Thursday 8 June 2017

(8) EF — Keynes's Sisyphus Challenge

Image credit.



This is Keynes's Sisyphus challenge (see source here).

“If the Treasury were to fill old bottles with banknotes, bury them at suitable depths in disused coalmines which are then filled up to the surface with town rubbish, and leave it to private enterprise on well-tried principles of laissez-faire to dig the notes up again (the right to do so being obtained, of course, by tendering for leases of the note-bearing territory), there need be no more unemployment and, with the help of the repercussions, the real income of the community, and its capital wealth also, would probably become a good deal greater than it actually is. It would, indeed, be more sensible to build houses and the like; but if there are political and practical difficulties in the way of this, the above would be better than nothing.” 

Keynes fordert uns mit follgendem Sisyphos-Szenario heraus: 

"Sollte das Finanzministerium darauf verfallen, alte Flaschen mit Banknoten vollzustopfen und sie in gehöriger Tiefe in stillgelegten Kohlebergwerken vergraben, um diese sodann bis zur Erdoberfläche mit städtischem Abfall anzufüllen, und es schließlich privaten Unternehmen überlassen, die Banknoten auf Grundlage bewährter Prinzipien des Laissez Faire wieder auszugraben (wobei sie natürlich das Recht dazu erworben haben aufgrund eines Ausschreibungswettbewerbs für die Pacht des Geländes, in dem sich die Banknoten befinden), bestünde kein Grund mehr, warum Beschäftigungslosigkeit herrschen müsste, und dadurch, dass die Sache ihre Kreise zieht, dürften das Realeinkommen der Gemeinschaft ebenso wie ihr Reichtum an Kapital sich um ein erkleckliches Maß gegenüber der bestehenden Situation erhöhen. Zweifelsohne würde es sinnvoller sein, Häuser zu bauen und dergleichen; sollten dem aber politische und praktische Schwierigkeiten im Wege stehen, wäre die oben umrissene Vorgehensweise besser als nichts." 

(Nachdem ich meine obige Übersetzung ins Deutsche vollendet hatte, habe ich im Internet folgende deutsche Übersetzung von 1936 gefunden: 

„Wenn das Schatzamt alte Flaschen mit Banknoten füllen und sie in geeigneten Tiefen in verlassenen Kohlebergwerken vergraben würde, sie dann bis zur Oberfläche mit städtischem Kehricht füllen würde und es dem privaten Unternehmergeist nach den erprobten Grundsätzen des laissez-faire überlassen würde, die Noten wieder auszugraben (wobei das Recht, also zu tun, natürlich durch Offerten für die Pacht des Grundstücks, in dem die Noten liegen, zu erwerben wäre), brauchte es keine Arbeitslosigkeit mehr zu geben, und mit Hilfe der Rückwirkungen würde das Realeinkommen des Gemeinwesens wie auch sein Kapitalreichtum wahrscheinlich viel größer als jetzt werden. Es wäre zwar viel vernünftiger, Häuser und dergleichen zu bauen, aber wenn dem politische und praktische Schwierigkeiten im Wege stehen, wäre das obige[n] besser als gar nichts.“ (John Maynard Keynes, Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, München und Leipzig 1936, S. 110.) 

Mein Kommentar: Ich vermute, Keynes will folgende Logik anhand dieses Bildes zum Ausdruck bringen. Wenn Arbeitslosigkeit herrscht, weil es Menschen an Einkommen fehlt, dann muss die Arbeitslosigkeit verschwinden, wenn die Menschen wieder ein Einkommen haben. 

Es scheint mir so zu sein, dass mindestens drei, im Zitat nicht ausdrücklich angesprochene Bedingungen erfüllt sein müssen, wenn es ökonomisch Sinn ergeben soll: Erstens, das Einkommen der (nun wieder eingestellten) Beschäftigten muss um ein Nennenwertes höher sein als das Einkommen der Arbeitslosen. Zweitens, die Beschäftigten (die nun nicht mehr beschäftigungslos sind) haben eine hohe Konsumneigung, d.h. sie geben ihr Geld zum großen Teil für Dinge aus, die wir als nützlich bezeichnen würden und finanzieren somit den produktiven Einsatz der volkswirtschaftlichen Ressourcen, die zuvor noch brachliegen mussten wegen mangelnder Nachfrage, sprich mangelnden Einkommens/mangelnder Kaufkraft. Drittens, das neu ermöglichte Einkommen wird nicht auf Dinge verwendet (auch nicht durch steuerliche Abzweigung), die die volkswirtschaftliche Produktivität herabsetzen. 

