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Ich bin unentschlossen, ob ich in diesem Blog
eine Serie über Modern Monetary Theory (MMT) lancieren soll, deren Ziel es ist,
als systematische und umfassende Darstellung dieser Variante modernen
(Makro-)Ökonomie zu dienen.
Was dafür spricht ist, dass MMT eine ziemlich
kohärente Form des ökonomischen Denkens darstellt, die sich in hohem Maße zur
Anwendung auf grundlegende Fragestellungen und sehr konkrete
wirtschaftspolitische Themen eignet; zudem liefert sie eine ausgezeichnete
Kritik der arrivierten Ökonomie und bietet eine nützliche Plattform
paradigmatische Kontroversen. Diskussionen und Darstellungen von MMT sollten
stets Platz lassen für vernünftige Kritik und Widerlegung; was immer für
Unebenheiten und Fehler sie an den Tag legen mag, ich schätze sie, im Gegensatz
zum wirtschaftswissenschaftlichen Hauptstrom, als ein geschlossenes
Argumentationsgebilde, das imstande ist, den willkürlich revidierten Prämissen
und den auf bizarre Weise unrealistischen und falschen Annahmen, die der
zeitgenössischen (wirtschaftspolitisch bestimmenden) Ökonomie) zugrunde liegen,
eine Alternative entgegen zusetzen.
Freilich weiß ich nicht, welchen
Schwierigkeiten, Zweifeln und Widerlegungen ich auf dem Weg hin einer
umfassenden Darstellung begegnen mag. Einstweilen fühle ich mich von MMT
angezogen wegen ihrer Eleganz (Vollständigkeit), Ehrlichkeit (überzeugendes
Hinterfragen der wirtschaftswissenschaftlichen Hauptstroms) und Relevanz ( als
Paradigma, das hilfreich ist bei der Bewertung wichtiger Gesichtspunkte der
zeitgenössischen wirtschaftlichen Realität).
So weit die Pluspunkte (siehe dazu auch das PS
unten). Aber welche Abstriche sind zu machen?
Ich habe es natürlich mit einem gewaltigen
Projekt zu tun. Werde ich die Zeit finden und das Durchhaltevermögen
aufbringen, um es zu verwirklichen? Finde ich eine Herangehensweise an das
Thema, die sinnvoll ist und vielleicht sogar ein fehlendes Element in das
Prisma der Versuche MMT darzustellen einfügt? Gerne würde ich die Darstellung
so beginnen und die Abfolge der Kapitel so gestalten, dass der sich entfaltende
Gegenstand im Lichte einiger der wichtigen grundlegenden Prämissen von MMT
erscheint — aber habe ich die Theorie gründlich genug durchdacht, um in der
Lage zu sein, eine derartige logische Struktur zu entwickeln (und dabei jene
Zweifel und Kritik an den ökonomischen Hauptströmungen verständlich werden zu
lassen, die im Bauplan der MMT angelegt sind?
Schließlich wäre da noch eine psychologische
Hürde: Ich bin zwar einstweilen überzeugt, dass MMT hilfreich darin ist,
wichtige Verbesserungen der gesamtgesellschaftlichen Wohlfahrt zu
identifizieren und durchzuführen, besonders indem sie die Rolle deutlich macht,
die dem fiskalpolitischen Spielraum des Staats bei der Ermöglichung von
Wohlfahrtsfortschritten zukommt, die andernfalls nicht zu erzielen wären (die
Vermeidung und Überwindung schwere Wirtschaftskrisen und besonders von
Arbeitslosigkeit und die Bereitstellung öffentlicher Güter).
Doch sind die
Vorstellungen darüber, wie die Menschen den fiskalpolitischen Spielraum
auszufüllen wünschen, von Natur aus kontrovers und die MMT ist nicht imstande,
viele dieser Meinungsverschiedenheiten auszuräumen. Man mag vom Standpunkt der
MMT ebenso gut „grüne“ Energiepolitik als wünschenswert und wohlfahrtsfördernd
ansehen wie man zu diametral entgegengesetzten Schlussfolgerungen gelangen
kann. MMT hilft einem nicht dabei zu entscheiden, ob der Glaube an globale
Erderwärmung und die Forcierung „erneuerbarer“ Energien ein Gebot der Vernunft
oder eine Eselei sind.
Es ist also so, dass selbst wenn man über eine
einigermaßen taugliche ökonomische Theorie verfügt, immer noch die Gefahr
besteht, sich in seinen wirtschaftspolitischen Entscheidungen ganz fürchterlich
zu irren.
Der Eifer, der mich als Autor antreibt, war
wohl größer als ich noch an wirtschaftliche und soziale Paradigmen und
Maßnahmen (unterschwellig) glaubte, die ein höchstes und endgültiges Wohl
verhießen. Einen solchen Glauben habe ich nicht mehr.
PS
Ein interessanter sprachlicher Aspekt: manche
behaupten „pluses and minuses“ sei falsch und schlagen daher vor, “pros and
cons“ zu verwenden. Hier eine
davon abweichende Auffassung:
"Pluses and minuses" is perfectly okay, as
is "pros and cons". Your new teacher is just displaying a personal
quirk.
Actually, the two expressions sometimes have
different meanings. "Pros and cons" generally means "arguments
for and arguments against". "Pluses and minuses" often means
"advantages and disadvantages", which sometimes are not the same
thing as arguments for and against.
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