than the U.S. or China, which have "more tools available to them."

The source.


Quote 2:

"The risks surrounding the euro area growth outlook have moved to the downside on account of the persistence of uncertainties related to geopolitical factors and the threat of protectionism, vulnerabilities in emerging markets and financial market volatility"
As a reminder, in Draghi's last statement, the central banker said "the balance of risks is moving to the downside" confirming not only that the European economy is now on the verge of contraction, but that this chart, showing that the Eurozone is now effectively in a recession has not been lost on the ECB.



Tuesday 22 January 2019

Earnings Estimates 2019: Bogus Optimism? — Zweckoptimistische Ertragsschätzungen 2019?

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A post in German and English.

Lance Roberts warnt vor der fragwürdigen Qualität der von Analysten präsentierten Ertragsschätzungen für das Jahr 2019.

Die jüngst vermeldeten bzw. die prognostizierten positiven Überraschungen bei den Ertragszahlen leben von starken vormaligen Herabstufungen der erwarteten Werte – von der Größenordnung her ist es so, als sei ein Wert von 71 ausgewiesen worden bei einer Prognose von 70, die jedoch zuvor abgesenkt worden ist gegenüber dem früheren Wert von 90.

Heute zahlen Käufer weitaus mehr für die geschätzten Erträge als vor einem Jahr. Die optimistische Fassade kippt weg: Steuererleichterungen, Aktienrückkäufe, fantasievolle Bilanzkosmetik und andere Tricks zur Verschönerung des tatsächlichen Bildes – diese Haupttreiber des schwungvollen Trends haben keinen Einfluss auf das Niveau echter Erträge gehabt.

So sieht das Profil der Euphorie aus:



Lesen Sie mehr hier.


The reality is that if analysts were held to their original estimates, instead of 70-80% of companies beating estimates every quarter, it would be exactly the opposite.
As noted above, the biggest drivers to bottom line earnings has been accounting gimmicks, share repurchases, and tax cuts. Revenue growth, as a percentage of the total, has shrunk to just 14% even though reported earnings per share surged by almost $3/share from repurchases.

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However, even with the recent decline of forward estimates, they still remain far too lofty for 2019. Economic growth is slowing and, as I penned just recently (see article for composite index makeup), the domestic economy has already shown early signs of a more significant slowdown. Given that corporate profits are a function of economic activity, it should not be surprising that the rate of change of the S&P 500 is closely tied to annual changes in the Economic Output Composite Index.

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The “sugar high” of economic growth seen in the first two quarters of 2018 was from a massive surge in deficit spending and the rush by companies to stockpile goods ahead of tariffs. While those activities create the “illusion”of growth by pulling forward “future” consumption, it isn’t sustainable and profit margins will follow suit very quickly.


Causes of the Global Financial Crisis — Ursachen der Finanzkrise von 2007/2008

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Below video in English


Im Videoausschnitt unten führt Wray die große Finanzkrise von 2007 auf eine langfristige Umwandlung des Finanzsystems zurück, die sich in den USA aber auch weltweit über viele Jahrzehnte in der Nachkriegszeit abgespielt hat. 

Nach Überwindung der Weltwirtschaftskrise und nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sich schließlich ein solides Finanzsystem entwickelt – teils dank strikter Kontrollen, teils, weil die schwächsten Glieder in der Kette der Weltwirtschaftskrise zum Opfer gefallen waren. 

Zudem war es so, dass am Ende des Zweiten Weltkriegs eine enorme Staatsverschuldung aufgebaut worden war. Die Privatwirtschaft konnte sich auf solide Bilanzen stützen. [Zur Erklärung: Eine hohe Staatsverschuldung bedeutet, dass der nicht staatliche Sektor Überschüsse an Nettofinanzaktiven hat, statt stark verschuldet zu sein. Bildlich gesprochen: Das Wachstum balanciert nicht auf dem Gipfel eines immer fragiler werdenden Schuldenbergs, sondern fußt auf gesunden Vermögensverhältnissen.] Damit war ein sehr robustes Wirtschaftswachstum möglich, das es vielen Nationen gestattete, Vollbeschäftigung über einen ausgedehnten Zeitraum zu erzielen.