Denn, ich glaube, es ist eines, eine krisenhafte Nachfrage-Delle auszubügeln, meinetwegen auch durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, die per se kaum produktiv sind, aber helfen, die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen, so dass letztlich auch wieder Nachfrage für Arbeitskraft in produktiveren Arbeitsfeldern bestehen wird. Es ist etwas anderes, Arbeitsfelder zu subventionieren, die die Fähigkeit der Wirtschaft, ihre Produktivität zu entwickeln, untergraben. 

Wenn der Staat zum Beispiel aus (quasi-)religiösen Gründen die Energiewirtschaft zerstört und somit einen Kernbereich des Produktivitätswachstums in eine regressive Entwicklung stürzt, wird auf Dauer ein inflationärer Trend befördert, d.h. die nominelle Nachfrage übersteigt die Produktionskapazität der Wirtschaft. 

Falls also Beschäftigungslose eingestellt werden, um Windräder anzupusten (eine produktivitätstechnisch regressive Form von Arbeit), wird auf Dauer eine Situation befördert, die die Volkswirtschaft verarmen lässt. Die Ressourcen-Basis der Volkswirtschaft schrumpft und damit auch die Fähigkeit des Staats Ressourcen aufzuwenden, um wirtschaftlich belastete Teile der Bevölkerung zu unterstützen und die Wirtschaft in Gang zu bringen. 

— — — 

My comment: I suspect, in the scenario outlined above, Keynes tries to visualise the following logic: When there is unemployment, because people are lacking in income, then unemployment will disappear when people have an income again. 

It seems to me that in order to make economic sense at least three conditions must be fulfilled that have not been explicitly mentioned in the above quote from Keynes: First, the income of (the newly employed) workers must be appreciably higher than the income of the unemployed. 

Second, the (re-)employed elicit rather a high propensity to consume, i.e. they spend their money largely on things that we would consider useful and thus help finance the productive use of the economic resources that previously were lying idle due to deficient demand, i.e. lack of income / lack of purchasing power. 

Third, the newly acquired income is not used (including uses financed by taxing the new income gainers) to support activities that dimish the economy's productivity.

For, I believe, it is one thing to iron out a crisis induced by a dip in demand, possibly even by job creation schemes that are hardly of a productive nature by themselves, but are instrumental in starting up the economy so that, at the end of the day, there will be more demand for labour in more productive fields. It is another thing to subsidise areas of work that undermine the capacity of an economy to operate in a productive way.

If, say for quasi-religious reasons, government destroys the energy industry, plunging a core constitutent in the development of productivity into regression, this will tend to foster an inflationary trend in the longer run, i.e. nominal demand will surpass the economy's productive capacity. 

If the unemployed are paid to blow at wind turbines (a regressive form of labour in terms of productivity), this will encourage the impoverishment of the economy in the long run. The resource base of the economy dwindles, and with it the ability of government to use resources to support economically challenged parts of the population and to crank up the economy.

3 comments:

  1. Gibt es in der Praxis eine Möglichkeit, um zu verhindern, dass das Geld in sinnlose Unternehmungen investiert wird? Ist ein Zuschuss für Barrierefreies Bauen so was ähnliches wie Geld zum Ausgraben vergraben?

    ReplyDelete
    Replies
    1. Ich habe die zweite Frage noch nicht beantwortet: "Ist ein Zuschuss für Barrierefreies Bauen so was ähnliches wie Geld zum Ausgraben vergraben?"

      Die Antwort lautet "nein", wenn die Bezuschussung von bestimmten Baumaßnahmen (a) nachfragewirksam ist, d.h. sie pumpt Geld in beschäftigungsrelevante Sektoren der Wirtschaft, und (b) einem vernünftigen Zweck dient, wie das der Fall wäre, wenn "barrierefrei" das Leben für alte Menschen erheblich verbessert, aus Leid Komfort macht. Natürlich ist so eine Einschätzung abhängig davon, welche Werte man für wichtig hält. Ich finde es ist in Ordnung, wenn in einer reichen Gesellschaft der Staat sich an Bemühungen beteiligt, Menschen ein menschenwürdiges Alter(n) zu ermöglichen. Aber diese moralischen Prämissen sind ein Kapitel für sich, das ich hier ausklammern muss.

