Tuesday 10 May 2016

Staatsverschuldung (3) - Schuldendienst

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Sind die USA in der Lage, Ihren Schuldendienst zu bedienen, wenn die Zinsen steigen?

Wie die Dinge stehen, und wie uns das Beispiel Japans lehrt (siehe unten), dürfte einstweilen wohl weiterhin gelten: Wenn sie darauf bestehen, sind die Vereinigten Staaten durchaus in der Lage, die Kosten, welche ihnen im Zusammenhang mit ihrem Schuldendienst entstehen, nach Belieben zu kontrollieren. Denn es ist dem Gutdünken der amerikanischen Regierung überlassen zu entscheiden, welche US-Schuldtitel zu welchen Konditionen emittiert werden.

Niemand kann sie daran hindern, die Fristen- und Zinsstruktur der aufgelegten Anleihen nach ihren Vorstellungen zu verändern. Niemand kann die Vereinigten Staaten daran hindern, ihre gesamten am Kapitalmarkt emittierten Verbindlichkeiten auf Titel zu reduzieren mit, sagen wir, einer Laufzeit von 30 Tagen und einer Rendite von 0,35%. Solange die Bonität der USA nicht in Frage steht, dürften sich immer Investoren finden, die ihre unverzinslichen Bargeldbestände gerne gegen risikolose Papiere mit positiver Rendite eintauschen.

Betrachtet man Japan, so stellt man fest, dass selbst ein exorbitanter Anstieg der Staatsverschuldung durchaus einhergehen kann mit stark fallenden und dauerhaft niedrigen Zinsen. Länder wie die USA und Japan dominieren den Markt für ihre eigenen Staatsanleihen, wie oben angesprochen, und sind so in der Lage, die Kosten ihrer Verbindlichkeiten unter Kontrolle zu halten. Immer vorausgesetzt, dass die Wirtschaft in einem einigermaßen guten Zustand, insbesondere im Vergleich zu anderen Volkswirtschaften, verbleibt.

Zudem ist es so, dass die Staatsschulden der USA seit Längerem einen rückläufigen Trend (gemessen am BIP) aufweisen. Sie waren schon sehr viel höher, und der Staat ist nicht nur gut mit ihnen fertig geworden, er hat sie auch dienstbar zu machen gewusst für sinnvolle Zwecke (Bewältigung der Weltwirtschaftskrise, Kriegsfinanzierung im 2. Weltkrieg). Ein Anstieg des Zinsniveaus auf 5% würde den Schuldendienst auf etwa 7% des BIP anheben — deutlich weniger als die 10%, die während der Großen Finanzkrise zu berappen waren, oder die 30% während des zweiten Weltkriegs oder ähnlich hohe Zahlen in der Zeit als man die Weltwirtschaftskrise bekämpfte. Die Crux ist eben: werden die Mittel so eingesetzt, dass sie eine starke oder eine erstarkende Wirtschaft begünstigen oder werden sie missbräuchlich eingesetzt?

Befürchtungen, der Anstieg des Zinsniveaus in den Vereinigten Staaten werde zu einer unerträglichen Zinsbelastung führen sind auch schon deshalb fragwürdig, weil sie einen grundsätzlichen volkswirtschaftlichen Sachverhalt außer Acht lassen. Wann steigen denn die Zinsen? Wenn die Wirtschaft wieder zu florieren beginnt. In diesem Fall greifen die "automatischen Stabilisatoren", die in einem Wirtschaftsabschwung weniger Steuereinnahmen und mehr Staatsausgaben bedeuten, nun in ungekehrtem Sinne: die Staatseinnahmen erhören sich und die Notwendigkeit von Staatsausgaben verringert sich. 

Angesichts der japanischen Stagnation auf hohem Niveau, der volkswirtschaftlichen Selbstverstümmelung Europas durch die Einführung des Euro und in Anbetracht des Umstands, dass China ein ganz unsicherer Kantonist bleibt, ist nicht zu erkennen, dass Amerikas führende Stellung als leistungsfähigste Volkswirtschaft der Welt und somit als sicherer Hafen für Anleihe-Investoren in absehbarer Zeit ernsthaft gefährdet ist.

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