Monday 30 April 2018

Free Trade (9) — Shortcomings (II) — Long-Term Development Prospects


Continued from here / fortgesetzt von hier. An English dicussion of the below is to be found here and at greater length here.

Wir hatten schon festgestellt, dass Länder, die sich stärker dem Freihandel  öffnen, eine bessere wirtschaftliche Entwicklung durchlaufen als solche, die sich in größerem Maße abschotten (siehe hier und hier).

Wir müssen aber gleich dazu sagen, dass eine bedingungslose, vollkommene und sofortige Öffnung für den Außenhandel nicht zum optimalen Ergebnis führt. Protektionistische Maßnahmen und Staatseingriffe zur Förderung der Exportwirtschaft spielen eine nicht unbedeutende Rolle auf dem Weg zum erfolgreichen Außenhandel. Außer England, dem konkurrenzlosen Pionier der Industrialisierung, hat kein Land der Welt den Weg in die erfolgreiche Industrialisierung ohne derartige Interventionen gefunden. Alle haben sie sich Zöllen und sonstiger Mittel des Protektionismus bedient, um den Außenhandel den Anforderungen einer langfristig gedeihlichen Wirtschaftsentwicklung dienlich zu machen. 

Das Modell der komparativen Vorteile, das Ricardo entwickelt hat, um den Freihandel zu rechtfertigen, ist blind für viele Aspekte, die berücksichtigt werden müssen, wenn ein Land sich auf Dauer wirtschaftlich entwickeln soll. Es sind bestimmte eher kurzfristige Effekte, die das Modell der komparativen Vorteil einfängt, allerdings auch nur um den Preis statischer Annahmen, die in einer dynamischen Welt nicht erfüllt werden. Dazu später mehr. Einstweilen fassen wir vorwegnehmend zusammen: Den kurzfristigen Vorteilen des Freihandels stehen erhebliche Nachteile für die langfristige Entwicklung der betreffenden Länder gegenüber. Denn die kurzfristigen Effizienzgewinne, die durch Ausnutzung komparativer Vorteile realisiert werden, sind nicht ausreichend, um zu verhindern, dass sich die Position der Entwicklungsländer (E.) im Vergleich zu der der entwickelten Länder (EL.) zunehmend nachteilig gestaltet. Dies vor allem, weil die E. durch das statische Modell der komparativen Vorteile auf die Erzeugung und den Handel von Produkten festgelegt werden, die sie an einer dynamischen Entwicklung hindern – oder nicht zu einer solchen führen) – und den entwickelten Handelspartnern größere Handelsvorteile eintragen als den E.

Wir haben ja bei der Darstellung des Grundmodells des Freihandels, dem Modell der komparativen Vorteile, aufgezeigt:
Statisch sind diese Handelsvorteile, die allein auf der Ausnutzung komparativer Vorteile beruhen,  insofern, als sie per se nicht dazu führen, die Produktionsbasis selbst zu verbessern. Vielmehr verschiebt sich unter einem Regime des komparativen Vorteils der Produktionsschwerpunkt der gegebenen Produktionsbasis von den vergleichsweise ineffizient produzierenden zu den vergleichsweise effizient produzierenden. Es wird also effizienter produziert, aber auf Basis der unveränderten Produktionsmöglichkeiten und Produktivitätsmaxima.
Der Außenhandel verschiebt die  internationalen Produktionsschwerpunkte, sodass alles, wo immer es zwischen den Handelspartnern produziert wird, effizienter produziert wird als zuvor. Doch der Freihandel ändert nichts daran, dass die Produkte der E. einem niedrigeren Entwicklungsniveau, einer weniger leistungsfähigen Produktionsbasis entsprechen. Die Effizienzvorteile beruhen auf einem Zustand, bei dem das geringere Entwicklungsniveau der E. „festgefroren“ ist. Was die E. jedoch benötigen, ist das Aufbrechen dieser Produktionsstruktur, die Schaffung neuer Industrien und damit die Fähigkeit, andere, höherwertige Exportgüter anzubieten. Hierzu jedoch ist es erforderlich, diese neuen Industrien zu fördern und mindestens solange von übermächtiger Konkurrenz abzuschirmen, bis sie ausreichend wettbewerbsfähig geworden sind.

Im nächsten Post betrachten wir beleuchten wir die vielen Anforderungen erfolgreicher wirtschaftlicher Entwicklung, die von der Freihandelsdoktrin nicht erfasst werden.



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