Wednesday 28 September 2016

FV (11) — Zwischen Staatsgläubigkeit und Anarchismus

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Zwischen Staatsgläubigkeit und Anarchismus

Von beiden klar abgegrenzt, steht die Lehre von der Freiheit zwischen den Extremen der Staatsgläubigkeit einerseits und  dem Anarchismus andererseits.

Die staatsgläubige Haltung überschätzt Gutartigkeit und schöpferisches Vermögen des Staats, sieht in ihm das Instrument, mit dem wir die Gesellschaft, die uns gut und wünschenswert erscheint, zu konstruieren vermögen. Der Anarchismus überzeichnet die negative Seite des Staats, in dem er ihn für ein grundsätzliches Übel hält, das ohne Ausnahme unmoralisch und dysfunktional ist.

Beide Auffassungen übersehen die Konsequenzen, die die evolutionären Entstehungsbedingungen des Staats für seinen Charakter haben. Sie sorgen nämlich dafür, dass der Staat ein ambivalentes Gebilde ist, in dem Brauchbares und Abträgliches durchmischt anzutreffen sind.

Um zu überleben muss der Mensch in der Lage sein, Aggression, Macht, Dominanz und Herrschaft in geeigneter Form und Intensität auszuüben.

Ständig wird erprobt unter welchen Umständen, in welcher Kombination und in welcher Dosierung diese Elemente einzusetzen sind. Fehlentwicklungen und Irrtümer, die dabei auftreten, können großen Schaden anrichten; andererseits sind der menschlichen Destruktivität Grenzen gesetzt.

Bestimmte Überlebensbedingungen müssen eingehalten werden, sonst stirbt die Gattung aus. Deshalb setzen sich auf Dauer Handlungsweisen durch, die beschränkt destruktiv sind und viel konstruktives Potenzial beeinhalten. Das Gleiche gilt für den Staat, auch er ist einem Selektionsdruck ausgesetzt, der Überlebensförderliches bevozugt und Überlebensfeindliches bestraft.

Historische Episoden, in denen die Irrtümer der Staatsgläubigkeit in extremis auftreten, sind kurzlebig: der Nationalsozialismus ist nach 12 Jahren zusammengebrochen, die weltweit unternommenen kommunistischen Experimente währten nicht länger als ein Menschenleben.

Dies bestätigt, dass sowohl der staatsgläubigen Anmaßung, die im Staat einen allmächtigen Schicksalsschmied sieht, als auch der Destruktivität des Staats, die der Anarchismus für absolut und grundsätzlich hält, in Wahrheit Grenzen gesetzt sind.

Geschrieben im März 2013

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