Das privatwirtschaftliche Wachstum verdankte sich der Ausnutzung der Staatsverschuldung, statt auf einer hohen Schuldenquote privatwirtschaftlicher Wirtschaftsteilnehmer zu beruhen. [Staatsverschuldung bedeutet, dass der Staat mehr in die Wirtschaft hineinsteckt, als er (größtenteils durch Steuern) aus ihr herauszieht. Der Staat schafft effektive Nachfrage, von der die Privatwirtschaft profitiert. Solange Kapazitäten noch frei sind – und das war lange Zeit während der Nachkriegszeit der Fall –, kann der Staat kräftig Geld in die Wirtschaft stecken, ohne dass Inflation zu einer Gefahr wird. Vielmehr ermöglicht dieses Geld die produktive Nutzung brachliegender Ressourcen.]

Hyman Minsky brachte diese Situation auf den Punkt, indem er betonte, wie solide das Finanzsystem seinerzeit war, d. h. es spielte zum einen eine relativ beschränkte Rolle im wirtschaftlichen Gesamtgeschehen – [keine Verselbstständigung gegenüber der Realwirtschaft wie heutzutage, da gewaltige Ressourcen in den Finanzmärkten zirkulieren, statt der Realwirtschaft zugeführt zu werden] – und wurde zum anderen auch sehr genau überwacht – was eben eine sinnvoll beschränkte Rolle der Finanzwirtschaft begünstigte.

Doch das Finanzsystem sollte sich unweigerlich in eine ungute Richtung entwickeln. Die zur Vorsicht mahnenden Erinnerungen an die Weltwirtschaftskrise verblassten. Der wirtschaftliche Erfolg verleitete zu höherer Risikobereitschaft. Im Zuge dessen büßte das Finanzsystem an Solidität ein. Es wurde zunehmend fragiler.

Dieser Trend entfaltete sich über einen sehr langen Zeitraum. Er endete schließlich im Jahr 2007 in einem Kollaps.

Minsky sprach vom money manager capitalism. Dieser wies in vielfacher Hinsicht Ähnlichkeiten mit dem Kapitalismus auf, wie er zur Zeit der Weltwirtschaftskrise bestanden hatte.

Welche Entwicklungen führten letztlich zum Zusammenbruch im Jahr 2007?

Ursächlich war der starke Anstieg der Schuldenquoten über einen ausgedehnten Zeitraum: Die Haushalte in den USA verschuldeten sich immer stärker relativ zu ihrem Einkommen. Zum Teil lag das daran, dass die Reallöhne in den USA für durchschnittlich besoldete Arbeitskräfte etwa seit 1974 zu wachsen aufhörten. In einer Periode von 30 Jahren folgte dem Wirtschaftswachstum kein Anstieg der Reallöhne. Ein Teil dieses Wachstums wurde dadurch finanziert, dass die Haushalte sich stärker verschuldeten. Die Unternehmen verschuldeten sich ebenfalls, zeitweise in stark beschleunigtem Maße, zum Beispiel in der Hochphase der Leveraged Buyouts [Aufnahme von Schulden, um ein Unternehmen zu kaufen] in den 1980er und den 2000er Jahren. In der Folge waren die stark verschuldeten Unternehmen gezwungen, ihre künftigen Gewinne in den Schuldendienst zu stecken, statt produktive Investitionen vorzunehmen.

Das größte Problem des money manager capitalism war jedoch die zunehmende Verschuldung von Finanzinstitutionen untereinander. Im Jahr 2007 war es schließlich dann so, dass in den USA jedem Dollar Einkommen fünf Dollar an Verbindlichkeiten gegenüberstanden. In den frühen 1930er Jahren waren es 3 Dollar Verbindlichkeiten pro einem Dollar Einkommen. Die Schuldenquote war also weitaus höher denn je.