      Die Frage ist nur, sorgen denn die genauen Modalitäten der Bezuschussung dafür, dass dieses Ziel (vornehmlich den bedürftigsten Alten zu helfen) erreicht wird. Wenn die Bezuschussung in Form von zinsreduzierten Krediten erfolgt, ist altersarmen Menschen nicht geholfen, eher denen, die sich "barrierefrei" ohnehin leisten können, nur dass sie jetzt eine billigere Finanzierung bekommen, vielleicht nur 0,5% auf den Kredit zahlen müssen und weiterhin (netto) 4,5% statt vorher 5% an Zinsgewinn aus anderen Investitionen ziehen. Am Schluss wird "barrierefrei" eine Art Statussymbol für die bessergestellten Senioren, von denen viele derlei Maßnahmen nicht benötigen oder leicht selbst für sie aufkommen könnten. Wie bei vielen Subventionen werden nicht unbedingt die Bedürftigsten unterstützt - in Deutschland schenkt man den wohlhabenderen Bürgern, die genug Kapital für die entsprechenden Anfangsinvestitionen besitzen, Geld durch Einspeisungssubventionen, und lässt die weniger Betuchten und Armen dramatisch gestiegene Strompreise zahlen, oder stellt ihnen den Strom ab.

      Wir sehen hier andeutungshalber: je genauer man die Bezuschussungs-Modalitäten kennenlernt, desto mehr Unsinniges ("unintended consequences") kann zum Vorschein kommen; und letzten Endes ist oft vor allem dem Image von Gutmensch-Politikern geholfen und einer Behörde ein soziales Feigenblatt mehr angebebbt worden.

      Wenn also mein Negativszenario zuträfe, dann hättest du wohl recht, dass "Barrierefreies Bauen so was ähnliches wie Geld zum Ausgraben vergraben" ist.

      Es wäre vielleicht nachfragewirksam (das ist auch eine empirische Frage) aber es wäre weder sozialpolitisch noch verteilungspolitisch sinnvoll.

      Was MMT richtig aufzeigt, sind Bedingungen unter denen der fiskalpolitische Spielraum sehr viel größer sein kann, als wir gerade heute, in einer austeritätsverliebten Zeit, denken; aber das Entdecken eines solchen ungeahnten Spielraums bedeutet noch nicht, dass wir wissen, wie er sinnvoll genutzt werden kann.

      Delete
  2. Spontan würde ich folgendes sagen: grundsätzlich kann die Frage, was sinnvolles Investieren ist und was nicht, Gegenstand von Meinungsverschiedenheiten sein. Deshalb ist eine demokratische Kultur so wichtig, die es erlaubt uns im Meinungswettbewerb vor Gefahren unsinniger Entscheidungen und auch nachträglich durch Korrekturentscheidungen (die in einem politischen Wettbewerb fallen) zu schützen. (Persönliche Freiheit und persönliche wirtschaftliche Verantwortlichkeit gehören auch zu einer solchen demokratisch-pluralistischen Kultur.) Verkettet mit der Frage, was sinnvolle Investitionen sind, ist die andere Frage, was produktiv und was nicht produktive ist. Ich glaube, es gibt objektive Maßstäbe, Produktivität, Wirtschaftlichkeit zu bestimmen, aber auch strittige Fälle. Prinzipiell ist produktiv, was uns gestattet, mit den selben Ressourcen mehr zu erzeugen (ein Fahrer-plus-Bagger ist produktiver als ein Arbeiter-plus-Schaufel). Wenn wir so definierte Produktivität untergraben, haben wir weniger Zeug, mit dem wir unsere Wünsche erfüllen können. Wir mögen uns zwar einschränken, um ein (vermeintlich) höheres Gut zu erlangen (zum Beispiel religiöse Produktivitätsverbote wie bei den Amish oder den Mennoniten), das ist aber eher untypisch für eine wirtschaftlich starke und wohlhabende Gesellschaft, die lässt den menschlichen Wunschhorizont offen und findet Wege, neue Wünsche durch produktive Verfahren zu befriedigen. Ich glaube, die Wirtschaft muss schon ein sehr hohes Produktivitätsniveau besitzen, wenn Projekte wie barrierefreies Bauen in das neuste Level an Lebensstandard eingehen sollen. Auch wenn wir nicht immer sicher sein könne, in den meisten Fällen sind wir schon in der Lage zu unterscheiden, ob ein Ziel wirtschaftlich/rationell/produktiv angegangen wird, oder eben nicht. Die Politik kann leider dazu verbogen werden, unwirtschaftliche und unsinnige Projekte im ganz großen Stil zu erzwingen (z.B. die Fehlkonstruktion EU oder die so genannte Energiewende) - die werden sich aber auf Dauer nicht halten (in einer offenen Gesellschaft) oder sie stellen sich als Nägel im Sarg einer Gesellschaft heraus (siehe UdSSR mit ihrer so genannten "Plan-"Wirtschaft, die in Wirklichkeit nur mühsam verwaltetes Chaos war). Danke für die anregende Frage - vielleicht inspiriert sie mich zu einem neuen Post.

    ReplyDelete