2007 betrugen die Verbindlichkeiten von Finanzinstitutionen gegenüber anderen Finanzinstitutionen mehr als 125% des BIP. Was die Umwandlung des Finanzsystems inzwischen bewirkt hatte, war, dass Finanzinstitutionen extrem kurzfristige Refinanzierung untereinander betrieben und sich somit Liquiditätsquellen  aussetzten, die sehr anfällig und volatil waren und innerhalb kürzester Zeit „austrocknen“ konnten. Die Teilnehmer am Finanzsystem waren auf diese hoch riskante Weise miteinander vernetzt. Wenn eine größere Institution dieses Netzwerks in Schwierigkeiten geraten sollte, würde sich das Problem sofort im ganzen Finanzsystem ausbreiten.  In der globalisierten Welt der Finanzen würde dies einen weltweiten Flächenbrand entfachen. Und so kam es im Jahr 2007.



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Monday 21 January 2019

The Unbearable Slowness of the Speed of Light

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Nur Lichtgeschwindigkeit, herrje. Da kann man ungeduldig werden.

Common, can we please go faster then the speed of light.





Hondas Grown in Illinois — Der Anbau von Hondas in Illinois

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A post in German and English.

Einige unter den führenden Anhängern von MMT können sich einfach nicht von der Behauptung lösen, dass Exporte Kosten und nichts als Kosten darstellten, wohingegen Importe nutzenstiftend seien und nur nutzenstiftend. Auf einer bestimmten Ebene der Analyse – und die ist relevant für den gegenwärtigen Zweck – ist es eben wichtig, Export und Import als einen Verbundeffekt zu betrachten statt als zwei dichotome Phänomene.

Der von Bill Mitchell vertretene Irrtum wurzelt in dieser Aussage – siehe unten im Original – frei übersetzt: 

Exporte bedeuten, dass wir etwas Reales, wofür wir selbst Verwendung haben, an Fremde abgeben.

Gemeint ist also ein durch nichts kompensierter Nutzenverzicht zugunsten Anderer. Ein Akt der Schlechterstellung.

Doch dergleichen muss nicht im Spiel sein, wenn man Export und Import als einen Verbundeffekt ansieht. Selbst die Sicht auf Export und Import als dichotome Phänomene kann zeigen, dass Mitchells Annahme irrig ist.

Die Bewohner von Illinois haben mehr als genug Weizen, um die Bedürfnisse, die sie mit diesem Produkt stillen können, restlos zu befriedigen. Dennoch bauen sie noch mehr Weizen an – Weizen, den sie nicht benötigen. 

Zugleich haben die Bewohner Japans mehr als genug Pkw, um die Bedürfnisse, die sie mit diesem Produkt stillen können, restlos zu befriedigen. Dennoch stellen sie noch mehr Pkw her – Pkw, die sie nicht benötigen.

Die Bewohner von Illinois haben keine Autoindustrie und die Japaner haben nicht genug Weizen. Deshalb verschiffen die Menschen aus Illinois Weizen nach Japan, während die Japaner Pkws von Japan nach Illinois verfrachten. Die Bewohner von Illinois und Japan tauschen also das, was sie nicht benötigen, gegen das aus, was sie benötigen. Keine der beiden Parteien erleidet einen schmerzlichen Verlust dringend benötigter Realressourcen. Im Gegenteil, sie geben ab, was sie gerne abgegeben, um zu erhalten, was sie sich wünschen.

Natürlich entstehen Kosten bei der Bereitstellung des Exportguts, aber diese ermöglichen den Bezug eines gewünschten Gutes, dessen Verwendung einen Wert besitzt, der höher ist, als die Exportkosten. Die Kosten des Imports sind nicht Opportunitätskosten, die einen schmerzlichen Verlust bezeichnen, sondern die Kosten für den Erwerb eines gewünschten und anderweitig nicht beziehbaren Gutes – zum günstigsten Austauschverhältnis, das möglich ist (denn Eigenherstellung, wenn überhaupt möglich, wäre teurer als Bezug vom günstigsten Exporteur).

Wäre man nicht bereit, die mit dem Export verbundenen Kosten in Kauf zu nehmen, würde man also gar nicht erst exportieren, wäre der durch den Export ermöglichte Nutzen (Bezug gewünschter Waren) nicht zu erzielen und man wäre ärmer/weniger wohlhabend als nötig.


One of the pet themes of some proponents of MMT is this:

For an economy as a whole, imports represent a real benefit while exports are a real cost. 
Exports mean that we have to give something real to foreigners that we could use ourselves – that is obviously an opportunity cost.
  
Imports represent foreigners giving us something real that they could use themselves but which we benefit from having. The opportunity cost is all theirs!

I beg to differ. Americans purposefully enlarge the number of real things (wheat) available to them domestically being intent on exporting them, while the Japanese produce more real things (cars) than they can use domestically in a similar and complementary eagerness to export them to America.

The error in the quoted reasoning is to suggest that something is being given away "that we could use ourselves". No, says the American, we cannot use still more wheat and therefore are happy to give up the surplus attaining in return something (cars) we are not good at/capable of producing but "that we could use ourselves" — and how!

Of course, imports involves costs. But these costs are not the expression of an absolute loss (of what "we could use ourselves" but must give up without compensation) but the price to be paid for a good desired and received at the best possible exchange rate.

Not incurring the costs associated with exports that give access to desired imports (a benefit from exporting) would imply needless impoverishment.

Saturday 19 January 2019

A Look at the Money Supply — Ein Blick auf die Geldmenge (2)

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Continued from here.


... as the chart below suggests, lower money supply growth has always pointed to weaker global economic momentum going forward. In fact, if one uses Global Industrial Production growth as a proxy for the global economic expansion, or contraction, the World is now almost certainly in a recession ...


Make sure to read the entire article here.

A Look at the Money Supply — Ein Blick auf die Geldmenge (1)

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A post in German and English.


Könnte es sich so verhalten?

Could it be like this?

Warum ist die Geldmenge ein Indiktor für die Gesundheit einer Wirtschaft? Antwort: Wirtschaftswachstum bedarf der Ausweitung der Geldmenge.

Why is the money supply an indicator for the health of an economy? Answer: economic growth depends on a growing money supply.

Wenn aber Banken die Geldmenge ausweiten, sollten sie damit produktive Projekte finanzieren. Tun sie das nicht, entsteht unproduktives, inflationäres Wirtschaftswachstum, es werden Blasen an den Finanzmräkten, im Immobiliensektor etc. aufgepumpt.

When banks increase the money supply by extending loans, they ought to be targeting productive investments. Otherwise economic growth will be unproductive and inflationary, pumping up bubbles in financial and other markets (real estate etc.)

Quantitative Easing scheint genau das bewirkt zu haben. Während der Aktienmarkt von weiterer geldpolitischer Lockerung abhängig geworden ist, haben sich die grundlegenden konjunkturellen Bedingungen nicht durch QE verbessert – vielmehr scheinen sie sich eher abgeschwächt zu haben.

Quatitative easing appears to have achieved precisely that. While the stock market has become dependent on continued quantitative easing, QE has not ameliorated the fundamental condition of the economiy, which indeed seem to have deteriorated.

Die Ausdehnung der Geldmenge mihilfe der Geldpolitik hat also kaum Erfolg gezeitigt, was die Verfassung der Realwirtschaft angeht. Wenn die Zentralbanken jedoch an diesem Instrument festhalten, werden nur die Marktblasen am Leben gehalten, während sich die fundamentale Lage der Wirtschaft nicht verbessert.

Increasing the money supply by means of monetary policy has hardly been successful in  improving the real economy. Should central banks adhere to this instrument, the bubbles will be granted another lease of life while the fundamental economic situation will not become any better.

Gezielte Fiskalpolitik ist gefragt. Geldpolitik bringt Geld in die Wirtschaft ein, das nicht zweckgebuden ist: Statt Kredite auszureichen, können Banken in Finanztitel investieren. Direkte fiskalpolitische Ausgaben zur Finanzierung z. B. von Infrastrukturprojekten gewährleisten, wenn klug gewählt, dass die zusätzliche Geldmenge in produktive Investitionen gesteckt wird, die die grundlegende Verfassung der Wirtschaft verbessern.

Targeted fiscal policy is needed. Monetary policy injects money into the economy that is not designated for a specific purpose; monetary policy is not a tool compelling banks to extend (productive) loans; the latter may decide to make or support (unproductive but lucrative) investments in financial titles instead. Prudently earmarked fiscal spending is called for, financing (, say, infrastructure) projects capable of improving the condition of the economy.

Friday 18 January 2019

Hysteresis Jitters – Nervöse Hysteresis

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A post in German and English.


Hysteresis bedeutet, dass ein Effekt erst verzögert auf seine ihn auslösende Ursache reagiert. Mit ihren vorprogrammierten Handelsstrategie erzeugen und verstärken große Marktteilnehmer neue Trends, die irgendwann unwiderstehlich werden für andere kleinere Händler, deren Markteintritt den Trend übersteigert, sodass es schließlich zu einer harten Gegenbewegung kommt.

Hysteresis means that an effect lags the incidence of its cause. With their predetermined trading strategies large market players carve new trends out and strengthen them until smaller traders jump on the bandwagon exaggerating the trend and triggering a backlash. 

Laut waren die Stimmen, die die Algorithmen des automatischen Handels für den Markteinbruch im Dezember verantwortlich machten. Sie sind jetzt stumm. Doch obwohl sie darauf verzichten, den starken Kursanstieg dem automatischen Handel „anzulasten“, wissen viele Anleger und Händler sehr genau, dass die Markterholung keinen organischen Charakter hat. Sie ist darauf zurückzuführen ist, dass Händler mit vordefinierten Handelsstrategien automatisch kaufen, sobald bestimmte Schlüsselsignale zur technischen Verfassung des Marktes berührt werden.

... while everyone was blaming the algos for the December meltdown, even though nobody has "accused" the algos of creating the ongoing meltup, investors and traders know very well that the move higher is not organic, but is purely the result of systematic, algo and various other quant traders forcibly buying as a result of key technical market levels being hit.

Jack Bogle: Investment Revolutionary — Jack Bogle: Revolutionär des Sparens

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A post in English and German

Jack Bogle, the legendary founder of Vanguard, passed away yesterday at age 89.
He may not be the most well-known investor but he’s had by far the biggest impact on the investing public.
Warren Buffett said it best in his 2016 annual report:
If a statue is ever erected to honor the person who has done the most for American investors, the hands-down choice should be Jack Bogle. For decades, Jack has urged investors to invest in ultra-low-cost index funds. In his crusade… Jack was frequently mocked by the investment management industry. Today, however, he has the satisfaction of knowing that he helped millions of investors realize far better returns on their savings than they otherwise would have earned. He is a hero to them and to me.
Here are some things I learned from this brilliant man:
Meine Übersetzung:
Jack Bogle, der legendäre Gründer von Vanguard, ist gestern im Alter von 89 verstorben.
Er war vielleicht nicht der bekannteste Anleger, aber er hatte den mit Abstand größten Einfluss auf die Anleger dieser Welt.
Am besten hat es Warren Buffett in seinem Jahresbericht 2018 ausgedrückt:
Sollte jemals ein Denkmal zu Ehren des Menschen errichtet werden, der sich die größten Verdienste um amerikanische Anleger erworben hat, müsste Jack Bogle die Wahl um Längen gewinnen. Jahrzehntelang hat Jack Anleger beschworen, in die kostengünstigsten Index-Fonds zu investieren. Auf seiner Mission ... musste Jack oft den Hohn der Vermögensverwaltungsbranche über sich ergehen lassen. Heute jedoch hat er die Genugtuung zu wissen, dass er es Millionen von Anlegern ermöglicht hat, viel höhere Erträge zu erwirtschaften, als sie dies auf jede andere Weise erreicht haben könnten. Er ist ihr Held – und meiner auch. 

MMT: Not a Doctrine of Salvation — MMT: keine Heilslehre

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A post in English and German.

Ich begrüße MMT (Modern Monetary Theory) als eine wertvolle ökonomische Theorie, die uns hilft sowohl die Wirtschaft als auch die Fehler der herkömmlichen Wirtschaftslehre zu verstehen. Eines der wichtigsten Ergebnisse von MMT besagt, dass Konjunktursteuerung möglich ist und die Fiskalpolitik das wirkungsvollste Instrument hierfür ist. Es ist der Wirtschaftspolitik laut MMT möglich, Vollbeschäftigung zu gewährleisten, übermäßiger Inflation rechtzeitig entgegenzusteuern und die Wirtschaft auf dem Pfad ihres maximalen Potenzials zu halten. Das ist beeindruckend und wünschenswert, sofern die Aktivitäten, die durch die Fiskalpolitik unterstützt werden, unseren weltanschaulichen, politischen und moralischen Erwartungen entsprechen.

MMT ist insofern keine Heilslehre, als der Zweck, dem eine nach den Erkenntnissen dieser Wirtschaftslehre betriebene Wirtschaftspolitik dient, sich nicht schon aus der Doktrin ergibt, sondern von außen vorgegeben werden muss und leider auch verwerfliche, zumindest aber umstrittene Ziele umfassen kann. 

Der Neoliberalismus hingegen ist eine Heilslehre, insofern als er sich von der freien Marktwirtschaft eine Gesellschaft mit optimalen Eigenschaften verspricht. Er unterstellt also, dass die von ihm zugrunde liegende Wirtschaftstheorie bereits den Schlüssel zur bestmöglichen Gesellschaftsform enthält.

Ich stelle unten Links ein, die auf drei historische Beispiele verweisen, anhand derer zu erkennen ist, dass die Austeritätspolitik des Neoliberalismus wirtschaftlich verheerend ist. Seine Destruktivität ergibt sich aus seiner einseitigen Perspektive, die sich der Angebotsseite (d. h. besseren Bedingungen für Unternehmen) verschreibt, während sie die Nachfrageseite vernachlässigt (weil ihr die hierzu erforderlichen staatlichen Maßnahmen aus weltanschaulichen Gründen verdächtig oder zuwider sind). 

Das Beispiel des Deutschlands der 1930er Jahre zeigt jedoch, dass eine konjunkturpolitisch erfolgreiche Politik, die sich die Erkenntnisse von MMT zunutze macht oder so agiert, als täte sie dies, entsetzlichen Zielen dienen kann: Österreich der 1930er Jahre, Deutschland der 1930er Jahre und die EU heute.

English summary:

Modern Money Theory (MMT) is a welcome tool helping us to understand the economy and the errors of mainstream economics. MMT is a "manual" that tells us how to achieve full employment while keeping the economy on a path of realising its full potential, avoiding both (1) overheating and unacceptable inflation and (2) sub par performance and detrimental deflation, The instrument to achieve this is fiscal policy — government's ability to pump money in or out of the economy to stimulate aggregate demand or to throttle it. 

However, MMT is not a doctrine of salvation, but a description how the economy works, how macroeconomic crises can be avoided, keeping the economy on a steady path of success.

The purpose to which a MMT-driven fiscal policy ought to be directed cannot be ascertained and evaluated from the theory itself. 

Neoliberalism's analysis of the economy already contains in it the concept of the ideal society and the purported means of implementing it: let free markets rule and keep the government out of the economy and a good society will emerge. That is the doctrine of salvation inherent in neoliberalism, It derives from the one-sidedness of its economic point of view which only looks at the supply side (i. e. conditions conducive to firms) while being highly suspicious of, if not even inimical toward, the demand side of the economy (whose manipulation requires the kind of government interference ruled out by neoliberalism for ideological reasons).

I offer three links which, I think, illustrate that neoliberalism inevitably leads to highly detrimental austerity (as it by definition rules out massive fiscal policy intervention needed to keep an economy on a path of balanced progress): Austria in the 1930s and the EU today.

Unfortunately, fiscal space, whose possibility and effects are described by MMT, can be instrumentalised to support political goals and systems of the most objectionable kind, as we learn from the story of Germany in the 1930s.